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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

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Tuch wird in dem alten Pallaste der ehemaligen
Beherrscher von Egypten zu Kahira genähet,
und jährlich auf Kosten des Sultans verändert.
Die Rinne, worinn das Wasser oben von dem
Dache herunter fällt, ist von purem Golde.

Um die eigentliche Kaba geht ein Geländer
von metallenen Pfeilern, die durch Ketten, an
welchen silberne Lampen und Leuchter hangen,
verbunden sind. Nahe bey diesen sind die vier
Gebethäuser der verschiedenen Secten der Sun-
niten, und der Platz, auf welchem Abraham
sein Gebet soll gehalten haben, als die Kaba
gebauet worden. Hier ist wahrscheinlich auch
der Stein Abrahams. Um diesen und um den
Stein Ismaels scheinen sich die Pilgrimme nicht
zu bekümmern. -- Auf diesem großen Platze
sind auch drey Gebäude. Eins ist über dem
Brunnen Zemsen, dessen Wasser bey den Mo-
hammedanern für sehr schätzbar gehalten wird,
und welcher durch ein Wunderwerk hat entstehen
oder entdeckt werden müssen. Die Hagar nem-
lich hat ihren Sohn Ismael hier im Sande
niedergesetzt, um allein desto besser herumlaufen
und Wasser suchen zu können. Da aber diese
gute Frau lange vergebens gesucht hatte, und
betrübt zu ihrem Sohne zurückkehrte, fand sie
zu ihrer größesten Verwunderung, auf der
Stelle wo der kleine Knabe im Sande gespielt
hatte, das Wasser zwischen seinen Füßen hervor-
quillen. -- Eine Fabel, die, wie es scheint,
die Mohammedaner von den Catholiken über-

kommen

Tuch wird in dem alten Pallaſte der ehemaligen
Beherrſcher von Egypten zu Kahira genaͤhet,
und jaͤhrlich auf Koſten des Sultans veraͤndert.
Die Rinne, worinn das Waſſer oben von dem
Dache herunter faͤllt, iſt von purem Golde.

Um die eigentliche Kaba geht ein Gelaͤnder
von metallenen Pfeilern, die durch Ketten, an
welchen ſilberne Lampen und Leuchter hangen,
verbunden ſind. Nahe bey dieſen ſind die vier
Gebethaͤuſer der verſchiedenen Secten der Sun-
niten, und der Platz, auf welchem Abraham
ſein Gebet ſoll gehalten haben, als die Kaba
gebauet worden. Hier iſt wahrſcheinlich auch
der Stein Abrahams. Um dieſen und um den
Stein Iſmaels ſcheinen ſich die Pilgrimme nicht
zu bekuͤmmern. — Auf dieſem großen Platze
ſind auch drey Gebaͤude. Eins iſt uͤber dem
Brunnen Zemſen, deſſen Waſſer bey den Mo-
hammedanern fuͤr ſehr ſchaͤtzbar gehalten wird,
und welcher durch ein Wunderwerk hat entſtehen
oder entdeckt werden muͤſſen. Die Hagar nem-
lich hat ihren Sohn Iſmael hier im Sande
niedergeſetzt, um allein deſto beſſer herumlaufen
und Waſſer ſuchen zu koͤnnen. Da aber dieſe
gute Frau lange vergebens geſucht hatte, und
betruͤbt zu ihrem Sohne zuruͤckkehrte, fand ſie
zu ihrer groͤßeſten Verwunderung, auf der
Stelle wo der kleine Knabe im Sande geſpielt
hatte, das Waſſer zwiſchen ſeinen Fuͤßen hervor-
quillen. — Eine Fabel, die, wie es ſcheint,
die Mohammedaner von den Catholiken uͤber-

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[178/0204] Tuch wird in dem alten Pallaſte der ehemaligen Beherrſcher von Egypten zu Kahira genaͤhet, und jaͤhrlich auf Koſten des Sultans veraͤndert. Die Rinne, worinn das Waſſer oben von dem Dache herunter faͤllt, iſt von purem Golde. Um die eigentliche Kaba geht ein Gelaͤnder von metallenen Pfeilern, die durch Ketten, an welchen ſilberne Lampen und Leuchter hangen, verbunden ſind. Nahe bey dieſen ſind die vier Gebethaͤuſer der verſchiedenen Secten der Sun- niten, und der Platz, auf welchem Abraham ſein Gebet ſoll gehalten haben, als die Kaba gebauet worden. Hier iſt wahrſcheinlich auch der Stein Abrahams. Um dieſen und um den Stein Iſmaels ſcheinen ſich die Pilgrimme nicht zu bekuͤmmern. — Auf dieſem großen Platze ſind auch drey Gebaͤude. Eins iſt uͤber dem Brunnen Zemſen, deſſen Waſſer bey den Mo- hammedanern fuͤr ſehr ſchaͤtzbar gehalten wird, und welcher durch ein Wunderwerk hat entſtehen oder entdeckt werden muͤſſen. Die Hagar nem- lich hat ihren Sohn Iſmael hier im Sande niedergeſetzt, um allein deſto beſſer herumlaufen und Waſſer ſuchen zu koͤnnen. Da aber dieſe gute Frau lange vergebens geſucht hatte, und betruͤbt zu ihrem Sohne zuruͤckkehrte, fand ſie zu ihrer groͤßeſten Verwunderung, auf der Stelle wo der kleine Knabe im Sande geſpielt hatte, das Waſſer zwiſchen ſeinen Fuͤßen hervor- quillen. — Eine Fabel, die, wie es ſcheint, die Mohammedaner von den Catholiken uͤber- kommen

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Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/204>, abgerufen am 24.11.2024.