das Reich nach und nach seinen Kindern ab, damit ihre Mütter das Vergnügen haben, sie auf dem Throne zu sehen. Dieser Wechsel geschieht auf die geheimnißvollste Weise. Ein Mikaddo (oder welches, wie bereits erklärt, ein Dairi) stirbt, oder entsagt der Krone, ohne daß jemand etwas davon erfährt. Dieß geht so weit, daß sogar der Hof von Jeddo nicht eher davon benachrichtigt wird, bis der Nachfolger eingesetzt ist.
Diesem höchsten geistlichen Oberhaupte überläßt der Cubo zu seinem Unterhalte, die Einkünfte der Stadt Meaco, mit ihrem Ge- biete, nebst einigen Gnadengeldern, die eben nicht richtig bezahlt werden. Allein der Dairi zieht einen sichern Gewinn von der Macht, die er hat, Ehrentitel zu vergeben und zu verkau- fen, und zwar nicht allein an Privatpersonen, sondern an den Cubo selbst, der ihm dieß Vor- recht der höchsten Gewalt gelaßen hat *). Die meisten Einkünfte dieses geistlichen Monarchen werden dazu angewandt, seiner ohnmächtigen königlichen Würde ein gewisses Ansehen zu ver- schaffen: denn die Regel dieses Hofes ist, das Volk durch einen äußerlichen Glanz zu hinter- gehen, die Armuth durch den Aufwand zu ver- bergen, und die ihm würklich fehlende Macht durch den Schein zu ersetzen. Diese Prahlerey
zeigt
*) Diese Titel kommen mit denen, von unsern Herzogen, Grafen und Rittern überein.
das Reich nach und nach ſeinen Kindern ab, damit ihre Muͤtter das Vergnuͤgen haben, ſie auf dem Throne zu ſehen. Dieſer Wechſel geſchieht auf die geheimnißvollſte Weiſe. Ein Mikaddo (oder welches, wie bereits erklaͤrt, ein Dairi) ſtirbt, oder entſagt der Krone, ohne daß jemand etwas davon erfaͤhrt. Dieß geht ſo weit, daß ſogar der Hof von Jeddo nicht eher davon benachrichtigt wird, bis der Nachfolger eingeſetzt iſt.
Dieſem hoͤchſten geiſtlichen Oberhaupte uͤberlaͤßt der Cubo zu ſeinem Unterhalte, die Einkuͤnfte der Stadt Meaco, mit ihrem Ge- biete, nebſt einigen Gnadengeldern, die eben nicht richtig bezahlt werden. Allein der Dairi zieht einen ſichern Gewinn von der Macht, die er hat, Ehrentitel zu vergeben und zu verkau- fen, und zwar nicht allein an Privatperſonen, ſondern an den Cubo ſelbſt, der ihm dieß Vor- recht der hoͤchſten Gewalt gelaßen hat *). Die meiſten Einkuͤnfte dieſes geiſtlichen Monarchen werden dazu angewandt, ſeiner ohnmaͤchtigen koͤniglichen Wuͤrde ein gewiſſes Anſehen zu ver- ſchaffen: denn die Regel dieſes Hofes iſt, das Volk durch einen aͤußerlichen Glanz zu hinter- gehen, die Armuth durch den Aufwand zu ver- bergen, und die ihm wuͤrklich fehlende Macht durch den Schein zu erſetzen. Dieſe Prahlerey
zeigt
*) Dieſe Titel kommen mit denen, von unſern Herzogen, Grafen und Rittern uͤberein.
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[78/0104]
das Reich nach und nach ſeinen Kindern ab,
damit ihre Muͤtter das Vergnuͤgen haben, ſie
auf dem Throne zu ſehen. Dieſer Wechſel
geſchieht auf die geheimnißvollſte Weiſe. Ein
Mikaddo (oder welches, wie bereits erklaͤrt, ein
Dairi) ſtirbt, oder entſagt der Krone, ohne daß
jemand etwas davon erfaͤhrt. Dieß geht ſo
weit, daß ſogar der Hof von Jeddo nicht eher
davon benachrichtigt wird, bis der Nachfolger
eingeſetzt iſt.
Dieſem hoͤchſten geiſtlichen Oberhaupte
uͤberlaͤßt der Cubo zu ſeinem Unterhalte, die
Einkuͤnfte der Stadt Meaco, mit ihrem Ge-
biete, nebſt einigen Gnadengeldern, die eben
nicht richtig bezahlt werden. Allein der Dairi
zieht einen ſichern Gewinn von der Macht, die
er hat, Ehrentitel zu vergeben und zu verkau-
fen, und zwar nicht allein an Privatperſonen,
ſondern an den Cubo ſelbſt, der ihm dieß Vor-
recht der hoͤchſten Gewalt gelaßen hat *). Die
meiſten Einkuͤnfte dieſes geiſtlichen Monarchen
werden dazu angewandt, ſeiner ohnmaͤchtigen
koͤniglichen Wuͤrde ein gewiſſes Anſehen zu ver-
ſchaffen: denn die Regel dieſes Hofes iſt, das
Volk durch einen aͤußerlichen Glanz zu hinter-
gehen, die Armuth durch den Aufwand zu ver-
bergen, und die ihm wuͤrklich fehlende Macht
durch den Schein zu erſetzen. Dieſe Prahlerey
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*) Dieſe Titel kommen mit denen, von unſern
Herzogen, Grafen und Rittern uͤberein.
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/104>, abgerufen am 21.11.2024.
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