überhäuft haben, nehmen sie mit allen seinem Range zukommenden Respects-Bezeigungen, von ihm Abschied.
Ueber die Hochachtung, in welcher die ge- heiligte Person des Dairi noch itzt steht, geht nichts in der Welt. Man sieht ihn noch eben so an wie sie in den ältesten Zeiten sind gehalten worden. (man sehe die vorhergehende Anmerkung)
In den Zimmern dieses Fürsten zählt man drey hundert und sechs und sechszig Götzenbilder, die wechselsweise bey seinem Bette Wache halten. Wenn seine Heiligkeit nicht wohl geschlafen hat, bekommt der Götze, der Wache gestanden hat, die Bastonnade, und wird zur Strafe auf hun- dert Tage aus dem Pallaste verbannt *).
Die Würde eines Dairi ist erblich. Dem ordentlichen Laufe nach gehört sie dem Aeltesten. Allein in Ermangelung männlicher Erben, erhält das Frauenzimmer den Thron, und man hat schon Beyspiele, daß so gar die Wittwen der Mikaddo das Reich beherrscht haben. Ereignet sich's daß über die Krone einiger Streit entsteht; so entscheidet ihn die Geistlichkeit. Oftmals legt der Vater die Regierung nieder, und tritt
das
*) Ein Zeichen in welcher Hochachtung dieser Mon- arche in Japan steht, ist noch dieses, daß das Volk das Wasser, worinn der Dairi seine Füße wäscht, für heilig hält. Man sammelt es, hebt's auf, und niemand untersteht sich, es zu weltlichen Dingen zu verbrauchen.
uͤberhaͤuft haben, nehmen ſie mit allen ſeinem Range zukommenden Reſpects-Bezeigungen, von ihm Abſchied.
Ueber die Hochachtung, in welcher die ge- heiligte Perſon des Dairi noch itzt ſteht, geht nichts in der Welt. Man ſieht ihn noch eben ſo an wie ſie in den aͤlteſten Zeiten ſind gehalten worden. (man ſehe die vorhergehende Anmerkung)
In den Zimmern dieſes Fuͤrſten zaͤhlt man drey hundert und ſechs und ſechszig Goͤtzenbilder, die wechſelsweiſe bey ſeinem Bette Wache halten. Wenn ſeine Heiligkeit nicht wohl geſchlafen hat, bekommt der Goͤtze, der Wache geſtanden hat, die Baſtonnade, und wird zur Strafe auf hun- dert Tage aus dem Pallaſte verbannt *).
Die Wuͤrde eines Dairi iſt erblich. Dem ordentlichen Laufe nach gehoͤrt ſie dem Aelteſten. Allein in Ermangelung maͤnnlicher Erben, erhaͤlt das Frauenzimmer den Thron, und man hat ſchon Beyſpiele, daß ſo gar die Wittwen der Mikaddo das Reich beherrſcht haben. Ereignet ſich’s daß uͤber die Krone einiger Streit entſteht; ſo entſcheidet ihn die Geiſtlichkeit. Oftmals legt der Vater die Regierung nieder, und tritt
das
*) Ein Zeichen in welcher Hochachtung dieſer Mon- arche in Japan ſteht, iſt noch dieſes, daß das Volk das Waſſer, worinn der Dairi ſeine Fuͤße waͤſcht, fuͤr heilig haͤlt. Man ſammelt es, hebt’s auf, und niemand unterſteht ſich, es zu weltlichen Dingen zu verbrauchen.
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uͤberhaͤuft haben, nehmen ſie mit allen ſeinem
Range zukommenden Reſpects-Bezeigungen,
von ihm Abſchied.
Ueber die Hochachtung, in welcher die ge-
heiligte Perſon des Dairi noch itzt ſteht, geht
nichts in der Welt. Man ſieht ihn noch eben
ſo an wie ſie in den aͤlteſten Zeiten ſind gehalten
worden. (man ſehe die vorhergehende Anmerkung)
In den Zimmern dieſes Fuͤrſten zaͤhlt man
drey hundert und ſechs und ſechszig Goͤtzenbilder,
die wechſelsweiſe bey ſeinem Bette Wache halten.
Wenn ſeine Heiligkeit nicht wohl geſchlafen hat,
bekommt der Goͤtze, der Wache geſtanden hat,
die Baſtonnade, und wird zur Strafe auf hun-
dert Tage aus dem Pallaſte verbannt *).
Die Wuͤrde eines Dairi iſt erblich. Dem
ordentlichen Laufe nach gehoͤrt ſie dem Aelteſten.
Allein in Ermangelung maͤnnlicher Erben,
erhaͤlt das Frauenzimmer den Thron, und man
hat ſchon Beyſpiele, daß ſo gar die Wittwen der
Mikaddo das Reich beherrſcht haben. Ereignet
ſich’s daß uͤber die Krone einiger Streit entſteht;
ſo entſcheidet ihn die Geiſtlichkeit. Oftmals
legt der Vater die Regierung nieder, und tritt
das
*) Ein Zeichen in welcher Hochachtung dieſer Mon-
arche in Japan ſteht, iſt noch dieſes, daß das
Volk das Waſſer, worinn der Dairi ſeine Fuͤße
waͤſcht, fuͤr heilig haͤlt. Man ſammelt
es, hebt’s auf, und niemand unterſteht ſich, es
zu weltlichen Dingen zu verbrauchen.
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/103>, abgerufen am 21.11.2024.
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