hebt, und diesen gleich darauf wieder nieder- wirft, und überhaupt durch langes Ringen seine Kräfte erschöpft sind.
Zu den öffentlichen Belustigungen gehört auch das Fechten. Ehe das Gefecht vor sich geht, legen die Fechter erst ihre Waffen zu ih- ren Füßen, welche in einem geraden Säbel und einem Schilde bestehen. Sie legen sich auf die Knie, und küssen sie mit dem Munde und der Stirn. Nachher stehen sie auf, nehmen die Waffen in die Hand, tanzen und springen nach dem Tone einer kleinen Trommel, und machen mit der größesten Leichtigkeit und Ge- schwindigkeit mancherley Bewegungen und Po- situren. Hierauf schreiten sie zum Hiebe und hauen allemal mit der Schneide, wofern sie nicht allzu nahe beysammen stehen: denn als- dann gehen sie auf den Stoß. Ein jeder be- mühet sich, die Stöße mit dem Schilde, den er trägt, aus zu pariren. Diese Art vom Streit nimmt bisweilen ein trauriges Ende, wenn die Fechter in Hitze gerathen; merkt man indessen aber, daß sie zu hitzig werden; so bringt man sie aus einander.
Man findet in Persien auch Leute, die sich auf das Wettlaufen legen; doch aber gehören diese Arten von Uebungen nur für die königli- chen Läufer. Unter diese kann Niemand auf- genommen werden, der nicht in zwey Tagen, so lange die Sonne scheint, eine Bahn, von an- derthalb französischen Meilen, vier und zwan-
zigmal
hebt, und dieſen gleich darauf wieder nieder- wirft, und uͤberhaupt durch langes Ringen ſeine Kraͤfte erſchoͤpft ſind.
Zu den oͤffentlichen Beluſtigungen gehoͤrt auch das Fechten. Ehe das Gefecht vor ſich geht, legen die Fechter erſt ihre Waffen zu ih- ren Fuͤßen, welche in einem geraden Saͤbel und einem Schilde beſtehen. Sie legen ſich auf die Knie, und kuͤſſen ſie mit dem Munde und der Stirn. Nachher ſtehen ſie auf, nehmen die Waffen in die Hand, tanzen und ſpringen nach dem Tone einer kleinen Trommel, und machen mit der groͤßeſten Leichtigkeit und Ge- ſchwindigkeit mancherley Bewegungen und Po- ſituren. Hierauf ſchreiten ſie zum Hiebe und hauen allemal mit der Schneide, wofern ſie nicht allzu nahe beyſammen ſtehen: denn als- dann gehen ſie auf den Stoß. Ein jeder be- muͤhet ſich, die Stoͤße mit dem Schilde, den er traͤgt, aus zu pariren. Dieſe Art vom Streit nimmt bisweilen ein trauriges Ende, wenn die Fechter in Hitze gerathen; merkt man indeſſen aber, daß ſie zu hitzig werden; ſo bringt man ſie aus einander.
Man findet in Perſien auch Leute, die ſich auf das Wettlaufen legen; doch aber gehoͤren dieſe Arten von Uebungen nur fuͤr die koͤnigli- chen Laͤufer. Unter dieſe kann Niemand auf- genommen werden, der nicht in zwey Tagen, ſo lange die Sonne ſcheint, eine Bahn, von an- derthalb franzoͤſiſchen Meilen, vier und zwan-
zigmal
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hebt, und dieſen gleich darauf wieder nieder-
wirft, und uͤberhaupt durch langes Ringen
ſeine Kraͤfte erſchoͤpft ſind.
Zu den oͤffentlichen Beluſtigungen gehoͤrt
auch das Fechten. Ehe das Gefecht vor ſich
geht, legen die Fechter erſt ihre Waffen zu ih-
ren Fuͤßen, welche in einem geraden Saͤbel und
einem Schilde beſtehen. Sie legen ſich auf die
Knie, und kuͤſſen ſie mit dem Munde und der
Stirn. Nachher ſtehen ſie auf, nehmen die
Waffen in die Hand, tanzen und ſpringen
nach dem Tone einer kleinen Trommel, und
machen mit der groͤßeſten Leichtigkeit und Ge-
ſchwindigkeit mancherley Bewegungen und Po-
ſituren. Hierauf ſchreiten ſie zum Hiebe und
hauen allemal mit der Schneide, wofern ſie
nicht allzu nahe beyſammen ſtehen: denn als-
dann gehen ſie auf den Stoß. Ein jeder be-
muͤhet ſich, die Stoͤße mit dem Schilde, den
er traͤgt, aus zu pariren. Dieſe Art vom Streit
nimmt bisweilen ein trauriges Ende, wenn die
Fechter in Hitze gerathen; merkt man indeſſen
aber, daß ſie zu hitzig werden; ſo bringt man
ſie aus einander.
Man findet in Perſien auch Leute, die ſich
auf das Wettlaufen legen; doch aber gehoͤren
dieſe Arten von Uebungen nur fuͤr die koͤnigli-
chen Laͤufer. Unter dieſe kann Niemand auf-
genommen werden, der nicht in zwey Tagen,
ſo lange die Sonne ſcheint, eine Bahn, von an-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/68>, abgerufen am 24.11.2024.
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