sich auch die Könige darinn zu üben pflegen. SefiII. hatte sein einziges Vergnügen daran, und war darinn so geschickt, daß er allemal die Schale im ersten oder zweytenmale herun- ter schoß.
Das Kämpfen und Ringen ist nur eine Leibesübung für den gemeinen Pöbel. Eine jede Stadt hat ihre gedungene Ringer, und vornehme Herren halten ihrer eine große Men- ge. Die Ringer sind bis auf eine enge und kurze lederne Hose, die nur die Schamglieder bedecket, ganz nackend. Sie schmieren den Leib und die Beinkleider mit einer gelben Po- made, die aus Oehl und einem Pulver, Han- na genannt, gemacht wird, damit sie sich ein- ander nicht so leicht anpacken können. Wäh- rend dem Kämpfen wird eine kleine Trommel gerührt, und die Kämpfer schlagen sich nach dem Tacte derselben. Bey dem Anfange, ge- ben sie sich einander die Hände, zum Zeichen eines guten Streits; alsdenn schlagen sie gleich- sam nach dem Tacte, auf die Schenkel und Hüften, um sich dadurch in gehörige Positur und Othem zu setzen. Darauf gehen sie mit großem Geschrey auf einander loß, und ein je- der bemühet sich, seinen Gegner niederzuwer- fer. Derjenige trägt den Sieg davon, wer den andern auf die Erde, entweder auf den Bauch, oder auf den Rücken geworfen hat. Dieß geschieht gemeiniglich, wenn der Sieger seinen Gegner bey dem Kampfe in die Höhe
hebt,
ſich auch die Koͤnige darinn zu uͤben pflegen. SefiII. hatte ſein einziges Vergnuͤgen daran, und war darinn ſo geſchickt, daß er allemal die Schale im erſten oder zweytenmale herun- ter ſchoß.
Das Kaͤmpfen und Ringen iſt nur eine Leibesuͤbung fuͤr den gemeinen Poͤbel. Eine jede Stadt hat ihre gedungene Ringer, und vornehme Herren halten ihrer eine große Men- ge. Die Ringer ſind bis auf eine enge und kurze lederne Hoſe, die nur die Schamglieder bedecket, ganz nackend. Sie ſchmieren den Leib und die Beinkleider mit einer gelben Po- made, die aus Oehl und einem Pulver, Han- na genannt, gemacht wird, damit ſie ſich ein- ander nicht ſo leicht anpacken koͤnnen. Waͤh- rend dem Kaͤmpfen wird eine kleine Trommel geruͤhrt, und die Kaͤmpfer ſchlagen ſich nach dem Tacte derſelben. Bey dem Anfange, ge- ben ſie ſich einander die Haͤnde, zum Zeichen eines guten Streits; alsdenn ſchlagen ſie gleich- ſam nach dem Tacte, auf die Schenkel und Huͤften, um ſich dadurch in gehoͤrige Poſitur und Othem zu ſetzen. Darauf gehen ſie mit großem Geſchrey auf einander loß, und ein je- der bemuͤhet ſich, ſeinen Gegner niederzuwer- fer. Derjenige traͤgt den Sieg davon, wer den andern auf die Erde, entweder auf den Bauch, oder auf den Ruͤcken geworfen hat. Dieß geſchieht gemeiniglich, wenn der Sieger ſeinen Gegner bey dem Kampfe in die Hoͤhe
hebt,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0067"n="47"/>ſich auch die Koͤnige darinn zu uͤben pflegen.<lb/><hirendition="#fr">Sefi</hi><hirendition="#aq">II.</hi> hatte ſein einziges Vergnuͤgen daran,<lb/>
und war darinn ſo geſchickt, daß er allemal<lb/>
die Schale im erſten oder zweytenmale herun-<lb/>
ter ſchoß.</p><lb/><p>Das <hirendition="#fr">Kaͤmpfen</hi> und <hirendition="#fr">Ringen</hi> iſt nur eine<lb/>
Leibesuͤbung fuͤr den gemeinen Poͤbel. Eine<lb/>
jede Stadt hat ihre gedungene Ringer, und<lb/>
vornehme Herren halten ihrer eine große Men-<lb/>
ge. Die Ringer ſind bis auf eine enge und<lb/>
kurze lederne Hoſe, die nur die Schamglieder<lb/>
bedecket, ganz nackend. Sie ſchmieren den<lb/>
Leib und die Beinkleider mit einer gelben Po-<lb/>
made, die aus Oehl und einem Pulver, <hirendition="#fr">Han-<lb/>
na</hi> genannt, gemacht wird, damit ſie ſich ein-<lb/>
ander nicht ſo leicht anpacken koͤnnen. Waͤh-<lb/>
rend dem Kaͤmpfen wird eine kleine Trommel<lb/>
geruͤhrt, und die Kaͤmpfer ſchlagen ſich nach<lb/>
dem Tacte derſelben. Bey dem Anfange, ge-<lb/>
ben ſie ſich einander die Haͤnde, zum Zeichen<lb/>
eines guten Streits; alsdenn ſchlagen ſie gleich-<lb/>ſam nach dem Tacte, auf die Schenkel und<lb/>
Huͤften, um ſich dadurch in gehoͤrige Poſitur<lb/>
und Othem zu ſetzen. Darauf gehen ſie mit<lb/>
großem Geſchrey auf einander loß, und ein je-<lb/>
der bemuͤhet ſich, ſeinen Gegner niederzuwer-<lb/>
fer. Derjenige traͤgt den Sieg davon, wer<lb/>
den andern auf die Erde, entweder auf den<lb/>
Bauch, oder auf den Ruͤcken geworfen hat.<lb/>
Dieß geſchieht gemeiniglich, wenn der Sieger<lb/>ſeinen Gegner bey dem Kampfe in die Hoͤhe<lb/><fwplace="bottom"type="catch">hebt,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[47/0067]
ſich auch die Koͤnige darinn zu uͤben pflegen.
Sefi II. hatte ſein einziges Vergnuͤgen daran,
und war darinn ſo geſchickt, daß er allemal
die Schale im erſten oder zweytenmale herun-
ter ſchoß.
Das Kaͤmpfen und Ringen iſt nur eine
Leibesuͤbung fuͤr den gemeinen Poͤbel. Eine
jede Stadt hat ihre gedungene Ringer, und
vornehme Herren halten ihrer eine große Men-
ge. Die Ringer ſind bis auf eine enge und
kurze lederne Hoſe, die nur die Schamglieder
bedecket, ganz nackend. Sie ſchmieren den
Leib und die Beinkleider mit einer gelben Po-
made, die aus Oehl und einem Pulver, Han-
na genannt, gemacht wird, damit ſie ſich ein-
ander nicht ſo leicht anpacken koͤnnen. Waͤh-
rend dem Kaͤmpfen wird eine kleine Trommel
geruͤhrt, und die Kaͤmpfer ſchlagen ſich nach
dem Tacte derſelben. Bey dem Anfange, ge-
ben ſie ſich einander die Haͤnde, zum Zeichen
eines guten Streits; alsdenn ſchlagen ſie gleich-
ſam nach dem Tacte, auf die Schenkel und
Huͤften, um ſich dadurch in gehoͤrige Poſitur
und Othem zu ſetzen. Darauf gehen ſie mit
großem Geſchrey auf einander loß, und ein je-
der bemuͤhet ſich, ſeinen Gegner niederzuwer-
fer. Derjenige traͤgt den Sieg davon, wer
den andern auf die Erde, entweder auf den
Bauch, oder auf den Ruͤcken geworfen hat.
Dieß geſchieht gemeiniglich, wenn der Sieger
ſeinen Gegner bey dem Kampfe in die Hoͤhe
hebt,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/67>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.