Aus allen den damals bekannten Religionen entlehnte er gewisse Lehrsätze, die er mit Geschick- lichkeit zu ordnen und sie der wollüstigen Den- kensart der Araber in den Zeiten recht gut an- zupaßen wußte. -- Er zeigte sich seiner Frau lange Zeit vorher, ehe er würklich loß brach, daß es mit ihm nicht recht richtig wäre. End- lich begab er sich allein in eine Höle am Berge Hara, brachte seinen Entwurf seiner neuen Religion in Ordnung -- vielleicht um sich in den Ruf eines außerordentlichen Mannes zu setzen -- und entdeckte seiner Frau im Ver- trauen, daß ihm der Engel Gabriel in seiner Höle erschienen, ihm ein Buch voll göttlicher Offenbarungen vorgehalten, und unter andern ihm zugerufen habe: O Mohammed, du bist der Gesandte Gottes, und ich bin Ga- briel. Voll Freude darüber entdeckte Chadi- jah dieß ihrem Oheim Waraka, einem abge- fallenen Christen, welcher der Erzählung Mo- hammeds seinen völligen Beyfall schenkte. Ver- muthlich aber hat er sich mit Mohammed selbst darüber besprochen. Waraka war ein ge- schickter Mann, den Mohammed sehr gut ge- brauchen konnte. Letzterer empfieng nun Offen- bahrungen über Offenbahrungen. Und mit diesen nahm er seiner geliebten Ehegattinn den Gedanken, daß er mit einer fallenden Sucht befangen sey. Unter den ersten, die seine gött- liche Gesandschaft glaubten, waren Aly, Abu- tallebs Sohn, und Abubeker. Seine An-
hänger
Aus allen den damals bekannten Religionen entlehnte er gewiſſe Lehrſaͤtze, die er mit Geſchick- lichkeit zu ordnen und ſie der wolluͤſtigen Den- kensart der Araber in den Zeiten recht gut an- zupaßen wußte. — Er zeigte ſich ſeiner Frau lange Zeit vorher, ehe er wuͤrklich loß brach, daß es mit ihm nicht recht richtig waͤre. End- lich begab er ſich allein in eine Hoͤle am Berge Hara, brachte ſeinen Entwurf ſeiner neuen Religion in Ordnung — vielleicht um ſich in den Ruf eines außerordentlichen Mannes zu ſetzen — und entdeckte ſeiner Frau im Ver- trauen, daß ihm der Engel Gabriel in ſeiner Hoͤle erſchienen, ihm ein Buch voll goͤttlicher Offenbarungen vorgehalten, und unter andern ihm zugerufen habe: O Mohammed, du biſt der Geſandte Gottes, und ich bin Ga- briel. Voll Freude daruͤber entdeckte Chadi- jah dieß ihrem Oheim Waraka, einem abge- fallenen Chriſten, welcher der Erzaͤhlung Mo- hammeds ſeinen voͤlligen Beyfall ſchenkte. Ver- muthlich aber hat er ſich mit Mohammed ſelbſt daruͤber beſprochen. Waraka war ein ge- ſchickter Mann, den Mohammed ſehr gut ge- brauchen konnte. Letzterer empfieng nun Offen- bahrungen uͤber Offenbahrungen. Und mit dieſen nahm er ſeiner geliebten Ehegattinn den Gedanken, daß er mit einer fallenden Sucht befangen ſey. Unter den erſten, die ſeine goͤtt- liche Geſandſchaft glaubten, waren Aly, Abu- tallebs Sohn, und Abubeker. Seine An-
haͤnger
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Aus allen den damals bekannten Religionen
entlehnte er gewiſſe Lehrſaͤtze, die er mit Geſchick-
lichkeit zu ordnen und ſie der wolluͤſtigen Den-
kensart der Araber in den Zeiten recht gut an-
zupaßen wußte. — Er zeigte ſich ſeiner Frau
lange Zeit vorher, ehe er wuͤrklich loß brach,
daß es mit ihm nicht recht richtig waͤre. End-
lich begab er ſich allein in eine Hoͤle am Berge
Hara, brachte ſeinen Entwurf ſeiner neuen
Religion in Ordnung — vielleicht um ſich in
den Ruf eines außerordentlichen Mannes zu
ſetzen — und entdeckte ſeiner Frau im Ver-
trauen, daß ihm der Engel Gabriel in ſeiner
Hoͤle erſchienen, ihm ein Buch voll goͤttlicher
Offenbarungen vorgehalten, und unter andern
ihm zugerufen habe: O Mohammed, du biſt
der Geſandte Gottes, und ich bin Ga-
briel. Voll Freude daruͤber entdeckte Chadi-
jah dieß ihrem Oheim Waraka, einem abge-
fallenen Chriſten, welcher der Erzaͤhlung Mo-
hammeds ſeinen voͤlligen Beyfall ſchenkte. Ver-
muthlich aber hat er ſich mit Mohammed ſelbſt
daruͤber beſprochen. Waraka war ein ge-
ſchickter Mann, den Mohammed ſehr gut ge-
brauchen konnte. Letzterer empfieng nun Offen-
bahrungen uͤber Offenbahrungen. Und mit
dieſen nahm er ſeiner geliebten Ehegattinn den
Gedanken, daß er mit einer fallenden Sucht
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/165>, abgerufen am 27.11.2024.
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