den Eicheln sammlen, als in den kältern. -- Das Waschen des ganzen Körpers, und beson- ders der heimlichen Theile, ist also in den heißen Ländern nothwendig, und vielleicht haben des- wegen die Stifter der Religion der Juden, der Mohammedaner, der Guebers, der Heiden in Indien u. s. w. selbiges befohlen. Die itzt un- ter diesen Nationen wohnenden Christen, müßen sich nun auch, sowohl wegen des Wohlstandes, weil man sie sonst immer verrathen würde, als wegen der Gesundheit, der Reinlichkeit be- fieißigen.
Weil sich nun ein Beschnittener mit weniger Mühe waschen kann, als ein Unbeschnittener, vornemlich wenn er, so wie die Mohammeda- ner, nur eine Hand darzu gebrauchen darf; -- so schaft die Beschneidung denen, die sie gebrau- chen, auch eine große Bequemlichkeit; und dieß könnte schon für eine Ursache gehalten wer- den, warum die Nationen, bey welchen sie ein- mal eingeführt ist, sie beybehalten. -- Der wahre Nutzen der Beschneidung aber ist wohl dieser, daß dadurch viele Männer erst zum Bey- schlaf tüchtig werden. Man findet sowohl in den Morgenländern als in Europa Leute, bey denen deswegen eine Art von Beschneidung nothwendig ist. Herr Niebuhr glaubt davon zu Mosul einen Beweiß gesehen zu haben. Ein daselbst wohnhafter Christ, sagt er, der bereits einige Jahre mit seiner zweyten jungen Frau ge- lebt hatte, ohne Kinder gezeugt zu haben, be-
klagte
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den Eicheln ſammlen, als in den kaͤltern. — Das Waſchen des ganzen Koͤrpers, und beſon- ders der heimlichen Theile, iſt alſo in den heißen Laͤndern nothwendig, und vielleicht haben des- wegen die Stifter der Religion der Juden, der Mohammedaner, der Guebers, der Heiden in Indien u. ſ. w. ſelbiges befohlen. Die itzt un- ter dieſen Nationen wohnenden Chriſten, muͤßen ſich nun auch, ſowohl wegen des Wohlſtandes, weil man ſie ſonſt immer verrathen wuͤrde, als wegen der Geſundheit, der Reinlichkeit be- fieißigen.
Weil ſich nun ein Beſchnittener mit weniger Muͤhe waſchen kann, als ein Unbeſchnittener, vornemlich wenn er, ſo wie die Mohammeda- ner, nur eine Hand darzu gebrauchen darf; — ſo ſchaft die Beſchneidung denen, die ſie gebrau- chen, auch eine große Bequemlichkeit; und dieß koͤnnte ſchon fuͤr eine Urſache gehalten wer- den, warum die Nationen, bey welchen ſie ein- mal eingefuͤhrt iſt, ſie beybehalten. — Der wahre Nutzen der Beſchneidung aber iſt wohl dieſer, daß dadurch viele Maͤnner erſt zum Bey- ſchlaf tuͤchtig werden. Man findet ſowohl in den Morgenlaͤndern als in Europa Leute, bey denen deswegen eine Art von Beſchneidung nothwendig iſt. Herr Niebuhr glaubt davon zu Moſul einen Beweiß geſehen zu haben. Ein daſelbſt wohnhafter Chriſt, ſagt er, der bereits einige Jahre mit ſeiner zweyten jungen Frau ge- lebt hatte, ohne Kinder gezeugt zu haben, be-
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den Eicheln ſammlen, als in den kaͤltern. —
Das Waſchen des ganzen Koͤrpers, und beſon-
ders der heimlichen Theile, iſt alſo in den heißen
Laͤndern nothwendig, und vielleicht haben des-
wegen die Stifter der Religion der Juden, der
Mohammedaner, der Guebers, der Heiden in
Indien u. ſ. w. ſelbiges befohlen. Die itzt un-
ter dieſen Nationen wohnenden Chriſten, muͤßen
ſich nun auch, ſowohl wegen des Wohlſtandes,
weil man ſie ſonſt immer verrathen wuͤrde, als
wegen der Geſundheit, der Reinlichkeit be-
fieißigen.
Weil ſich nun ein Beſchnittener mit weniger
Muͤhe waſchen kann, als ein Unbeſchnittener,
vornemlich wenn er, ſo wie die Mohammeda-
ner, nur eine Hand darzu gebrauchen darf; —
ſo ſchaft die Beſchneidung denen, die ſie gebrau-
chen, auch eine große Bequemlichkeit; und
dieß koͤnnte ſchon fuͤr eine Urſache gehalten wer-
den, warum die Nationen, bey welchen ſie ein-
mal eingefuͤhrt iſt, ſie beybehalten. — Der
wahre Nutzen der Beſchneidung aber iſt wohl
dieſer, daß dadurch viele Maͤnner erſt zum Bey-
ſchlaf tuͤchtig werden. Man findet ſowohl in
den Morgenlaͤndern als in Europa Leute, bey
denen deswegen eine Art von Beſchneidung
nothwendig iſt. Herr Niebuhr glaubt davon
zu Moſul einen Beweiß geſehen zu haben. Ein
daſelbſt wohnhafter Chriſt, ſagt er, der bereits
einige Jahre mit ſeiner zweyten jungen Frau ge-
lebt hatte, ohne Kinder gezeugt zu haben, be-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/243>, abgerufen am 16.02.2025.
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