ihr Essen allezeit unter einem Deckel, welches es sehr schmackhaft macht.
Der Tisch der Morgenländer, ist nach ihrer Manier zu leben eingerichtet. Da sie, wie be- kannt, auf der Erde sitzen; so breiten sie ein großes Tuch mitten im Zimmer auf dem Fuß- boden aus, damit die abfallenden Brocken nicht verschüttet und die Tapeten nicht beflecket wer- den. Auf dieses Tuch setzen sie einen kleinen Schemel, der eine große runde kupferne, und stark verzinnte Platte trägt, auf welcher das Essen in verschiedenen kleinen kupfernen, allezeit in und auswendig gut verzinnten Schüsseln, aufgetragen wird. Bey den vornehmen Ara- bern findet man, statt der Servietten, ein lan- ges Tuch, welches alle die um den Tisch sitzen, auf den Schooß legen. Wo dieses fehlet, da nimmt jeder, statt der Serviette, sein eignes kleines Tuch, das er bey sich trägt, um sich da- mit abzutrocknen, wenn er sich gewaschen hat. Messer und Gabel gebrauchen sie nicht. Die Türken haben zuweilen bey ihren Mahlzeiten Löffel von Holz oder von Horn. Die Araber sind so gewohnt, ihre Hand als einen Löffel zu gebrauchen, daß sie des Löffels bey der mit Brodt durchkneteten Milch entbehren können.
Bey einer europäischen Tafel bezeigen sich die Mohammedaner, nach unsrer Art, sehr un- gesittet. Sie zerreißen das Fleisch mit den Fin- gern, welches für einen, ders nicht gewohnt ist, sehr widerlich seyn muß. Wenn sie es gleich
ver-
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ihr Eſſen allezeit unter einem Deckel, welches es ſehr ſchmackhaft macht.
Der Tiſch der Morgenlaͤnder, iſt nach ihrer Manier zu leben eingerichtet. Da ſie, wie be- kannt, auf der Erde ſitzen; ſo breiten ſie ein großes Tuch mitten im Zimmer auf dem Fuß- boden aus, damit die abfallenden Brocken nicht verſchuͤttet und die Tapeten nicht beflecket wer- den. Auf dieſes Tuch ſetzen ſie einen kleinen Schemel, der eine große runde kupferne, und ſtark verzinnte Platte traͤgt, auf welcher das Eſſen in verſchiedenen kleinen kupfernen, allezeit in und auswendig gut verzinnten Schuͤſſeln, aufgetragen wird. Bey den vornehmen Ara- bern findet man, ſtatt der Servietten, ein lan- ges Tuch, welches alle die um den Tiſch ſitzen, auf den Schooß legen. Wo dieſes fehlet, da nimmt jeder, ſtatt der Serviette, ſein eignes kleines Tuch, das er bey ſich traͤgt, um ſich da- mit abzutrocknen, wenn er ſich gewaſchen hat. Meſſer und Gabel gebrauchen ſie nicht. Die Tuͤrken haben zuweilen bey ihren Mahlzeiten Loͤffel von Holz oder von Horn. Die Araber ſind ſo gewohnt, ihre Hand als einen Loͤffel zu gebrauchen, daß ſie des Loͤffels bey der mit Brodt durchkneteten Milch entbehren koͤnnen.
Bey einer europaͤiſchen Tafel bezeigen ſich die Mohammedaner, nach unſrer Art, ſehr un- geſittet. Sie zerreißen das Fleiſch mit den Fin- gern, welches fuͤr einen, ders nicht gewohnt iſt, ſehr widerlich ſeyn muß. Wenn ſie es gleich
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ihr Eſſen allezeit unter einem Deckel, welches
es ſehr ſchmackhaft macht.
Der Tiſch der Morgenlaͤnder, iſt nach ihrer
Manier zu leben eingerichtet. Da ſie, wie be-
kannt, auf der Erde ſitzen; ſo breiten ſie ein
großes Tuch mitten im Zimmer auf dem Fuß-
boden aus, damit die abfallenden Brocken nicht
verſchuͤttet und die Tapeten nicht beflecket wer-
den. Auf dieſes Tuch ſetzen ſie einen kleinen
Schemel, der eine große runde kupferne, und
ſtark verzinnte Platte traͤgt, auf welcher das
Eſſen in verſchiedenen kleinen kupfernen, allezeit
in und auswendig gut verzinnten Schuͤſſeln,
aufgetragen wird. Bey den vornehmen Ara-
bern findet man, ſtatt der Servietten, ein lan-
ges Tuch, welches alle die um den Tiſch ſitzen,
auf den Schooß legen. Wo dieſes fehlet, da
nimmt jeder, ſtatt der Serviette, ſein eignes
kleines Tuch, das er bey ſich traͤgt, um ſich da-
mit abzutrocknen, wenn er ſich gewaſchen hat.
Meſſer und Gabel gebrauchen ſie nicht. Die
Tuͤrken haben zuweilen bey ihren Mahlzeiten
Loͤffel von Holz oder von Horn. Die Araber
ſind ſo gewohnt, ihre Hand als einen Loͤffel zu
gebrauchen, daß ſie des Loͤffels bey der mit
Brodt durchkneteten Milch entbehren koͤnnen.
Bey einer europaͤiſchen Tafel bezeigen ſich
die Mohammedaner, nach unſrer Art, ſehr un-
geſittet. Sie zerreißen das Fleiſch mit den Fin-
gern, welches fuͤr einen, ders nicht gewohnt iſt,
ſehr widerlich ſeyn muß. Wenn ſie es gleich
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/223>, abgerufen am 21.11.2024.
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