heyrathen sollte. Sie mußten also insgesammt den harten Wittwenstand aushalten *).
Unter der Zahl der Weiber waren ihrer drey, die er aufs zärtlichste zu lieben schien, nemlich Kadhige, Haphsa und Ayesha. Die erste starb drey Jahre vor dem Anfang der Hegira. Sie hat mit ihm acht Kinder gezeugt, die aber alle vor ihrem Vater starben, ausgenommen Fathime welche ihrem Vater einige Monathe überlebte, und an den Aly verheyrathet war. Mohammed hatte so viel Hochachtung für sie, daß er sich mit ihr allein begnügte und ihr keine zweyte Frau zugesellte. Aber so bald sie starb; so überließ er sich ganz den Wollüsten. Haph- sa war eine Tochter Omars. Mohammed hey- rathete sie drey Jahre nach der Hegira, und vertraute ihr, da er starb, das Original seiner vorgegebenen Offenbarungen, d. i. die Mate- rialien, die zum Bau seiner neuen Religion dienten. Die Ayesha war nur sieben Jahr alt, wie er sie zur Frau nahm. Ihr Vater hieß Abdallah, nahm aber nachher auf Befehl
des
*) Was mußte wohl die Ayesha hierzu sagen, die damals gerade zwanzig Jahr alt war, wie der Prophet das Zeitliche seegnete! Wenn man sich hierbey denket, daß er diese Ayesha vorzüglich liebte; so muß man sich darüber wundern, daß er ihr einen so harten Stand anwieß. Aber was thut nicht die leidige Eifersucht!
K 3
heyrathen ſollte. Sie mußten alſo insgeſammt den harten Wittwenſtand aushalten *).
Unter der Zahl der Weiber waren ihrer drey, die er aufs zaͤrtlichſte zu lieben ſchien, nemlich Kadhige, Haphſa und Ayesha. Die erſte ſtarb drey Jahre vor dem Anfang der Hegira. Sie hat mit ihm acht Kinder gezeugt, die aber alle vor ihrem Vater ſtarben, ausgenommen Fathime welche ihrem Vater einige Monathe uͤberlebte, und an den Aly verheyrathet war. Mohammed hatte ſo viel Hochachtung fuͤr ſie, daß er ſich mit ihr allein begnuͤgte und ihr keine zweyte Frau zugeſellte. Aber ſo bald ſie ſtarb; ſo uͤberließ er ſich ganz den Wolluͤſten. Haph- ſa war eine Tochter Omars. Mohammed hey- rathete ſie drey Jahre nach der Hegira, und vertraute ihr, da er ſtarb, das Original ſeiner vorgegebenen Offenbarungen, d. i. die Mate- rialien, die zum Bau ſeiner neuen Religion dienten. Die Ayesha war nur ſieben Jahr alt, wie er ſie zur Frau nahm. Ihr Vater hieß Abdallah, nahm aber nachher auf Befehl
des
*) Was mußte wohl die Ayesha hierzu ſagen, die damals gerade zwanzig Jahr alt war, wie der Prophet das Zeitliche ſeegnete! Wenn man ſich hierbey denket, daß er dieſe Ayesha vorzuͤglich liebte; ſo muß man ſich daruͤber wundern, daß er ihr einen ſo harten Stand anwieß. Aber was thut nicht die leidige Eiferſucht!
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heyrathen ſollte. Sie mußten alſo insgeſammt
den harten Wittwenſtand aushalten *).
Unter der Zahl der Weiber waren ihrer drey,
die er aufs zaͤrtlichſte zu lieben ſchien, nemlich
Kadhige, Haphſa und Ayesha. Die erſte
ſtarb drey Jahre vor dem Anfang der Hegira.
Sie hat mit ihm acht Kinder gezeugt, die aber
alle vor ihrem Vater ſtarben, ausgenommen
Fathime welche ihrem Vater einige Monathe
uͤberlebte, und an den Aly verheyrathet war.
Mohammed hatte ſo viel Hochachtung fuͤr ſie,
daß er ſich mit ihr allein begnuͤgte und ihr keine
zweyte Frau zugeſellte. Aber ſo bald ſie ſtarb;
ſo uͤberließ er ſich ganz den Wolluͤſten. Haph-
ſa war eine Tochter Omars. Mohammed hey-
rathete ſie drey Jahre nach der Hegira, und
vertraute ihr, da er ſtarb, das Original ſeiner
vorgegebenen Offenbarungen, d. i. die Mate-
rialien, die zum Bau ſeiner neuen Religion
dienten. Die Ayesha war nur ſieben Jahr
alt, wie er ſie zur Frau nahm. Ihr Vater
hieß Abdallah, nahm aber nachher auf Befehl
des
*) Was mußte wohl die Ayesha hierzu ſagen, die
damals gerade zwanzig Jahr alt war, wie der
Prophet das Zeitliche ſeegnete! Wenn man ſich
hierbey denket, daß er dieſe Ayesha vorzuͤglich
liebte; ſo muß man ſich daruͤber wundern, daß
er ihr einen ſo harten Stand anwieß. Aber
was thut nicht die leidige Eiferſucht!
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/175>, abgerufen am 23.11.2024.
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