er in den Dienst einer reichen Wittwe mit Na- men Chadijah, und that für sie eine neue Rei- se nach Syrien, auf welcher er ohne Zweifel, viele, zu seiner Absicht dienliche Kenntniße, einsammelte. Sein Glück in der Handlung und seine persönliche Eigenschaften machten ihn in seinem acht und zwanzigsten Jahre zum Manne der Chadijah, die zwölf Jahr älter war, und zum Herrn ihrer großen Reichthümer. Er zeugte mit ihr vier Söhne, die zeitig starben, und vier Töchter, von welchen die jüngste Fati- me an den Aly verheyrathet wurde.
Kaum sah er sich durch die Chadijah aus dem Staube erhoben; so beschloß er eine neue Religion einzuführen *). Seine vielen Reisen, die er allenthalben bey Gelegenheit seiner Hand- lung gethan, hatten ihm Mittel an die Hand gegeben, sich von den verschiedenen Religionen und Lehren derselben genau zu unterrichten.
Aus
*) Ohne Zweifel bahnte hierzu die tiefe Unwissen- heit, in welcher sowohl die Araber, als auch die Syrer, Perser und übrigen morgenländi- schen Völker größtentheils lebten, diesem kühnen und beredten Mann einen leichten Zugang zu unzähliger Leute Herzen. Hierzu kommen noch die heftigen Streitigkeiten der Christen, Grie- chen, Nestorianer, Monophysiten, und wie die Secten alle heißen, die einen großen Theil des Orients mit Blutvergießen anfüllten, und das wahre Christeuthum verhaßt machten.
er in den Dienſt einer reichen Wittwe mit Na- men Chadijah, und that fuͤr ſie eine neue Rei- ſe nach Syrien, auf welcher er ohne Zweifel, viele, zu ſeiner Abſicht dienliche Kenntniße, einſammelte. Sein Gluͤck in der Handlung und ſeine perſoͤnliche Eigenſchaften machten ihn in ſeinem acht und zwanzigſten Jahre zum Manne der Chadijah, die zwoͤlf Jahr aͤlter war, und zum Herrn ihrer großen Reichthuͤmer. Er zeugte mit ihr vier Soͤhne, die zeitig ſtarben, und vier Toͤchter, von welchen die juͤngſte Fati- me an den Aly verheyrathet wurde.
Kaum ſah er ſich durch die Chadijah aus dem Staube erhoben; ſo beſchloß er eine neue Religion einzufuͤhren *). Seine vielen Reiſen, die er allenthalben bey Gelegenheit ſeiner Hand- lung gethan, hatten ihm Mittel an die Hand gegeben, ſich von den verſchiedenen Religionen und Lehren derſelben genau zu unterrichten.
Aus
*) Ohne Zweifel bahnte hierzu die tiefe Unwiſſen- heit, in welcher ſowohl die Araber, als auch die Syrer, Perſer und uͤbrigen morgenlaͤndi- ſchen Voͤlker groͤßtentheils lebten, dieſem kuͤhnen und beredten Mann einen leichten Zugang zu unzaͤhliger Leute Herzen. Hierzu kommen noch die heftigen Streitigkeiten der Chriſten, Grie- chen, Neſtorianer, Monophyſiten, und wie die Secten alle heißen, die einen großen Theil des Orients mit Blutvergießen anfuͤllten, und das wahre Chriſteuthum verhaßt machten.
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er in den Dienſt einer reichen Wittwe mit Na-
men Chadijah, und that fuͤr ſie eine neue Rei-
ſe nach Syrien, auf welcher er ohne Zweifel,
viele, zu ſeiner Abſicht dienliche Kenntniße,
einſammelte. Sein Gluͤck in der Handlung
und ſeine perſoͤnliche Eigenſchaften machten
ihn in ſeinem acht und zwanzigſten Jahre zum
Manne der Chadijah, die zwoͤlf Jahr aͤlter war,
und zum Herrn ihrer großen Reichthuͤmer. Er
zeugte mit ihr vier Soͤhne, die zeitig ſtarben,
und vier Toͤchter, von welchen die juͤngſte Fati-
me an den Aly verheyrathet wurde.
Kaum ſah er ſich durch die Chadijah aus
dem Staube erhoben; ſo beſchloß er eine neue
Religion einzufuͤhren *). Seine vielen Reiſen,
die er allenthalben bey Gelegenheit ſeiner Hand-
lung gethan, hatten ihm Mittel an die Hand
gegeben, ſich von den verſchiedenen Religionen
und Lehren derſelben genau zu unterrichten.
Aus
*) Ohne Zweifel bahnte hierzu die tiefe Unwiſſen-
heit, in welcher ſowohl die Araber, als auch
die Syrer, Perſer und uͤbrigen morgenlaͤndi-
ſchen Voͤlker groͤßtentheils lebten, dieſem kuͤhnen
und beredten Mann einen leichten Zugang zu
unzaͤhliger Leute Herzen. Hierzu kommen noch
die heftigen Streitigkeiten der Chriſten, Grie-
chen, Neſtorianer, Monophyſiten, und wie
die Secten alle heißen, die einen großen Theil
des Orients mit Blutvergießen anfuͤllten, und
das wahre Chriſteuthum verhaßt machten.
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/164>, abgerufen am 17.02.2025.
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