Kirchenverordnungen vorgeschrieben, und hat ihr eignes darauf eingerichtetes Gebet. Um sich zu dieser berühmten Wallfarth vorzubereiten, muß man erstlich seine Schulden bezahlen, (eine nöthige Vorsicht) sich mit seinen Feinden aus- söhnen, (sehr christlich gedacht) seiner Familie so viel Geld zurücklaßen, daß sie unterdessen leben kann, und zu den Reisekosten kein anders, als ehrlich erworbenes Geld mitnehmen. Wenn der Pilgrimm aus seinem Hause abgehet, ver- neigt er sich zweymal, und brummt ein Gebet her. Hierauf nimmt er Abschied von seiner Fa- milie, und die Worte die er sagt, sind im Ge- setze vorgeschrieben.
Nach einigen Religionsübungen, die ohn- gefähr drey Tage dauern, ließt man sich einen Obern aus, dem man sich eidlich verbindet, ge- horsam zu seyn. Nachdem man nun im eifri- gen Gebete Gott um seinen Schutz angerufen hat, begiebt man sich auf den Weg. Damit die Pilgrimme vor den Anfällen der Araber sichrer seyn, giebt ihnen der Großherr einen Pascha mit, der die Karwane bedecken muß. Man reist, wegen der großen Hitze, nur des Nachts. Und wenn der Mond nicht scheint, zündet man Laternen an. Man hat keine andre Eßwaaren, als die man bey sich führt; denn man findet überall wo man hinkommt nichts, ja nicht einmal trinkbares Wasser. Der Zug geschicht in Ordnung, und jedes hält sich zu sei- nem Vorgesetzten, die auf Kameelen reiten.
Die
Kirchenverordnungen vorgeſchrieben, und hat ihr eignes darauf eingerichtetes Gebet. Um ſich zu dieſer beruͤhmten Wallfarth vorzubereiten, muß man erſtlich ſeine Schulden bezahlen, (eine noͤthige Vorſicht) ſich mit ſeinen Feinden aus- ſoͤhnen, (ſehr chriſtlich gedacht) ſeiner Familie ſo viel Geld zuruͤcklaßen, daß ſie unterdeſſen leben kann, und zu den Reiſekoſten kein anders, als ehrlich erworbenes Geld mitnehmen. Wenn der Pilgrimm aus ſeinem Hauſe abgehet, ver- neigt er ſich zweymal, und brummt ein Gebet her. Hierauf nimmt er Abſchied von ſeiner Fa- milie, und die Worte die er ſagt, ſind im Ge- ſetze vorgeſchrieben.
Nach einigen Religionsuͤbungen, die ohn- gefaͤhr drey Tage dauern, ließt man ſich einen Obern aus, dem man ſich eidlich verbindet, ge- horſam zu ſeyn. Nachdem man nun im eifri- gen Gebete Gott um ſeinen Schutz angerufen hat, begiebt man ſich auf den Weg. Damit die Pilgrimme vor den Anfaͤllen der Araber ſichrer ſeyn, giebt ihnen der Großherr einen Paſcha mit, der die Karwane bedecken muß. Man reiſt, wegen der großen Hitze, nur des Nachts. Und wenn der Mond nicht ſcheint, zuͤndet man Laternen an. Man hat keine andre Eßwaaren, als die man bey ſich fuͤhrt; denn man findet uͤberall wo man hinkommt nichts, ja nicht einmal trinkbares Waſſer. Der Zug geſchicht in Ordnung, und jedes haͤlt ſich zu ſei- nem Vorgeſetzten, die auf Kameelen reiten.
Die
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Kirchenverordnungen vorgeſchrieben, und hat
ihr eignes darauf eingerichtetes Gebet. Um ſich
zu dieſer beruͤhmten Wallfarth vorzubereiten,
muß man erſtlich ſeine Schulden bezahlen, (eine
noͤthige Vorſicht) ſich mit ſeinen Feinden aus-
ſoͤhnen, (ſehr chriſtlich gedacht) ſeiner Familie
ſo viel Geld zuruͤcklaßen, daß ſie unterdeſſen
leben kann, und zu den Reiſekoſten kein anders,
als ehrlich erworbenes Geld mitnehmen. Wenn
der Pilgrimm aus ſeinem Hauſe abgehet, ver-
neigt er ſich zweymal, und brummt ein Gebet
her. Hierauf nimmt er Abſchied von ſeiner Fa-
milie, und die Worte die er ſagt, ſind im Ge-
ſetze vorgeſchrieben.
Nach einigen Religionsuͤbungen, die ohn-
gefaͤhr drey Tage dauern, ließt man ſich einen
Obern aus, dem man ſich eidlich verbindet, ge-
horſam zu ſeyn. Nachdem man nun im eifri-
gen Gebete Gott um ſeinen Schutz angerufen
hat, begiebt man ſich auf den Weg. Damit
die Pilgrimme vor den Anfaͤllen der Araber
ſichrer ſeyn, giebt ihnen der Großherr einen
Paſcha mit, der die Karwane bedecken muß.
Man reiſt, wegen der großen Hitze, nur des
Nachts. Und wenn der Mond nicht ſcheint,
zuͤndet man Laternen an. Man hat keine andre
Eßwaaren, als die man bey ſich fuͤhrt; denn
man findet uͤberall wo man hinkommt nichts,
ja nicht einmal trinkbares Waſſer. Der Zug
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/206>, abgerufen am 24.11.2024.
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