Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

und gemeiniglich aus denselben vermittelst eines
Rohrs getrunken.

Weil die geringern Araber auch gerne ver-
gnügt seyn mögen, die starken Getränke aber
nicht bezahlen, und vielleicht gar nicht bekom-
men können; so rauchen sie Haschisch, ein
Kraut, welches sehr viele für Hanfblätter hal-
ten. Die Liebhaber dieses Krautes versichern,
daß es ihnen viel Muth gebe.

Bey einem Besuche wird dem Fremden, so
bald er sich gesetzt hat, eine Pfeife Taback, et-
was Confituren und eine Tasse Kaffee oder Ki-
scher gebracht. Man breitet ihm auch wohl ei-
ne kostbar brodirte Serviette auf den Schooß. --
Bey den Vornehmen in der bergigten Gegend
von Jemen, findet man in den Monaten May,
Junius und Julius kleine Bündel Kaad, d. i.
junge Sprossen von einem gewissen Baume, die
man gleichsam zum Zeitvertreib ißt, so wie man
bey uns Schnupftoback zu nehmen pflegt. Die-
se Leckerbissen schmecken dem Europäer nicht gut,
und Herr Niebuhr, nimmt als wahrscheinlich
an, daß der Kaad seine Liebhaber vom Schlaf
abhalte und zugleich auszehre. Und gleich wohl
muß ein jeder wohlerzogener Jemeneser, ein
Liebhaber davon seyn. Diejenigen, welche gu-
te Zähne haben, können ihn so, wie er vom
Baume gekommen ist, essen. Indessen findet
man doch auch, daß alte Leute, die nicht mehr
gut kauen können, ihn vorher in einem Mörser
stoßen.

Die

und gemeiniglich aus denſelben vermittelſt eines
Rohrs getrunken.

Weil die geringern Araber auch gerne ver-
gnuͤgt ſeyn moͤgen, die ſtarken Getraͤnke aber
nicht bezahlen, und vielleicht gar nicht bekom-
men koͤnnen; ſo rauchen ſie Haſchiſch, ein
Kraut, welches ſehr viele fuͤr Hanfblaͤtter hal-
ten. Die Liebhaber dieſes Krautes verſichern,
daß es ihnen viel Muth gebe.

Bey einem Beſuche wird dem Fremden, ſo
bald er ſich geſetzt hat, eine Pfeife Taback, et-
was Confituren und eine Taſſe Kaffee oder Ki-
ſcher gebracht. Man breitet ihm auch wohl ei-
ne koſtbar brodirte Serviette auf den Schooß. —
Bey den Vornehmen in der bergigten Gegend
von Jemen, findet man in den Monaten May,
Junius und Julius kleine Buͤndel Kaad, d. i.
junge Sproſſen von einem gewiſſen Baume, die
man gleichſam zum Zeitvertreib ißt, ſo wie man
bey uns Schnupftoback zu nehmen pflegt. Die-
ſe Leckerbiſſen ſchmecken dem Europaͤer nicht gut,
und Herr Niebuhr, nimmt als wahrſcheinlich
an, daß der Kaad ſeine Liebhaber vom Schlaf
abhalte und zugleich auszehre. Und gleich wohl
muß ein jeder wohlerzogener Jemeneſer, ein
Liebhaber davon ſeyn. Diejenigen, welche gu-
te Zaͤhne haben, koͤnnen ihn ſo, wie er vom
Baume gekommen iſt, eſſen. Indeſſen findet
man doch auch, daß alte Leute, die nicht mehr
gut kauen koͤnnen, ihn vorher in einem Moͤrſer
ſtoßen.

Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0229" n="203"/>
und gemeiniglich aus den&#x017F;elben vermittel&#x017F;t eines<lb/>
Rohrs getrunken.</p><lb/>
          <p>Weil die geringern Araber auch gerne ver-<lb/>
gnu&#x0364;gt &#x017F;eyn mo&#x0364;gen, die &#x017F;tarken Getra&#x0364;nke aber<lb/>
nicht bezahlen, und vielleicht gar nicht bekom-<lb/>
men ko&#x0364;nnen; &#x017F;o rauchen &#x017F;ie <hi rendition="#fr">Ha&#x017F;chi&#x017F;ch,</hi> ein<lb/>
Kraut, welches &#x017F;ehr viele fu&#x0364;r Hanfbla&#x0364;tter hal-<lb/>
ten. Die Liebhaber die&#x017F;es Krautes ver&#x017F;ichern,<lb/>
daß es ihnen viel Muth gebe.</p><lb/>
          <p>Bey einem Be&#x017F;uche wird dem Fremden, &#x017F;o<lb/>
bald er &#x017F;ich ge&#x017F;etzt hat, eine Pfeife Taback, et-<lb/>
was Confituren und eine Ta&#x017F;&#x017F;e Kaffee oder Ki-<lb/>
&#x017F;cher gebracht. Man breitet ihm auch wohl ei-<lb/>
ne ko&#x017F;tbar brodirte Serviette auf den Schooß. &#x2014;<lb/>
Bey den Vornehmen in der bergigten Gegend<lb/>
von Jemen, findet man in den Monaten May,<lb/>
Junius und Julius kleine Bu&#x0364;ndel Kaad, d. i.<lb/>
junge Spro&#x017F;&#x017F;en von einem gewi&#x017F;&#x017F;en Baume, die<lb/>
man gleich&#x017F;am zum Zeitvertreib ißt, &#x017F;o wie man<lb/>
bey uns Schnupftoback zu nehmen pflegt. Die-<lb/>
&#x017F;e Leckerbi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chmecken dem Europa&#x0364;er nicht gut,<lb/>
und Herr Niebuhr, nimmt als wahr&#x017F;cheinlich<lb/>
an, daß der Kaad &#x017F;eine Liebhaber vom Schlaf<lb/>
abhalte und zugleich auszehre. Und gleich wohl<lb/>
muß ein jeder wohlerzogener Jemene&#x017F;er, ein<lb/>
Liebhaber davon &#x017F;eyn. Diejenigen, welche gu-<lb/>
te Za&#x0364;hne haben, ko&#x0364;nnen ihn &#x017F;o, wie er vom<lb/>
Baume gekommen i&#x017F;t, e&#x017F;&#x017F;en. Inde&#x017F;&#x017F;en findet<lb/>
man doch auch, daß alte Leute, die nicht mehr<lb/>
gut kauen ko&#x0364;nnen, ihn vorher in einem Mo&#x0364;r&#x017F;er<lb/>
&#x017F;toßen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[203/0229] und gemeiniglich aus denſelben vermittelſt eines Rohrs getrunken. Weil die geringern Araber auch gerne ver- gnuͤgt ſeyn moͤgen, die ſtarken Getraͤnke aber nicht bezahlen, und vielleicht gar nicht bekom- men koͤnnen; ſo rauchen ſie Haſchiſch, ein Kraut, welches ſehr viele fuͤr Hanfblaͤtter hal- ten. Die Liebhaber dieſes Krautes verſichern, daß es ihnen viel Muth gebe. Bey einem Beſuche wird dem Fremden, ſo bald er ſich geſetzt hat, eine Pfeife Taback, et- was Confituren und eine Taſſe Kaffee oder Ki- ſcher gebracht. Man breitet ihm auch wohl ei- ne koſtbar brodirte Serviette auf den Schooß. — Bey den Vornehmen in der bergigten Gegend von Jemen, findet man in den Monaten May, Junius und Julius kleine Buͤndel Kaad, d. i. junge Sproſſen von einem gewiſſen Baume, die man gleichſam zum Zeitvertreib ißt, ſo wie man bey uns Schnupftoback zu nehmen pflegt. Die- ſe Leckerbiſſen ſchmecken dem Europaͤer nicht gut, und Herr Niebuhr, nimmt als wahrſcheinlich an, daß der Kaad ſeine Liebhaber vom Schlaf abhalte und zugleich auszehre. Und gleich wohl muß ein jeder wohlerzogener Jemeneſer, ein Liebhaber davon ſeyn. Diejenigen, welche gu- te Zaͤhne haben, koͤnnen ihn ſo, wie er vom Baume gekommen iſt, eſſen. Indeſſen findet man doch auch, daß alte Leute, die nicht mehr gut kauen koͤnnen, ihn vorher in einem Moͤrſer ſtoßen. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/229
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/229>, abgerufen am 17.05.2024.