vierzig Tage nach der Geburt geschieht, zu be- schneiden. Andre thun es in ihrem zehnten Jahre oder noch später, und viele werden gar nicht beschnitten.
Ob die Beschneidung, welche Abraham an sich und seiner ganzen Familie auf Gottes Be- fehl verrichtet hat, die erste sey, und ob sich schon vor ihm einige beschnitten haben -- läßt man billig, als eine unnütze Frage, dahin ge- stellt seyn. Weil aber alle Nachkommen Abra- hams diese Beschneidung beobachten; so haben die Araber, Egyptier, Habeßinier sie vermuth- lich von ihm erhalten. Die Mohammedaner scheinen sie als eine alte Gewohnheit ihrer Väter beybehalten zu haben. Denn die Religion Mo- hammeds besiehlt sie nicht. Mit der mohamme- danischen Religion, kann sie nach Persien und Indien gekommen seyn, und die Kafrs auf der Südostküste von Afrika, können sie von den Habeßinnen, oder auch von den auf dieser Kü- ste wohnenden Mohammedanern erhalten haben.
Weil die Beschneidung von so vielen Natio- nen angenommen ist, so muß sie vermuthlich auch einen physikalischen Nutzen haben, obgleich verschiedene, sowohl Mohammedaner als mor- genländische Christen, unserm Verf. keinen da- von angeben konnten. Sie ist in den heißen Ländern bey denen, die sich nicht fleißig waschen, gewiß sehr nützlich So versichert der englische Arzt zu Haleb unserm Verfasser, daß sich in den heißen Ländern mehrere Feuchtigkeiten unter
den
vierzig Tage nach der Geburt geſchieht, zu be- ſchneiden. Andre thun es in ihrem zehnten Jahre oder noch ſpaͤter, und viele werden gar nicht beſchnitten.
Ob die Beſchneidung, welche Abraham an ſich und ſeiner ganzen Familie auf Gottes Be- fehl verrichtet hat, die erſte ſey, und ob ſich ſchon vor ihm einige beſchnitten haben — laͤßt man billig, als eine unnuͤtze Frage, dahin ge- ſtellt ſeyn. Weil aber alle Nachkommen Abra- hams dieſe Beſchneidung beobachten; ſo haben die Araber, Egyptier, Habeßinier ſie vermuth- lich von ihm erhalten. Die Mohammedaner ſcheinen ſie als eine alte Gewohnheit ihrer Vaͤter beybehalten zu haben. Denn die Religion Mo- hammeds beſiehlt ſie nicht. Mit der mohamme- daniſchen Religion, kann ſie nach Perſien und Indien gekommen ſeyn, und die Káfrs auf der Suͤdoſtkuͤſte von Afrika, koͤnnen ſie von den Habeßinnen, oder auch von den auf dieſer Kuͤ- ſte wohnenden Mohammedanern erhalten haben.
Weil die Beſchneidung von ſo vielen Natio- nen angenommen iſt, ſo muß ſie vermuthlich auch einen phyſikaliſchen Nutzen haben, obgleich verſchiedene, ſowohl Mohammedaner als mor- genlaͤndiſche Chriſten, unſerm Verf. keinen da- von angeben konnten. Sie iſt in den heißen Laͤndern bey denen, die ſich nicht fleißig waſchen, gewiß ſehr nuͤtzlich So verſichert der engliſche Arzt zu Haleb unſerm Verfaſſer, daß ſich in den heißen Laͤndern mehrere Feuchtigkeiten unter
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vierzig Tage nach der Geburt geſchieht, zu be-
ſchneiden. Andre thun es in ihrem zehnten
Jahre oder noch ſpaͤter, und viele werden gar
nicht beſchnitten.
Ob die Beſchneidung, welche Abraham an
ſich und ſeiner ganzen Familie auf Gottes Be-
fehl verrichtet hat, die erſte ſey, und ob ſich
ſchon vor ihm einige beſchnitten haben — laͤßt
man billig, als eine unnuͤtze Frage, dahin ge-
ſtellt ſeyn. Weil aber alle Nachkommen Abra-
hams dieſe Beſchneidung beobachten; ſo haben
die Araber, Egyptier, Habeßinier ſie vermuth-
lich von ihm erhalten. Die Mohammedaner
ſcheinen ſie als eine alte Gewohnheit ihrer Vaͤter
beybehalten zu haben. Denn die Religion Mo-
hammeds beſiehlt ſie nicht. Mit der mohamme-
daniſchen Religion, kann ſie nach Perſien und
Indien gekommen ſeyn, und die Káfrs auf der
Suͤdoſtkuͤſte von Afrika, koͤnnen ſie von den
Habeßinnen, oder auch von den auf dieſer Kuͤ-
ſte wohnenden Mohammedanern erhalten haben.
Weil die Beſchneidung von ſo vielen Natio-
nen angenommen iſt, ſo muß ſie vermuthlich
auch einen phyſikaliſchen Nutzen haben, obgleich
verſchiedene, ſowohl Mohammedaner als mor-
genlaͤndiſche Chriſten, unſerm Verf. keinen da-
von angeben konnten. Sie iſt in den heißen
Laͤndern bey denen, die ſich nicht fleißig waſchen,
gewiß ſehr nuͤtzlich So verſichert der engliſche
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/242>, abgerufen am 21.11.2024.
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