großer Gott! sehr großer Gott! Mohammed ist sein Prophete. Das erste Gebet verrichten sie, nach dem Ritter Chardin, wenn der Tag anbricht, das zweyte zu Mittag, das dritte et- wa drey Stunden hernach, das vierte bey An- tritt der Nacht, und das fünfte, wenn sie zu Bette gehen. Einige Casuisten verstatten es, daß das zweyte und dritte zugleich geschehen kann, und so auch das vierte und fünfte. Und auf die Weise werden die fünf Gebete auf drey herun- ter gesetzt. Andre sind der Meynung, daß man das Gebet des Morgens einige Stunden später verrichten könne, wenn es nur noch Vor- mittags geschehe; und das Mittagsgebet könn- te bis gegen Abend vor sieben Uhr verschoben werden. Allein der Ritter Chardin versichert, daß die wahren Muselmänner diese gelinde Ent- scheidungen verwerfen, und ihre fünf Gebete zu den einmal festgesetzten Stunden verrichten. Die Scheinheiligen und Priester stehen oft expres um Mitternacht auf und beten.
Die Reinigung des Körpers wird bey den Mohammedanern für ein wesentliches Stück der Zubereitung zum Gebet angesehen. Diese Reinigung besteht darinn, daß man sich erstlich das Gesicht wäscht, nach diesem die Hände, die Armen bis an den Ellbogen, und endlich die Füße *). Um diese Reinigung so vollkommen
als
*) In Ansehung der von Mohammed vorgeschrie- benen Reinigung können sie die Bedouinen
nicht
großer Gott! ſehr großer Gott! Mohammed iſt ſein Prophete. Das erſte Gebet verrichten ſie, nach dem Ritter Chardin, wenn der Tag anbricht, das zweyte zu Mittag, das dritte et- wa drey Stunden hernach, das vierte bey An- tritt der Nacht, und das fuͤnfte, wenn ſie zu Bette gehen. Einige Caſuiſten verſtatten es, daß das zweyte und dritte zugleich geſchehen kann, und ſo auch das vierte und fuͤnfte. Und auf die Weiſe werden die fuͤnf Gebete auf drey herun- ter geſetzt. Andre ſind der Meynung, daß man das Gebet des Morgens einige Stunden ſpaͤter verrichten koͤnne, wenn es nur noch Vor- mittags geſchehe; und das Mittagsgebet koͤnn- te bis gegen Abend vor ſieben Uhr verſchoben werden. Allein der Ritter Chardin verſichert, daß die wahren Muſelmaͤnner dieſe gelinde Ent- ſcheidungen verwerfen, und ihre fuͤnf Gebete zu den einmal feſtgeſetzten Stunden verrichten. Die Scheinheiligen und Prieſter ſtehen oft expres um Mitternacht auf und beten.
Die Reinigung des Koͤrpers wird bey den Mohammedanern fuͤr ein weſentliches Stuͤck der Zubereitung zum Gebet angeſehen. Dieſe Reinigung beſteht darinn, daß man ſich erſtlich das Geſicht waͤſcht, nach dieſem die Haͤnde, die Armen bis an den Ellbogen, und endlich die Fuͤße *). Um dieſe Reinigung ſo vollkommen
als
*) In Anſehung der von Mohammed vorgeſchrie- benen Reinigung koͤnnen ſie die Bedouinen
nicht
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0188"n="162"/>
großer Gott! ſehr großer Gott! Mohammed<lb/>
iſt ſein Prophete. Das erſte Gebet verrichten<lb/>ſie, nach dem Ritter Chardin, wenn der Tag<lb/>
anbricht, das zweyte zu Mittag, das dritte et-<lb/>
wa drey Stunden hernach, das vierte bey An-<lb/>
tritt der Nacht, und das fuͤnfte, wenn ſie zu<lb/>
Bette gehen. Einige Caſuiſten verſtatten es,<lb/>
daß das zweyte und dritte zugleich geſchehen kann,<lb/>
und ſo auch das vierte und fuͤnfte. Und auf<lb/>
die Weiſe werden die fuͤnf Gebete auf drey herun-<lb/>
ter geſetzt. Andre ſind der Meynung, daß<lb/>
man das Gebet des Morgens einige Stunden<lb/>ſpaͤter verrichten koͤnne, wenn es nur noch Vor-<lb/>
mittags geſchehe; und das Mittagsgebet koͤnn-<lb/>
te bis gegen Abend vor ſieben Uhr verſchoben<lb/>
werden. Allein der Ritter Chardin verſichert,<lb/>
daß die wahren Muſelmaͤnner dieſe gelinde Ent-<lb/>ſcheidungen verwerfen, und ihre fuͤnf Gebete zu<lb/>
den einmal feſtgeſetzten Stunden verrichten.<lb/>
Die Scheinheiligen und Prieſter ſtehen oft<lb/>
expres um Mitternacht auf und beten.</p><lb/><p>Die Reinigung des Koͤrpers wird bey den<lb/>
Mohammedanern fuͤr ein weſentliches Stuͤck<lb/>
der Zubereitung zum Gebet angeſehen. Dieſe<lb/>
Reinigung beſteht darinn, daß man ſich erſtlich<lb/>
das Geſicht waͤſcht, nach dieſem die Haͤnde, die<lb/>
Armen bis an den Ellbogen, und endlich die<lb/>
Fuͤße <notexml:id="note-0188"next="note-0189"place="foot"n="*)">In Anſehung der von Mohammed vorgeſchrie-<lb/>
benen <hirendition="#fr">Reinigung</hi> koͤnnen ſie die Bedouinen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">nicht</fw></note>. Um dieſe Reinigung ſo vollkommen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">als</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[162/0188]
großer Gott! ſehr großer Gott! Mohammed
iſt ſein Prophete. Das erſte Gebet verrichten
ſie, nach dem Ritter Chardin, wenn der Tag
anbricht, das zweyte zu Mittag, das dritte et-
wa drey Stunden hernach, das vierte bey An-
tritt der Nacht, und das fuͤnfte, wenn ſie zu
Bette gehen. Einige Caſuiſten verſtatten es,
daß das zweyte und dritte zugleich geſchehen kann,
und ſo auch das vierte und fuͤnfte. Und auf
die Weiſe werden die fuͤnf Gebete auf drey herun-
ter geſetzt. Andre ſind der Meynung, daß
man das Gebet des Morgens einige Stunden
ſpaͤter verrichten koͤnne, wenn es nur noch Vor-
mittags geſchehe; und das Mittagsgebet koͤnn-
te bis gegen Abend vor ſieben Uhr verſchoben
werden. Allein der Ritter Chardin verſichert,
daß die wahren Muſelmaͤnner dieſe gelinde Ent-
ſcheidungen verwerfen, und ihre fuͤnf Gebete zu
den einmal feſtgeſetzten Stunden verrichten.
Die Scheinheiligen und Prieſter ſtehen oft
expres um Mitternacht auf und beten.
Die Reinigung des Koͤrpers wird bey den
Mohammedanern fuͤr ein weſentliches Stuͤck
der Zubereitung zum Gebet angeſehen. Dieſe
Reinigung beſteht darinn, daß man ſich erſtlich
das Geſicht waͤſcht, nach dieſem die Haͤnde, die
Armen bis an den Ellbogen, und endlich die
Fuͤße *). Um dieſe Reinigung ſo vollkommen
als
*) In Anſehung der von Mohammed vorgeſchrie-
benen Reinigung koͤnnen ſie die Bedouinen
nicht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/188>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.