Es scheint, daß die Araber noch itzt sehr große Reimer sind, und daß ihnen ihre Verse auch bisweilen belohnt werden. Indessen fin- det man doch unter ihnen keine große Dichter. -- Die Araber besingen auch noch zuweilen die Heldenthaten ihrer Schechs. So machten sie nach einem Siege, den der Stamm Chasael vor einigen Jahren, über den Ali, Pascha zu Bagdad erhalten hatte, so gleich ein Lied, in welchem sie die Heldenthaten eines jeden ihrer Anführer erhoben.
Man findet zu Kahioa, Damask, Huleb, Mosul, Bagdad und Basra, einige sehr große Kaffeehäuser, die des Abends bisweilen durch eine Menge Lampen erleuchtet werden. Sonst sicht man in ihnen keine Zierrathen, als Stroh- matten auf der Erde, oder auf gemauerten Er- höhungen, und auf dem Feuerheerde große und kleine kupferne, in- und auswendig schön ver- zinnte Kaffeetöpfe, mit vielen Kaffeetassen. Man kann in diesen morgenländischen Schen- ken keine andre Erfrischungen erhalten, als eine türkische oder persische Pfeise Toback und Kaffee ohne Milch und Zucker. Man hat also daselbst weder Gelegenheit, viel zu verzehren, noch sich zu berauschen, sondern die Araber bleiben in die- sen ihren Wirthshäusern fast eben so nüchtern, als in den ältern Zeiten bey ihrem Trunk Was- ser. Sie haben zwar verschiedene Arten Spiele, und sind besonders im Schachspiele große Mei-
ster.
P 4
Es ſcheint, daß die Araber noch itzt ſehr große Reimer ſind, und daß ihnen ihre Verſe auch bisweilen belohnt werden. Indeſſen fin- det man doch unter ihnen keine große Dichter. — Die Araber beſingen auch noch zuweilen die Heldenthaten ihrer Schechs. So machten ſie nach einem Siege, den der Stamm Chaſael vor einigen Jahren, uͤber den Ali, Paſcha zu Bagdad erhalten hatte, ſo gleich ein Lied, in welchem ſie die Heldenthaten eines jeden ihrer Anfuͤhrer erhoben.
Man findet zu Kahioa, Damaſk, Húleb, Moſúl, Bagdad und Basra, einige ſehr große Kaffeehaͤuſer, die des Abends bisweilen durch eine Menge Lampen erleuchtet werden. Sonſt ſicht man in ihnen keine Zierrathen, als Stroh- matten auf der Erde, oder auf gemauerten Er- hoͤhungen, und auf dem Feuerheerde große und kleine kupferne, in- und auswendig ſchoͤn ver- zinnte Kaffeetoͤpfe, mit vielen Kaffeetaſſen. Man kann in dieſen morgenlaͤndiſchen Schen- ken keine andre Erfriſchungen erhalten, als eine tuͤrkiſche oder perſiſche Pfeiſe Toback und Kaffee ohne Milch und Zucker. Man hat alſo daſelbſt weder Gelegenheit, viel zu verzehren, noch ſich zu berauſchen, ſondern die Araber bleiben in die- ſen ihren Wirthshaͤuſern faſt eben ſo nuͤchtern, als in den aͤltern Zeiten bey ihrem Trunk Waſ- ſer. Sie haben zwar verſchiedene Arten Spiele, und ſind beſonders im Schachſpiele große Mei-
ſter.
P 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0257"n="231"/><p>Es ſcheint, daß die Araber noch itzt ſehr<lb/>
große Reimer ſind, und daß ihnen ihre Verſe<lb/>
auch bisweilen belohnt werden. Indeſſen fin-<lb/>
det man doch unter ihnen keine große Dichter.<lb/>— Die Araber beſingen auch noch zuweilen die<lb/>
Heldenthaten ihrer Schechs. So machten ſie<lb/>
nach einem Siege, den der Stamm <hirendition="#fr">Chaſael</hi><lb/>
vor einigen Jahren, uͤber den Ali, Paſcha zu<lb/>
Bagdad erhalten hatte, ſo gleich ein Lied, in<lb/>
welchem ſie die Heldenthaten eines jeden ihrer<lb/>
Anfuͤhrer erhoben.</p><lb/><p>Man findet zu Kahioa, Damaſk, H<hirendition="#aq">ú</hi>leb,<lb/>
Moſ<hirendition="#aq">ú</hi>l, Bagdad und Basra, einige ſehr große<lb/>
Kaffeehaͤuſer, die des Abends bisweilen durch<lb/>
eine Menge Lampen erleuchtet werden. Sonſt<lb/>ſicht man in ihnen keine Zierrathen, als Stroh-<lb/>
matten auf der Erde, oder auf gemauerten Er-<lb/>
hoͤhungen, und auf dem Feuerheerde große und<lb/>
kleine kupferne, in- und auswendig ſchoͤn ver-<lb/>
zinnte Kaffeetoͤpfe, mit vielen Kaffeetaſſen.<lb/>
Man kann in dieſen morgenlaͤndiſchen Schen-<lb/>
ken keine andre Erfriſchungen erhalten, als eine<lb/>
tuͤrkiſche oder perſiſche Pfeiſe Toback und Kaffee<lb/>
ohne Milch und Zucker. Man hat alſo daſelbſt<lb/>
weder Gelegenheit, viel zu verzehren, noch ſich<lb/>
zu berauſchen, ſondern die Araber bleiben in die-<lb/>ſen ihren Wirthshaͤuſern faſt eben ſo nuͤchtern,<lb/>
als in den aͤltern Zeiten bey ihrem Trunk Waſ-<lb/>ſer. Sie haben zwar verſchiedene Arten Spiele,<lb/>
und ſind beſonders im Schachſpiele große Mei-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">P 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſter.</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[231/0257]
Es ſcheint, daß die Araber noch itzt ſehr
große Reimer ſind, und daß ihnen ihre Verſe
auch bisweilen belohnt werden. Indeſſen fin-
det man doch unter ihnen keine große Dichter.
— Die Araber beſingen auch noch zuweilen die
Heldenthaten ihrer Schechs. So machten ſie
nach einem Siege, den der Stamm Chaſael
vor einigen Jahren, uͤber den Ali, Paſcha zu
Bagdad erhalten hatte, ſo gleich ein Lied, in
welchem ſie die Heldenthaten eines jeden ihrer
Anfuͤhrer erhoben.
Man findet zu Kahioa, Damaſk, Húleb,
Moſúl, Bagdad und Basra, einige ſehr große
Kaffeehaͤuſer, die des Abends bisweilen durch
eine Menge Lampen erleuchtet werden. Sonſt
ſicht man in ihnen keine Zierrathen, als Stroh-
matten auf der Erde, oder auf gemauerten Er-
hoͤhungen, und auf dem Feuerheerde große und
kleine kupferne, in- und auswendig ſchoͤn ver-
zinnte Kaffeetoͤpfe, mit vielen Kaffeetaſſen.
Man kann in dieſen morgenlaͤndiſchen Schen-
ken keine andre Erfriſchungen erhalten, als eine
tuͤrkiſche oder perſiſche Pfeiſe Toback und Kaffee
ohne Milch und Zucker. Man hat alſo daſelbſt
weder Gelegenheit, viel zu verzehren, noch ſich
zu berauſchen, ſondern die Araber bleiben in die-
ſen ihren Wirthshaͤuſern faſt eben ſo nuͤchtern,
als in den aͤltern Zeiten bey ihrem Trunk Waſ-
ſer. Sie haben zwar verſchiedene Arten Spiele,
und ſind beſonders im Schachſpiele große Mei-
ſter.
P 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/257>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.