Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

aber an einem Freytage, und an einem von den
dreyen Tagen geschehen, auch am Ende eines
langen Gebets: Jedermann wirst sich alsdann
dem Heiligen zu Füßen und küßt ihn. Es er-
eignet sich aber oftmals, daß er bey dem großen
Zulaufe erdrückt wird. Nach den dreyen Tagen
wird eine Procession um den Kaba gehalten,
und die folgende Nacht bleibt man in Minet,
einem Dorfe, das drey Meilen davon liegt.
Den andern Morgen als an dem kleinen Bai-
ram-Feste, nimmt jeder seine Kleider wieder,
und schlachtet etliche Schaafe, die unter die Ar-
men vertheilt werden. Das Possierlichste bey
dieser Reise ist, daß die Pilgrimme verbunden
sind, auf die Zeit, da sie sich in Mecca aufhal-
ten, sie sey auch noch so kurz, sich zu verhey-
rathen.
Die Weiber die sie nehmen, und aus
dem Lande find, haben auf diese Art alle Jahre
einen andern Mann. Die Kinder die aus die-
ser flüchtigen Ehe gezeugt werden, haben sich
einer gewissen Achtung zu erfreuen, weil man
glaubt, daß ihre Geburt dem Gebete des Pro-
pheten zuzuschreiben sey.

Wenn man aus Mecca wieder abreist,
wird der Weg abermals über den Berg Arat
genommen, wo man sich drey Tage lang aufzu-
halten pflegt. Jeden Tag muß man aber sieben
Steine auf den Berg werfen, und siebenmal
um ihn herum gehen. Diese Steine werden
dem Teufel an den Kopf geworfen, der es sich
unterstand, Abraham an diesem Orte zu versu-

chen

aber an einem Freytage, und an einem von den
dreyen Tagen geſchehen, auch am Ende eines
langen Gebets: Jedermann wirſt ſich alsdann
dem Heiligen zu Fuͤßen und kuͤßt ihn. Es er-
eignet ſich aber oftmals, daß er bey dem großen
Zulaufe erdruͤckt wird. Nach den dreyen Tagen
wird eine Proceſſion um den Kaba gehalten,
und die folgende Nacht bleibt man in Minet,
einem Dorfe, das drey Meilen davon liegt.
Den andern Morgen als an dem kleinen Bai-
ram-Feſte, nimmt jeder ſeine Kleider wieder,
und ſchlachtet etliche Schaafe, die unter die Ar-
men vertheilt werden. Das Poſſierlichſte bey
dieſer Reiſe iſt, daß die Pilgrimme verbunden
ſind, auf die Zeit, da ſie ſich in Mecca aufhal-
ten, ſie ſey auch noch ſo kurz, ſich zu verhey-
rathen.
Die Weiber die ſie nehmen, und aus
dem Lande find, haben auf dieſe Art alle Jahre
einen andern Mann. Die Kinder die aus die-
ſer fluͤchtigen Ehe gezeugt werden, haben ſich
einer gewiſſen Achtung zu erfreuen, weil man
glaubt, daß ihre Geburt dem Gebete des Pro-
pheten zuzuſchreiben ſey.

Wenn man aus Mecca wieder abreiſt,
wird der Weg abermals uͤber den Berg Arat
genommen, wo man ſich drey Tage lang aufzu-
halten pflegt. Jeden Tag muß man aber ſieben
Steine auf den Berg werfen, und ſiebenmal
um ihn herum gehen. Dieſe Steine werden
dem Teufel an den Kopf geworfen, der es ſich
unterſtand, Abraham an dieſem Orte zu verſu-

chen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0208" n="182"/>
aber an einem Freytage, und an einem von den<lb/>
dreyen Tagen ge&#x017F;chehen, auch am Ende eines<lb/>
langen Gebets: Jedermann wir&#x017F;t &#x017F;ich alsdann<lb/>
dem Heiligen zu Fu&#x0364;ßen und ku&#x0364;ßt ihn. Es er-<lb/>
eignet &#x017F;ich aber oftmals, daß er bey dem großen<lb/>
Zulaufe erdru&#x0364;ckt wird. Nach den dreyen Tagen<lb/>
wird eine Proce&#x017F;&#x017F;ion um den Kaba gehalten,<lb/>
und die folgende Nacht bleibt man in <hi rendition="#fr">Minet,</hi><lb/>
einem Dorfe, das drey Meilen davon liegt.<lb/>
Den andern Morgen als an dem kleinen Bai-<lb/>
ram-Fe&#x017F;te, nimmt jeder &#x017F;eine Kleider wieder,<lb/>
und &#x017F;chlachtet etliche Schaafe, die unter die Ar-<lb/>
men vertheilt werden. Das Po&#x017F;&#x017F;ierlich&#x017F;te bey<lb/>
die&#x017F;er Rei&#x017F;e i&#x017F;t, daß die Pilgrimme verbunden<lb/>
&#x017F;ind, auf die Zeit, da &#x017F;ie &#x017F;ich in Mecca aufhal-<lb/>
ten, &#x017F;ie &#x017F;ey auch noch &#x017F;o kurz, &#x017F;ich zu <hi rendition="#fr">verhey-<lb/>
rathen.</hi> Die Weiber die &#x017F;ie nehmen, und aus<lb/>
dem Lande find, haben auf die&#x017F;e Art alle Jahre<lb/>
einen andern Mann. Die Kinder die aus die-<lb/>
&#x017F;er flu&#x0364;chtigen Ehe gezeugt werden, haben &#x017F;ich<lb/>
einer gewi&#x017F;&#x017F;en Achtung zu erfreuen, weil man<lb/>
glaubt, daß ihre Geburt dem Gebete des Pro-<lb/>
pheten zuzu&#x017F;chreiben &#x017F;ey.</p><lb/>
          <p>Wenn man aus Mecca wieder abrei&#x017F;t,<lb/>
wird der Weg abermals u&#x0364;ber den Berg Arat<lb/>
genommen, wo man &#x017F;ich drey Tage lang aufzu-<lb/>
halten pflegt. Jeden Tag muß man aber &#x017F;ieben<lb/>
Steine auf den Berg werfen, und &#x017F;iebenmal<lb/>
um ihn herum gehen. Die&#x017F;e Steine werden<lb/>
dem Teufel an den Kopf geworfen, der es &#x017F;ich<lb/>
unter&#x017F;tand, Abraham an die&#x017F;em Orte zu ver&#x017F;u-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">chen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[182/0208] aber an einem Freytage, und an einem von den dreyen Tagen geſchehen, auch am Ende eines langen Gebets: Jedermann wirſt ſich alsdann dem Heiligen zu Fuͤßen und kuͤßt ihn. Es er- eignet ſich aber oftmals, daß er bey dem großen Zulaufe erdruͤckt wird. Nach den dreyen Tagen wird eine Proceſſion um den Kaba gehalten, und die folgende Nacht bleibt man in Minet, einem Dorfe, das drey Meilen davon liegt. Den andern Morgen als an dem kleinen Bai- ram-Feſte, nimmt jeder ſeine Kleider wieder, und ſchlachtet etliche Schaafe, die unter die Ar- men vertheilt werden. Das Poſſierlichſte bey dieſer Reiſe iſt, daß die Pilgrimme verbunden ſind, auf die Zeit, da ſie ſich in Mecca aufhal- ten, ſie ſey auch noch ſo kurz, ſich zu verhey- rathen. Die Weiber die ſie nehmen, und aus dem Lande find, haben auf dieſe Art alle Jahre einen andern Mann. Die Kinder die aus die- ſer fluͤchtigen Ehe gezeugt werden, haben ſich einer gewiſſen Achtung zu erfreuen, weil man glaubt, daß ihre Geburt dem Gebete des Pro- pheten zuzuſchreiben ſey. Wenn man aus Mecca wieder abreiſt, wird der Weg abermals uͤber den Berg Arat genommen, wo man ſich drey Tage lang aufzu- halten pflegt. Jeden Tag muß man aber ſieben Steine auf den Berg werfen, und ſiebenmal um ihn herum gehen. Dieſe Steine werden dem Teufel an den Kopf geworfen, der es ſich unterſtand, Abraham an dieſem Orte zu verſu- chen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/208
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/208>, abgerufen am 24.11.2024.