[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.noch sind die Mohammedaner sehr abergläubisch, sie Sie begnügten sich nicht damit, so wie die übri-
gen Völker, den Lauf und die Bewegung der Planeten zu beobachten, sondern sie erweiterten ihre Betrachtung bis zu den Fixsternen. Sie bildeten sich endlich einen solchen Einfluß der Gestirne ein, der nicht allein bey den natürlichen Körpern auf Erden mancherley Veränderungen in Ansehung des Wetters, der Gesundheit und Krankheit des menschlichen Lebens verursache; sondern sich auch auf die menschlichen Verrich- tungen und künftige Begebenheit des Glücks und Unglücks erstrecke. Und so leiteten sie nicht nur die Schicksale einzelner Menschen, sondern auch ganzer Nationen von der Beschaffenheit und Kraft der Gestirne her. Und nur allein hierinn darf man die Ursache aufsuchen, warum die Gestirne von den alten Arabern so sehr ver- ehrt wurden, und man kann auch zugleich hier- aus schließen, wie sehr diese unrichtige Vorstel- lung von dem Einfluß der Gestirne den Fort- schritt der übrigen Wissenschaften gehindert habe. a) a) Diese Meynung, welche die alten Araber von dem Einfluß der Gestirne auf die Körper, u. s. w. gehegt haben, hat auch noch im zehnten Jahr- noch ſind die Mohammedaner ſehr aberglaͤubiſch, ſie Sie begnuͤgten ſich nicht damit, ſo wie die uͤbri-
gen Voͤlker, den Lauf und die Bewegung der Planeten zu beobachten, ſondern ſie erweiterten ihre Betrachtung bis zu den Fixſternen. Sie bildeten ſich endlich einen ſolchen Einfluß der Geſtirne ein, der nicht allein bey den natuͤrlichen Koͤrpern auf Erden mancherley Veraͤnderungen in Anſehung des Wetters, der Geſundheit und Krankheit des menſchlichen Lebens verurſache; ſondern ſich auch auf die menſchlichen Verrich- tungen und kuͤnftige Begebenheit des Gluͤcks und Ungluͤcks erſtrecke. Und ſo leiteten ſie nicht nur die Schickſale einzelner Menſchen, ſondern auch ganzer Nationen von der Beſchaffenheit und Kraft der Geſtirne her. Und nur allein hierinn darf man die Urſache aufſuchen, warum die Geſtirne von den alten Arabern ſo ſehr ver- ehrt wurden, und man kann auch zugleich hier- aus ſchließen, wie ſehr dieſe unrichtige Vorſtel- lung von dem Einfluß der Geſtirne den Fort- ſchritt der uͤbrigen Wiſſenſchaften gehindert habe. a) a) Dieſe Meynung, welche die alten Araber von dem Einfluß der Geſtirne auf die Koͤrper, u. ſ. w. gehegt haben, hat auch noch im zehnten Jahr- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0268" n="242"/> noch ſind die Mohammedaner ſehr aberglaͤubiſch,<lb/> und es ſcheint, daß die Schiiten hierinn die<lb/> Sunniten noch weit uͤbertreffen. Jene unter-<lb/> nehmen keine wichtige Handlung, z. E. ſchlieſ-<lb/> ſen keinen Kontrakt von Wichtigkeit, ohne vor-<lb/> her ihre Knoͤpfe am Kleide, oder die Steine an<lb/> ihrem Roſenkranze gezaͤhlt, und gleichſam um<lb/> Rath gefragt zu haben, und hieruͤber werden<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſie</fw><lb/><note prev="note-0267" xml:id="note-0268" next="note-0269" place="foot" n="*)">Sie begnuͤgten ſich nicht damit, ſo wie die uͤbri-<lb/> gen Voͤlker, den Lauf und die Bewegung der<lb/> Planeten zu beobachten, ſondern ſie erweiterten<lb/> ihre Betrachtung bis zu den Fixſternen. Sie<lb/> bildeten ſich endlich einen ſolchen Einfluß der<lb/> Geſtirne ein, der nicht allein bey den natuͤrlichen<lb/> Koͤrpern auf Erden mancherley Veraͤnderungen<lb/> in Anſehung des Wetters, der Geſundheit und<lb/> Krankheit des menſchlichen Lebens verurſache;<lb/> ſondern ſich auch auf die menſchlichen Verrich-<lb/> tungen und kuͤnftige Begebenheit des Gluͤcks<lb/> und Ungluͤcks erſtrecke. Und ſo leiteten ſie nicht<lb/> nur die Schickſale einzelner Menſchen, ſondern<lb/> auch ganzer Nationen von der Beſchaffenheit<lb/> und Kraft der Geſtirne her. Und nur allein<lb/> hierinn darf man die Urſache aufſuchen, warum<lb/> die Geſtirne von den alten Arabern ſo ſehr ver-<lb/> ehrt wurden, und man kann auch zugleich hier-<lb/> aus ſchließen, wie ſehr dieſe unrichtige Vorſtel-<lb/> lung von dem Einfluß der Geſtirne den Fort-<lb/> ſchritt der uͤbrigen Wiſſenſchaften gehindert<lb/> habe. <hi rendition="#aq">a)<lb/> a)</hi> Dieſe Meynung, welche die alten Araber<lb/> von dem Einfluß der Geſtirne auf die Koͤrper,<lb/> u. ſ. w. gehegt haben, hat auch noch im zehnten<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g">Jahr</hi>-</fw></note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [242/0268]
noch ſind die Mohammedaner ſehr aberglaͤubiſch,
und es ſcheint, daß die Schiiten hierinn die
Sunniten noch weit uͤbertreffen. Jene unter-
nehmen keine wichtige Handlung, z. E. ſchlieſ-
ſen keinen Kontrakt von Wichtigkeit, ohne vor-
her ihre Knoͤpfe am Kleide, oder die Steine an
ihrem Roſenkranze gezaͤhlt, und gleichſam um
Rath gefragt zu haben, und hieruͤber werden
ſie
*)
*) Sie begnuͤgten ſich nicht damit, ſo wie die uͤbri-
gen Voͤlker, den Lauf und die Bewegung der
Planeten zu beobachten, ſondern ſie erweiterten
ihre Betrachtung bis zu den Fixſternen. Sie
bildeten ſich endlich einen ſolchen Einfluß der
Geſtirne ein, der nicht allein bey den natuͤrlichen
Koͤrpern auf Erden mancherley Veraͤnderungen
in Anſehung des Wetters, der Geſundheit und
Krankheit des menſchlichen Lebens verurſache;
ſondern ſich auch auf die menſchlichen Verrich-
tungen und kuͤnftige Begebenheit des Gluͤcks
und Ungluͤcks erſtrecke. Und ſo leiteten ſie nicht
nur die Schickſale einzelner Menſchen, ſondern
auch ganzer Nationen von der Beſchaffenheit
und Kraft der Geſtirne her. Und nur allein
hierinn darf man die Urſache aufſuchen, warum
die Geſtirne von den alten Arabern ſo ſehr ver-
ehrt wurden, und man kann auch zugleich hier-
aus ſchließen, wie ſehr dieſe unrichtige Vorſtel-
lung von dem Einfluß der Geſtirne den Fort-
ſchritt der uͤbrigen Wiſſenſchaften gehindert
habe. a)
a) Dieſe Meynung, welche die alten Araber
von dem Einfluß der Geſtirne auf die Koͤrper,
u. ſ. w. gehegt haben, hat auch noch im zehnten
Jahr-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |