in welcher Zeit die Japaner haufenweise auf die- se Insul kommen, und ihre kostbaren Boutiken aufschlagen, die mit allerhand Waaren ange- füllt sind,) ohne eine andre Veränderung zu haben, als daß sie spielen, trinken und schöne Mamsells oder Damen zu ihrem Vergnügen mie- then können, denn diese werden ihnen von den Bayos oder japanischen Herrn leicht zugestan- den, welche es gar nicht unter ihrer Würde hal- ten, den Fremden mit dergleichen Waaren zu dienen.
Die holländische Compagnie hält in Japan einen eignen Director: eine Stelle die sehr ein- träglich ist. Aber er kann es nur ein Jahr lang bleiben, und nach Verlauf desselben, muß er auf eben dem Schiffe, welches seinen Nachfol- ger überbringt, nach Batavia zurück gehen. Eine seiner hauptsächlichsten Verrichtungen be- steht darinn, alle Jahre mit einem zahlreichen Gefolge nach Jeddo zu gehen, um dem Kayser seine Aufwartung zu machen, und ihm die ge- wöhnlichen Geschenke zu überreichen. Diese Geschenke, die ordentlich müßen abgetragen wer- den, und deren Werth und Beschaffenheit von den Commissarien des Kaysers bestimmt wird, sind wenig von einem wahren Tribut unterschie- den Die Gesandschaft selbst wird in Japan, nach Kämpfers Bericht, als ein öffentliches Zeichen der Unterthänigkeit und des Gehorsams angesehen, den die holländische Republik dem Kayser erweißt. Daher nennt auch das Volk
die
in welcher Zeit die Japaner haufenweiſe auf die- ſe Inſul kommen, und ihre koſtbaren Boutiken aufſchlagen, die mit allerhand Waaren ange- fuͤllt ſind,) ohne eine andre Veraͤnderung zu haben, als daß ſie ſpielen, trinken und ſchoͤne Mamſells oder Damen zu ihrem Vergnuͤgen mie- then koͤnnen, denn dieſe werden ihnen von den Bayos oder japaniſchen Herrn leicht zugeſtan- den, welche es gar nicht unter ihrer Wuͤrde hal- ten, den Fremden mit dergleichen Waaren zu dienen.
Die hollaͤndiſche Compagnie haͤlt in Japan einen eignen Director: eine Stelle die ſehr ein- traͤglich iſt. Aber er kann es nur ein Jahr lang bleiben, und nach Verlauf deſſelben, muß er auf eben dem Schiffe, welches ſeinen Nachfol- ger uͤberbringt, nach Batavia zuruͤck gehen. Eine ſeiner hauptſaͤchlichſten Verrichtungen be- ſteht darinn, alle Jahre mit einem zahlreichen Gefolge nach Jeddo zu gehen, um dem Kayſer ſeine Aufwartung zu machen, und ihm die ge- woͤhnlichen Geſchenke zu uͤberreichen. Dieſe Geſchenke, die ordentlich muͤßen abgetragen wer- den, und deren Werth und Beſchaffenheit von den Commiſſarien des Kayſers beſtimmt wird, ſind wenig von einem wahren Tribut unterſchie- den Die Geſandſchaft ſelbſt wird in Japan, nach Kaͤmpfers Bericht, als ein oͤffentliches Zeichen der Unterthaͤnigkeit und des Gehorſams angeſehen, den die hollaͤndiſche Republik dem Kayſer erweißt. Daher nennt auch das Volk
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[102/0128]
in welcher Zeit die Japaner haufenweiſe auf die-
ſe Inſul kommen, und ihre koſtbaren Boutiken
aufſchlagen, die mit allerhand Waaren ange-
fuͤllt ſind,) ohne eine andre Veraͤnderung zu
haben, als daß ſie ſpielen, trinken und ſchoͤne
Mamſells oder Damen zu ihrem Vergnuͤgen mie-
then koͤnnen, denn dieſe werden ihnen von den
Bayos oder japaniſchen Herrn leicht zugeſtan-
den, welche es gar nicht unter ihrer Wuͤrde hal-
ten, den Fremden mit dergleichen Waaren zu
dienen.
Die hollaͤndiſche Compagnie haͤlt in Japan
einen eignen Director: eine Stelle die ſehr ein-
traͤglich iſt. Aber er kann es nur ein Jahr lang
bleiben, und nach Verlauf deſſelben, muß er
auf eben dem Schiffe, welches ſeinen Nachfol-
ger uͤberbringt, nach Batavia zuruͤck gehen.
Eine ſeiner hauptſaͤchlichſten Verrichtungen be-
ſteht darinn, alle Jahre mit einem zahlreichen
Gefolge nach Jeddo zu gehen, um dem Kayſer
ſeine Aufwartung zu machen, und ihm die ge-
woͤhnlichen Geſchenke zu uͤberreichen. Dieſe
Geſchenke, die ordentlich muͤßen abgetragen wer-
den, und deren Werth und Beſchaffenheit von
den Commiſſarien des Kayſers beſtimmt wird,
ſind wenig von einem wahren Tribut unterſchie-
den Die Geſandſchaft ſelbſt wird in Japan,
nach Kaͤmpfers Bericht, als ein oͤffentliches
Zeichen der Unterthaͤnigkeit und des Gehorſams
angeſehen, den die hollaͤndiſche Republik dem
Kayſer erweißt. Daher nennt auch das Volk
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/128>, abgerufen am 21.11.2024.
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