Schleier, den sie über dem Kopf hengen haben, so vor das Gesicht, daß kaum das eine Auge frey bleibt. Zu Sana Taas und Mochhe, ha- ben sie das ganze Gesicht mit einem Flor bedeckt. Einige Weiber zu Sana haben es zuweilen mit Gold brodirt. Sie tragen überdieß eine Men- ge Ringe um die Armen und um die Finger, und bisweilen in der Nase und den Ohren, ei- nige Reihen Glasperlen um den Hals, so, wie die Weiber in Egypten und bey dem Berge Si- nai. Ihre Nägel färben sie blutroth, und ih- re Hände und Füße braungelb. Auch das In- wendige der Augenlieder, pechschwarz, mit ei- ner Farbe die aus Bleyerz verfertigt wird. Sie vergrößern nicht nur ihre Augenbraunen, son- dern mahlen sich auch noch andre schwarze Zier- rathen ins Gesicht und auf die Hände. Ja, sie durchstechen sich deswegen die Haut, und legen gewisse Materien auf die Wunde, welche die Zierrathen so tief einfressen, daß sie Zeitlebens nicht vergehen.
Dieß halten die arabischen Damen für schön.
So gar einige Mannspersonen streichen Kö- chel in ihre Augen, unter dem Vorwande, daß es das Gesicht stärke, da sie doch von ehrbaren Leuten für petis Maitres, oder um dieß verächt- liche Wort zu übersetzen, für Kleinmeister (denn solche Herren sind wahrhaftig an Ver- stande klein) gehalten werden. Diese färben auch ihre Nägel roth, und diejenigen, welche
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Schleier, den ſie uͤber dem Kopf hengen haben, ſo vor das Geſicht, daß kaum das eine Auge frey bleibt. Zu Sana Taas und Mochhe, ha- ben ſie das ganze Geſicht mit einem Flor bedeckt. Einige Weiber zu Sana haben es zuweilen mit Gold brodirt. Sie tragen uͤberdieß eine Men- ge Ringe um die Armen und um die Finger, und bisweilen in der Naſe und den Ohren, ei- nige Reihen Glasperlen um den Hals, ſo, wie die Weiber in Egypten und bey dem Berge Si- nai. Ihre Naͤgel faͤrben ſie blutroth, und ih- re Haͤnde und Fuͤße braungelb. Auch das In- wendige der Augenlieder, pechſchwarz, mit ei- ner Farbe die aus Bleyerz verfertigt wird. Sie vergroͤßern nicht nur ihre Augenbraunen, ſon- dern mahlen ſich auch noch andre ſchwarze Zier- rathen ins Geſicht und auf die Haͤnde. Ja, ſie durchſtechen ſich deswegen die Haut, und legen gewiſſe Materien auf die Wunde, welche die Zierrathen ſo tief einfreſſen, daß ſie Zeitlebens nicht vergehen.
Dieß halten die arabiſchen Damen fuͤr ſchoͤn.
So gar einige Mannsperſonen ſtreichen Koͤ- chel in ihre Augen, unter dem Vorwande, daß es das Geſicht ſtaͤrke, da ſie doch von ehrbaren Leuten fuͤr petis Maitres, oder um dieß veraͤcht- liche Wort zu uͤberſetzen, fuͤr Kleinmeiſter (denn ſolche Herren ſind wahrhaftig an Ver- ſtande klein) gehalten werden. Dieſe faͤrben auch ihre Naͤgel roth, und diejenigen, welche
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Schleier, den ſie uͤber dem Kopf hengen haben,
ſo vor das Geſicht, daß kaum das eine Auge
frey bleibt. Zu Sana Taas und Mochhe, ha-
ben ſie das ganze Geſicht mit einem Flor bedeckt.
Einige Weiber zu Sana haben es zuweilen mit
Gold brodirt. Sie tragen uͤberdieß eine Men-
ge Ringe um die Armen und um die Finger,
und bisweilen in der Naſe und den Ohren, ei-
nige Reihen Glasperlen um den Hals, ſo, wie
die Weiber in Egypten und bey dem Berge Si-
nai. Ihre Naͤgel faͤrben ſie blutroth, und ih-
re Haͤnde und Fuͤße braungelb. Auch das In-
wendige der Augenlieder, pechſchwarz, mit ei-
ner Farbe die aus Bleyerz verfertigt wird. Sie
vergroͤßern nicht nur ihre Augenbraunen, ſon-
dern mahlen ſich auch noch andre ſchwarze Zier-
rathen ins Geſicht und auf die Haͤnde. Ja, ſie
durchſtechen ſich deswegen die Haut, und legen
gewiſſe Materien auf die Wunde, welche die
Zierrathen ſo tief einfreſſen, daß ſie Zeitlebens
nicht vergehen.
Dieß halten die arabiſchen Damen fuͤr
ſchoͤn.
So gar einige Mannsperſonen ſtreichen Koͤ-
chel in ihre Augen, unter dem Vorwande, daß
es das Geſicht ſtaͤrke, da ſie doch von ehrbaren
Leuten fuͤr petis Maitres, oder um dieß veraͤcht-
liche Wort zu uͤberſetzen, fuͤr Kleinmeiſter
(denn ſolche Herren ſind wahrhaftig an Ver-
ſtande klein) gehalten werden. Dieſe faͤrben
auch ihre Naͤgel roth, und diejenigen, welche
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/217>, abgerufen am 21.11.2024.
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