-- Diese Gründe ließ der Kayser zum Theil gelten, und es wurde ihnen endlich wieder er- laubt, mit ihnen Handel zu treiben, aber doch unter solchen harten Bedingungen -- wovon wir die vornehmsten kurz vorher beschrieben ha- ben -- daß ihr Handel sehr darunter leidet.
Was die Factorey der Holländer in Japan betrift; so liegt sie auf der Spitze eines Felsen auf einer kleinen Insul, Namens Desima, welche von der Stadt Nangasaki nur durch ei- nen Fluß und Mauer unterschieden ist, die sie von aller Gemeinschaft der Stadt ausschließet. Diese kleine Insul soll nach Thewenots Be- richte, nur zwey Meilen im Umfange haben; und kein Holländer darf sichs unterstehen, einen Fuß von derselben zu setzen, -- welches 9 Mo- nathe währt -- wenn er sich nicht von der Wa- che in Stücken will zerhauen lassen. Ferner ist es ihnen auch nicht erlaubt, mit diesen Wäch- tern, oder sonst mit Japanern Umgang zu hal- ten, außer mit denen die der Gouverneur zu Factoren, Dollmätschern und dergleichen Aem- tern ernennt. Noch mehr: es ist ihnen nicht einmal erlaubt, so wenig ein Licht in ihren Häu- sern, als am Bord der Schiffe, anzuzünden. Kurz, sie dürfen sich nicht rühren.
Diesem sclavischen Zustande und strengen Einschränkungen, müßen sich die Matrosen so- wohl als Kaufleute, die zur Factorey gehören, unterwerfen, (nur die sechs Wochen ausge- nommen, da öffentliche Messe gehalten wird,
in
G 3
— Dieſe Gruͤnde ließ der Kayſer zum Theil gelten, und es wurde ihnen endlich wieder er- laubt, mit ihnen Handel zu treiben, aber doch unter ſolchen harten Bedingungen — wovon wir die vornehmſten kurz vorher beſchrieben ha- ben — daß ihr Handel ſehr darunter leidet.
Was die Factorey der Hollaͤnder in Japan betrift; ſo liegt ſie auf der Spitze eines Felſen auf einer kleinen Inſul, Namens Deſima, welche von der Stadt Nangaſaki nur durch ei- nen Fluß und Mauer unterſchieden iſt, die ſie von aller Gemeinſchaft der Stadt ausſchließet. Dieſe kleine Inſul ſoll nach Thewenots Be- richte, nur zwey Meilen im Umfange haben; und kein Hollaͤnder darf ſichs unterſtehen, einen Fuß von derſelben zu ſetzen, — welches 9 Mo- nathe waͤhrt — wenn er ſich nicht von der Wa- che in Stuͤcken will zerhauen laſſen. Ferner iſt es ihnen auch nicht erlaubt, mit dieſen Waͤch- tern, oder ſonſt mit Japanern Umgang zu hal- ten, außer mit denen die der Gouverneur zu Factoren, Dollmaͤtſchern und dergleichen Aem- tern ernennt. Noch mehr: es iſt ihnen nicht einmal erlaubt, ſo wenig ein Licht in ihren Haͤu- ſern, als am Bord der Schiffe, anzuzuͤnden. Kurz, ſie duͤrfen ſich nicht ruͤhren.
Dieſem ſclaviſchen Zuſtande und ſtrengen Einſchraͤnkungen, muͤßen ſich die Matroſen ſo- wohl als Kaufleute, die zur Factorey gehoͤren, unterwerfen, (nur die ſechs Wochen ausge- nommen, da oͤffentliche Meſſe gehalten wird,
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— Dieſe Gruͤnde ließ der Kayſer zum Theil
gelten, und es wurde ihnen endlich wieder er-
laubt, mit ihnen Handel zu treiben, aber doch
unter ſolchen harten Bedingungen — wovon
wir die vornehmſten kurz vorher beſchrieben ha-
ben — daß ihr Handel ſehr darunter leidet.
Was die Factorey der Hollaͤnder in Japan
betrift; ſo liegt ſie auf der Spitze eines Felſen
auf einer kleinen Inſul, Namens Deſima,
welche von der Stadt Nangaſaki nur durch ei-
nen Fluß und Mauer unterſchieden iſt, die ſie
von aller Gemeinſchaft der Stadt ausſchließet.
Dieſe kleine Inſul ſoll nach Thewenots Be-
richte, nur zwey Meilen im Umfange haben;
und kein Hollaͤnder darf ſichs unterſtehen, einen
Fuß von derſelben zu ſetzen, — welches 9 Mo-
nathe waͤhrt — wenn er ſich nicht von der Wa-
che in Stuͤcken will zerhauen laſſen. Ferner iſt
es ihnen auch nicht erlaubt, mit dieſen Waͤch-
tern, oder ſonſt mit Japanern Umgang zu hal-
ten, außer mit denen die der Gouverneur zu
Factoren, Dollmaͤtſchern und dergleichen Aem-
tern ernennt. Noch mehr: es iſt ihnen nicht
einmal erlaubt, ſo wenig ein Licht in ihren Haͤu-
ſern, als am Bord der Schiffe, anzuzuͤnden.
Kurz, ſie duͤrfen ſich nicht ruͤhren.
Dieſem ſclaviſchen Zuſtande und ſtrengen
Einſchraͤnkungen, muͤßen ſich die Matroſen ſo-
wohl als Kaufleute, die zur Factorey gehoͤren,
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/127>, abgerufen am 21.11.2024.
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