beobachten müßen, wenn sie sich jährlich zu den Füßen ihres Monarchen hinwerfen, seine Ober- herrschaft zu erkennen, und ihm ihren Gehor- sam zu beweisen.
Kämpfer, dem alles bisher angeführte zuge- hört, erzählt noch andre Dinge, die bey einer andern Audienz, bey welcher er gewesen, vorge- fallen sind, und wo er und seine Gefährten, wie er selbst sagt, sehr lächerliche Personen vor- gestellt hätten. -- Der Kayser empfing die Holländer in einem Saale von verschiedenen Abtheilungen. Einige derselben waren offen, andre aber waren mit Gitterfenstern verschlossen. Die Mitte des Saals war blos, d. h. ohne Teppiche und Schirme: hier stellte man die Holländer hin, die Befehl erhielten, sich zu setzen. Zu ihrer Rechten saß der Kayser, und die Kayserinn hintern Gittern verborgen. Die Prinzen von Geblüte, und die Damen der Kay- serinn, waren hinter andern Gittern, den Holländern gegen über. Auf diese Art, sagt Kämpfer, hatte man das Theater ein- gerichtet, worauf wir unsre Rolle spielen sollten. Nach den ersten Komplimen- ten verwandelte sich der erste Aufzug in eine lustige Nachkomödie. Man legte den Holländern viele und närrische Fragen vor. Zuerst verlangte der Kayser den Namen und das Alter, von einem jeden insbesondre, den sie auf ein Papier schrieben, welches der erste Mi- nister dem Kayser durchs Gitter reichen mußte.
Man
beobachten muͤßen, wenn ſie ſich jaͤhrlich zu den Fuͤßen ihres Monarchen hinwerfen, ſeine Ober- herrſchaft zu erkennen, und ihm ihren Gehor- ſam zu beweiſen.
Kaͤmpfer, dem alles bisher angefuͤhrte zuge- hoͤrt, erzaͤhlt noch andre Dinge, die bey einer andern Audienz, bey welcher er geweſen, vorge- fallen ſind, und wo er und ſeine Gefaͤhrten, wie er ſelbſt ſagt, ſehr laͤcherliche Perſonen vor- geſtellt haͤtten. — Der Kayſer empfing die Hollaͤnder in einem Saale von verſchiedenen Abtheilungen. Einige derſelben waren offen, andre aber waren mit Gitterfenſtern verſchloſſen. Die Mitte des Saals war blos, d. h. ohne Teppiche und Schirme: hier ſtellte man die Hollaͤnder hin, die Befehl erhielten, ſich zu ſetzen. Zu ihrer Rechten ſaß der Kayſer, und die Kayſerinn hintern Gittern verborgen. Die Prinzen von Gebluͤte, und die Damen der Kay- ſerinn, waren hinter andern Gittern, den Hollaͤndern gegen uͤber. Auf dieſe Art, ſagt Kaͤmpfer, hatte man das Theater ein- gerichtet, worauf wir unſre Rolle ſpielen ſollten. Nach den erſten Komplimen- ten verwandelte ſich der erſte Aufzug in eine luſtige Nachkomoͤdie. Man legte den Hollaͤndern viele und naͤrriſche Fragen vor. Zuerſt verlangte der Kayſer den Namen und das Alter, von einem jeden insbeſondre, den ſie auf ein Papier ſchrieben, welches der erſte Mi- niſter dem Kayſer durchs Gitter reichen mußte.
Man
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0132"n="106"/>
beobachten muͤßen, wenn ſie ſich jaͤhrlich zu den<lb/>
Fuͤßen ihres Monarchen hinwerfen, ſeine Ober-<lb/>
herrſchaft zu erkennen, und ihm ihren Gehor-<lb/>ſam zu beweiſen.</p><lb/><p>Kaͤmpfer, dem alles bisher angefuͤhrte zuge-<lb/>
hoͤrt, erzaͤhlt noch andre Dinge, die bey einer<lb/>
andern Audienz, bey welcher er geweſen, vorge-<lb/>
fallen ſind, und wo er und ſeine Gefaͤhrten,<lb/>
wie er ſelbſt ſagt, ſehr laͤcherliche Perſonen vor-<lb/>
geſtellt haͤtten. — Der Kayſer empfing die<lb/>
Hollaͤnder in einem Saale von verſchiedenen<lb/>
Abtheilungen. Einige derſelben waren offen,<lb/>
andre aber waren mit Gitterfenſtern verſchloſſen.<lb/>
Die Mitte des Saals war blos, d. h. ohne<lb/>
Teppiche und Schirme: hier ſtellte man die<lb/>
Hollaͤnder hin, die Befehl erhielten, ſich zu<lb/>ſetzen. Zu ihrer Rechten ſaß der Kayſer, und<lb/>
die Kayſerinn hintern Gittern verborgen. Die<lb/>
Prinzen von Gebluͤte, und die Damen der Kay-<lb/>ſerinn, waren hinter andern Gittern, den<lb/>
Hollaͤndern gegen uͤber. <hirendition="#fr">Auf dieſe Art,</hi><lb/>ſagt Kaͤmpfer, <hirendition="#fr">hatte man das Theater ein-<lb/>
gerichtet, worauf wir unſre Rolle ſpielen<lb/>ſollten. Nach den erſten Komplimen-<lb/>
ten verwandelte ſich der erſte Aufzug in<lb/>
eine luſtige Nachkomoͤdie.</hi> Man legte<lb/>
den Hollaͤndern viele und naͤrriſche Fragen vor.<lb/>
Zuerſt verlangte der Kayſer den Namen und das<lb/>
Alter, von einem jeden insbeſondre, den ſie<lb/>
auf ein Papier ſchrieben, welches der erſte Mi-<lb/>
niſter dem Kayſer durchs Gitter reichen mußte.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Man</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[106/0132]
beobachten muͤßen, wenn ſie ſich jaͤhrlich zu den
Fuͤßen ihres Monarchen hinwerfen, ſeine Ober-
herrſchaft zu erkennen, und ihm ihren Gehor-
ſam zu beweiſen.
Kaͤmpfer, dem alles bisher angefuͤhrte zuge-
hoͤrt, erzaͤhlt noch andre Dinge, die bey einer
andern Audienz, bey welcher er geweſen, vorge-
fallen ſind, und wo er und ſeine Gefaͤhrten,
wie er ſelbſt ſagt, ſehr laͤcherliche Perſonen vor-
geſtellt haͤtten. — Der Kayſer empfing die
Hollaͤnder in einem Saale von verſchiedenen
Abtheilungen. Einige derſelben waren offen,
andre aber waren mit Gitterfenſtern verſchloſſen.
Die Mitte des Saals war blos, d. h. ohne
Teppiche und Schirme: hier ſtellte man die
Hollaͤnder hin, die Befehl erhielten, ſich zu
ſetzen. Zu ihrer Rechten ſaß der Kayſer, und
die Kayſerinn hintern Gittern verborgen. Die
Prinzen von Gebluͤte, und die Damen der Kay-
ſerinn, waren hinter andern Gittern, den
Hollaͤndern gegen uͤber. Auf dieſe Art,
ſagt Kaͤmpfer, hatte man das Theater ein-
gerichtet, worauf wir unſre Rolle ſpielen
ſollten. Nach den erſten Komplimen-
ten verwandelte ſich der erſte Aufzug in
eine luſtige Nachkomoͤdie. Man legte
den Hollaͤndern viele und naͤrriſche Fragen vor.
Zuerſt verlangte der Kayſer den Namen und das
Alter, von einem jeden insbeſondre, den ſie
auf ein Papier ſchrieben, welches der erſte Mi-
niſter dem Kayſer durchs Gitter reichen mußte.
Man
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/132>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.