halte, und so leicht und geschickt auf dem- selben sitze, daß er etwas, es mag seyn, was es will, ohne Mühe von der Erde aufheben kann. -- Es giebt Leute unter ihnen, die die Reitkunst so gut verstehen, daß sie mit den Füßen auf dem Pferde stehen, und es dennoch den völlsten Galop können laufen lassen. -- Das Mail-Spiel, das Bogenschießen und das Werfen mit dem Wurfspieße, sind gleich- sam Spiele, die zu Pferde gefeiret werden. Das Mail-Spiel geschieht auf einem großen Platze, an dessen Ende einige Pfeiler neben einander stehen, durch welche man reiten muß. Man wirft die Kugel mitten auf den Platz, und die Spieler rennen im Galop auf sie zu, um sie zu treffen. Die Maillen sind kurz, so daß man sich bis unter den Sattel beugen muß, um sie zu erreichen. Derjenige erhält den Preis, wer die Kugel zuerst durch die Pfeiler getrieben hat. Es ist aber nöthig, daß ein jeder ge- schwinde reite und richtig treffe.
Das Bogenschießen zu Pferde geschieht auf folgende Art. Man schießt nämlich nach einer goldenen Schale, welche oben auf einem hohen Mastbaume befestigt ist. Der Reuter holt weit aus, und rennt in vollem Galop nach diesem Orte, und wenn er an den Mast- baum kommt; so schießt er seinen Pfeil ab, indem er sich mit dem ganzen Leibe auf den Rü- cken des Pferdes legt. Dieser Zeitvertreib ist in allen Städten Persiens gebräulich, so daß
sich
halte, und ſo leicht und geſchickt auf dem- ſelben ſitze, daß er etwas, es mag ſeyn, was es will, ohne Muͤhe von der Erde aufheben kann. — Es giebt Leute unter ihnen, die die Reitkunſt ſo gut verſtehen, daß ſie mit den Fuͤßen auf dem Pferde ſtehen, und es dennoch den voͤllſten Galop koͤnnen laufen laſſen. — Das Mail-Spiel, das Bogenſchießen und das Werfen mit dem Wurfſpieße, ſind gleich- ſam Spiele, die zu Pferde gefeiret werden. Das Mail-Spiel geſchieht auf einem großen Platze, an deſſen Ende einige Pfeiler neben einander ſtehen, durch welche man reiten muß. Man wirft die Kugel mitten auf den Platz, und die Spieler rennen im Galop auf ſie zu, um ſie zu treffen. Die Maillen ſind kurz, ſo daß man ſich bis unter den Sattel beugen muß, um ſie zu erreichen. Derjenige erhaͤlt den Preis, wer die Kugel zuerſt durch die Pfeiler getrieben hat. Es iſt aber noͤthig, daß ein jeder ge- ſchwinde reite und richtig treffe.
Das Bogenſchießen zu Pferde geſchieht auf folgende Art. Man ſchießt naͤmlich nach einer goldenen Schale, welche oben auf einem hohen Maſtbaume befeſtigt iſt. Der Reuter holt weit aus, und rennt in vollem Galop nach dieſem Orte, und wenn er an den Maſt- baum kommt; ſo ſchießt er ſeinen Pfeil ab, indem er ſich mit dem ganzen Leibe auf den Ruͤ- cken des Pferdes legt. Dieſer Zeitvertreib iſt in allen Staͤdten Perſiens gebraͤulich, ſo daß
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halte, und ſo leicht und geſchickt auf dem-
ſelben ſitze, daß er etwas, es mag ſeyn, was
es will, ohne Muͤhe von der Erde aufheben
kann. — Es giebt Leute unter ihnen, die
die Reitkunſt ſo gut verſtehen, daß ſie mit den
Fuͤßen auf dem Pferde ſtehen, und es dennoch
den voͤllſten Galop koͤnnen laufen laſſen. —
Das Mail-Spiel, das Bogenſchießen und
das Werfen mit dem Wurfſpieße, ſind gleich-
ſam Spiele, die zu Pferde gefeiret werden.
Das Mail-Spiel geſchieht auf einem großen
Platze, an deſſen Ende einige Pfeiler neben
einander ſtehen, durch welche man reiten muß.
Man wirft die Kugel mitten auf den Platz,
und die Spieler rennen im Galop auf ſie zu,
um ſie zu treffen. Die Maillen ſind kurz, ſo
daß man ſich bis unter den Sattel beugen muß,
um ſie zu erreichen. Derjenige erhaͤlt den Preis,
wer die Kugel zuerſt durch die Pfeiler getrieben
hat. Es iſt aber noͤthig, daß ein jeder ge-
ſchwinde reite und richtig treffe.
Das Bogenſchießen zu Pferde geſchieht
auf folgende Art. Man ſchießt naͤmlich nach
einer goldenen Schale, welche oben auf einem
hohen Maſtbaume befeſtigt iſt. Der Reuter
holt weit aus, und rennt in vollem Galop
nach dieſem Orte, und wenn er an den Maſt-
baum kommt; ſo ſchießt er ſeinen Pfeil ab,
indem er ſich mit dem ganzen Leibe auf den Ruͤ-
cken des Pferdes legt. Dieſer Zeitvertreib iſt
in allen Staͤdten Perſiens gebraͤulich, ſo daß
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/66>, abgerufen am 24.11.2024.
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