läßt sich nicht zweifeln, denn da die Weiber wis- sen, daß sie Nebenbuhlerinnen haben; so be- müht sich eine jede, der andern zuvorzukommen, und die Gefälligkeit oder Wollust eines Man- nes, entkräftet ihn bald für seine ganze übrige Lebenszeit.
Es ist bekannt, daß sich die Mohammeda- net nicht so beschneiden, wie die Juden. Herr Nichuhr hörte überdem auch, daß sich ein Stamm Araber zwischen dem Gebiete des Schereifen von Abuareisch, und dem Gebiete des Schereifen von Mecca, auch auf eine ganz andre Art beschnei- det, als die Sunniten. Diese ist vielleicht auch noch von der Beschneidung der Zeiditen verschieden. Es ist unserm Verfasser nicht wahrscheinlich, daß die Beschneidung in den heißen Ländern, wegen der Gesundheit nothwen- dig sey. Denn die Parsi, d. i. die Schüler des Zoroasters, welche man auch Guebers (H. Niebuhr schreibt Gebers; von diesen ist im er- sten Theil der Characteristik geredt,) oder Feuer- anbeter nennt, und die Heiden in Indien, in- gleichen viele Nationen Kafrs in Afrika, welche doch alle unter einem eben so heißen Himmels- striche wohnen, als die Mohammedaner in Ara- bien, beschneiden sich nicht, und leben dennoch eben so gesund als die Juden, die Mohamme- daner und einige Nationen Kafrs, welche diesen Gebrauch durchgängig haben. Einige copti- sche Christen in Egypten und Habbesch, pflegen ihre Knaben bey der Taufe, welche gemeiniglich
vierzig
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laͤßt ſich nicht zweifeln, denn da die Weiber wiſ- ſen, daß ſie Nebenbuhlerinnen haben; ſo be- muͤht ſich eine jede, der andern zuvorzukommen, und die Gefaͤlligkeit oder Wolluſt eines Man- nes, entkraͤftet ihn bald fuͤr ſeine ganze uͤbrige Lebenszeit.
Es iſt bekannt, daß ſich die Mohammeda- net nicht ſo beſchneiden, wie die Juden. Herr Nichuhr hoͤrte uͤberdem auch, daß ſich ein Stamm Araber zwiſchen dem Gebiete des Scherîfen von Abuarîſch, und dem Gebiete des Scherîfen von Mecca, auch auf eine ganz andre Art beſchnei- det, als die Sunniten. Dieſe iſt vielleicht auch noch von der Beſchneidung der Zeiditen verſchieden. Es iſt unſerm Verfaſſer nicht wahrſcheinlich, daß die Beſchneidung in den heißen Laͤndern, wegen der Geſundheit nothwen- dig ſey. Denn die Parſi, d. i. die Schuͤler des Zoroaſters, welche man auch Guebers (H. Niebuhr ſchreibt Gebers; von dieſen iſt im er- ſten Theil der Characteriſtik geredt,) oder Feuer- anbeter nennt, und die Heiden in Indien, in- gleichen viele Nationen Káfrs in Afrika, welche doch alle unter einem eben ſo heißen Himmels- ſtriche wohnen, als die Mohammedaner in Ara- bien, beſchneiden ſich nicht, und leben dennoch eben ſo geſund als die Juden, die Mohamme- daner und einige Nationen Káfrs, welche dieſen Gebrauch durchgaͤngig haben. Einige copti- ſche Chriſten in Egypten und Habbeſch, pflegen ihre Knaben bey der Taufe, welche gemeiniglich
vierzig
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laͤßt ſich nicht zweifeln, denn da die Weiber wiſ-
ſen, daß ſie Nebenbuhlerinnen haben; ſo be-
muͤht ſich eine jede, der andern zuvorzukommen,
und die Gefaͤlligkeit oder Wolluſt eines Man-
nes, entkraͤftet ihn bald fuͤr ſeine ganze uͤbrige
Lebenszeit.
Es iſt bekannt, daß ſich die Mohammeda-
net nicht ſo beſchneiden, wie die Juden. Herr
Nichuhr hoͤrte uͤberdem auch, daß ſich ein Stamm
Araber zwiſchen dem Gebiete des Scherîfen von
Abuarîſch, und dem Gebiete des Scherîfen von
Mecca, auch auf eine ganz andre Art beſchnei-
det, als die Sunniten. Dieſe iſt vielleicht
auch noch von der Beſchneidung der Zeiditen
verſchieden. Es iſt unſerm Verfaſſer nicht
wahrſcheinlich, daß die Beſchneidung in den
heißen Laͤndern, wegen der Geſundheit nothwen-
dig ſey. Denn die Parſi, d. i. die Schuͤler
des Zoroaſters, welche man auch Guebers (H.
Niebuhr ſchreibt Gebers; von dieſen iſt im er-
ſten Theil der Characteriſtik geredt,) oder Feuer-
anbeter nennt, und die Heiden in Indien, in-
gleichen viele Nationen Káfrs in Afrika, welche
doch alle unter einem eben ſo heißen Himmels-
ſtriche wohnen, als die Mohammedaner in Ara-
bien, beſchneiden ſich nicht, und leben dennoch
eben ſo geſund als die Juden, die Mohamme-
daner und einige Nationen Káfrs, welche dieſen
Gebrauch durchgaͤngig haben. Einige copti-
ſche Chriſten in Egypten und Habbeſch, pflegen
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/241>, abgerufen am 16.02.2025.
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