Jemanden mit einer höflichen Manier zeigen will, daß der Herr des Hauses Geschäfte habe; denn sobald man mit Rosenwasser bespritzt ist, und den Bart und seine weiten Ermel geräuchert hat, muß man sich nicht länger aufhalten. Bey einem täglichen Besuch päßirt nichts weiter als Kaffee oder Kirscher, eine Pfeife Toback und Kaad.
Was die Häuser der vornehmen Mohamme- daner betrift; so sind sie weder von außen noch in den Zimmern der Mannspersonen prächtig. Es scheint, daß diese in nichts anders Pracht suchen, als nur in ihrem Gewehr, Pferdege- schirr und in der Menge ihrer Pferde und Be- dienten. Der Fußboden ist in allen Zimmern, so wohl der Vornehmen als Geringen, belegt, wenn es auch nur mit einer Strohmatte ist, und wer drauf treten will, muß vorher seine Pan- toffeln oder Stiefeln ausziehen. Diese Gewohn- heit scheint den Europäern nicht allezeit gefallen zu haben. -- Als der Bediente des Statthal- ters zu Mochha den Verfasser der voyage de l'Arabie heureuse, bey dem Eintritte in das Zimmer erinnerte, seine Schuhe, welche er für Pantoffeln ansah, auszuziehen; so drohete die- ser, daß er lieber keine Audienz, und seine Rei- se ganz umsonst gemacht haben, als sich dieser morgenländischen Gewohnheit unterwerfen woll- te. Die Araber waren so höflich, dem Auslän- der seinen Willen zu lassen. Sie dachten aber wohl eben das, was ein europäischer Kaufmann
denken
Jemanden mit einer hoͤflichen Manier zeigen will, daß der Herr des Hauſes Geſchaͤfte habe; denn ſobald man mit Roſenwaſſer beſpritzt iſt, und den Bart und ſeine weiten Ermel geraͤuchert hat, muß man ſich nicht laͤnger aufhalten. Bey einem taͤglichen Beſuch paͤßirt nichts weiter als Kaffee oder Kirſcher, eine Pfeife Toback und Kaad.
Was die Haͤuſer der vornehmen Mohamme- daner betrift; ſo ſind ſie weder von außen noch in den Zimmern der Mannsperſonen praͤchtig. Es ſcheint, daß dieſe in nichts anders Pracht ſuchen, als nur in ihrem Gewehr, Pferdege- ſchirr und in der Menge ihrer Pferde und Be- dienten. Der Fußboden iſt in allen Zimmern, ſo wohl der Vornehmen als Geringen, belegt, wenn es auch nur mit einer Strohmatte iſt, und wer drauf treten will, muß vorher ſeine Pan- toffeln oder Stiefeln ausziehen. Dieſe Gewohn- heit ſcheint den Europaͤern nicht allezeit gefallen zu haben. — Als der Bediente des Statthal- ters zu Mochha den Verfaſſer der voyage de l’Arabie heureuſe, bey dem Eintritte in das Zimmer erinnerte, ſeine Schuhe, welche er fuͤr Pantoffeln anſah, auszuziehen; ſo drohete die- ſer, daß er lieber keine Audienz, und ſeine Rei- ſe ganz umſonſt gemacht haben, als ſich dieſer morgenlaͤndiſchen Gewohnheit unterwerfen woll- te. Die Araber waren ſo hoͤflich, dem Auslaͤn- der ſeinen Willen zu laſſen. Sie dachten aber wohl eben das, was ein europaͤiſcher Kaufmann
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[205/0231]
Jemanden mit einer hoͤflichen Manier zeigen
will, daß der Herr des Hauſes Geſchaͤfte habe;
denn ſobald man mit Roſenwaſſer beſpritzt iſt,
und den Bart und ſeine weiten Ermel geraͤuchert
hat, muß man ſich nicht laͤnger aufhalten. Bey
einem taͤglichen Beſuch paͤßirt nichts weiter als
Kaffee oder Kirſcher, eine Pfeife Toback und
Kaad.
Was die Haͤuſer der vornehmen Mohamme-
daner betrift; ſo ſind ſie weder von außen noch
in den Zimmern der Mannsperſonen praͤchtig.
Es ſcheint, daß dieſe in nichts anders Pracht
ſuchen, als nur in ihrem Gewehr, Pferdege-
ſchirr und in der Menge ihrer Pferde und Be-
dienten. Der Fußboden iſt in allen Zimmern,
ſo wohl der Vornehmen als Geringen, belegt,
wenn es auch nur mit einer Strohmatte iſt, und
wer drauf treten will, muß vorher ſeine Pan-
toffeln oder Stiefeln ausziehen. Dieſe Gewohn-
heit ſcheint den Europaͤern nicht allezeit gefallen
zu haben. — Als der Bediente des Statthal-
ters zu Mochha den Verfaſſer der voyage de
l’Arabie heureuſe, bey dem Eintritte in das
Zimmer erinnerte, ſeine Schuhe, welche er fuͤr
Pantoffeln anſah, auszuziehen; ſo drohete die-
ſer, daß er lieber keine Audienz, und ſeine Rei-
ſe ganz umſonſt gemacht haben, als ſich dieſer
morgenlaͤndiſchen Gewohnheit unterwerfen woll-
te. Die Araber waren ſo hoͤflich, dem Auslaͤn-
der ſeinen Willen zu laſſen. Sie dachten aber
wohl eben das, was ein europaͤiſcher Kaufmann
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/231>, abgerufen am 24.11.2024.
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