dem Califen die Zeit, zu der sie eintreffen wür- de, bekannt machte. Er ward aber von den Hofleuten ausgelacht, weil man nicht glaubte, daß dergleichen Begebenheiten vorherbestimmt werden könnten; ja man beschuldigte ihn so gar, daß er sich für einen Propheten ausgeben wollte. Weil seine Wissenschaft ihm kein Ge- hör bey dem Regenten verschaffen konnte, so nützte er den Aberglauben des Pöbels, und breitete aus: es wäre Gott angenehm, wenn man den Fisch, der den Mond bey der Finster- niß verfolgen würde, durch einen großen Lerm mit metallenen Becken und Kesseln erschreckte. -- Die Finsterniß, welche er berechnet hatte, traf erst spät in der Nacht ein, zu einer Stunde, da er nicht hoffen konnte, daß sie von dem Regen- ten würde bemerkt werden. Er selbst gab also das Zeichen. Sobald seine Nachbaren, welche nach der Gewohnheit des Landes auf den Dä- chern schliefen, es hörten, so schlugen sie auch auf ihre Kessel, und der Lerm verbreitete sich in kurzer Zeit bis an den Pallast des Califen, wel- cher davon erwachte, und nun sah, daß die Rechnung des Naser et tausi richtig sey.
Weil Mohammed ausdrücklich verboten hat, das Loos um Rath zu fragen, und durch Pfei- le wahrzusagen; so findet man diese alte Ge- wohnheit *) nicht mehr bey den Arabern. Den-
noch
*) Das Studium der Astronomie wurde in den ältern Zeiten von den Arabern sehr geliebt.
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dem Califen die Zeit, zu der ſie eintreffen wuͤr- de, bekannt machte. Er ward aber von den Hofleuten ausgelacht, weil man nicht glaubte, daß dergleichen Begebenheiten vorherbeſtimmt werden koͤnnten; ja man beſchuldigte ihn ſo gar, daß er ſich fuͤr einen Propheten ausgeben wollte. Weil ſeine Wiſſenſchaft ihm kein Ge- hoͤr bey dem Regenten verſchaffen konnte, ſo nuͤtzte er den Aberglauben des Poͤbels, und breitete aus: es waͤre Gott angenehm, wenn man den Fiſch, der den Mond bey der Finſter- niß verfolgen wuͤrde, durch einen großen Lerm mit metallenen Becken und Keſſeln erſchreckte. — Die Finſterniß, welche er berechnet hatte, traf erſt ſpaͤt in der Nacht ein, zu einer Stunde, da er nicht hoffen konnte, daß ſie von dem Regen- ten wuͤrde bemerkt werden. Er ſelbſt gab alſo das Zeichen. Sobald ſeine Nachbaren, welche nach der Gewohnheit des Landes auf den Daͤ- chern ſchliefen, es hoͤrten, ſo ſchlugen ſie auch auf ihre Keſſel, und der Lerm verbreitete ſich in kurzer Zeit bis an den Pallaſt des Califen, wel- cher davon erwachte, und nun ſah, daß die Rechnung des Naſer et tûſi richtig ſey.
Weil Mohammed ausdruͤcklich verboten hat, das Loos um Rath zu fragen, und durch Pfei- le wahrzuſagen; ſo findet man dieſe alte Ge- wohnheit *) nicht mehr bey den Arabern. Den-
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*) Das Studium der Aſtronomie wurde in den aͤltern Zeiten von den Arabern ſehr geliebt.
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dem Califen die Zeit, zu der ſie eintreffen wuͤr-
de, bekannt machte. Er ward aber von den
Hofleuten ausgelacht, weil man nicht glaubte,
daß dergleichen Begebenheiten vorherbeſtimmt
werden koͤnnten; ja man beſchuldigte ihn ſo
gar, daß er ſich fuͤr einen Propheten ausgeben
wollte. Weil ſeine Wiſſenſchaft ihm kein Ge-
hoͤr bey dem Regenten verſchaffen konnte, ſo
nuͤtzte er den Aberglauben des Poͤbels, und
breitete aus: es waͤre Gott angenehm, wenn
man den Fiſch, der den Mond bey der Finſter-
niß verfolgen wuͤrde, durch einen großen Lerm
mit metallenen Becken und Keſſeln erſchreckte. —
Die Finſterniß, welche er berechnet hatte, traf
erſt ſpaͤt in der Nacht ein, zu einer Stunde, da
er nicht hoffen konnte, daß ſie von dem Regen-
ten wuͤrde bemerkt werden. Er ſelbſt gab alſo
das Zeichen. Sobald ſeine Nachbaren, welche
nach der Gewohnheit des Landes auf den Daͤ-
chern ſchliefen, es hoͤrten, ſo ſchlugen ſie auch
auf ihre Keſſel, und der Lerm verbreitete ſich in
kurzer Zeit bis an den Pallaſt des Califen, wel-
cher davon erwachte, und nun ſah, daß die
Rechnung des Naſer et tûſi richtig ſey.
Weil Mohammed ausdruͤcklich verboten hat,
das Loos um Rath zu fragen, und durch Pfei-
le wahrzuſagen; ſo findet man dieſe alte Ge-
wohnheit *) nicht mehr bey den Arabern. Den-
noch
*) Das Studium der Aſtronomie wurde in den
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/267>, abgerufen am 22.11.2024.
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