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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

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sie bisweilen von andern schlauen Kaufleuten
desto leichter betrogen. Aber auch nicht alle
Perser sind gleich abergläubisch.

Die Araber haben verschiedene geheime
Wissenschaften,
wovon niemand Gebrauch
machen darf, wenn er nicht von einem großen
Meister aus der Zunft, dem er während einer
gewissen Zeit den Teppich zum Gebet ausgebrei-

tet
Jahrhunderte, und noch später, nach Christi
Geburt, ihre Vertheidiger gefunden. Ein ge-
wisser Schriftsteller, dessen eigentlichen Namen
man nicht weiß, und ohngefähr im zwölften
Jahrhunderte gelebt, hat unter dem Namen
Ovidius ein Buch unter dem Titel: De Vetula,
herausgegeben, worinn er die Beschaffenheit
und Schicksale der Religion von dem Gestirne
herleitete, und die Jüdische, von der Vereini-
gung des Jupiters mit dem Saturn; die Chal-
däisch-persische, von der Conjunction des Jupi-
ters mit dem Mars; die Römische von der
Verknüpfung des Jupiters mit der Venus; die
Christliche von der Verbindung des Jupiters
mit dem Götterboten Mercurius, abstammen
ließ. -- Dieß ist eine absurde Hypothese.
Wollte man den Einfluß der Gestirne auf die
freyen Handlungen der Menschen annehmen,
so würde dadurch die völlige Freyheit des
menschlichen Willens, und folglich auch alle
Moralität der menschlichen Verrichtungen, die
ohne diese Freyheit nicht bestehen kann, aufge-
hoben werden. In unsern Zeiten findet man,
so viel mir wissend ist, dergleichen Narrheiten und
Possen nicht mehr bestritten! --
Q 2

ſie bisweilen von andern ſchlauen Kaufleuten
deſto leichter betrogen. Aber auch nicht alle
Perſer ſind gleich aberglaͤubiſch.

Die Araber haben verſchiedene geheime
Wiſſenſchaften,
wovon niemand Gebrauch
machen darf, wenn er nicht von einem großen
Meiſter aus der Zunft, dem er waͤhrend einer
gewiſſen Zeit den Teppich zum Gebet ausgebrei-

tet
Jahrhunderte, und noch ſpaͤter, nach Chriſti
Geburt, ihre Vertheidiger gefunden. Ein ge-
wiſſer Schriftſteller, deſſen eigentlichen Namen
man nicht weiß, und ohngefaͤhr im zwoͤlften
Jahrhunderte gelebt, hat unter dem Namen
Ovidius ein Buch unter dem Titel: De Vetula,
herausgegeben, worinn er die Beſchaffenheit
und Schickſale der Religion von dem Geſtirne
herleitete, und die Juͤdiſche, von der Vereini-
gung des Jupiters mit dem Saturn; die Chal-
daͤiſch-perſiſche, von der Conjunction des Jupi-
ters mit dem Mars; die Roͤmiſche von der
Verknuͤpfung des Jupiters mit der Venus; die
Chriſtliche von der Verbindung des Jupiters
mit dem Goͤtterboten Mercurius, abſtammen
ließ. — Dieß iſt eine abſurde Hypotheſe.
Wollte man den Einfluß der Geſtirne auf die
freyen Handlungen der Menſchen annehmen,
ſo wuͤrde dadurch die voͤllige Freyheit des
menſchlichen Willens, und folglich auch alle
Moralitaͤt der menſchlichen Verrichtungen, die
ohne dieſe Freyheit nicht beſtehen kann, aufge-
hoben werden. In unſern Zeiten findet man,
ſo viel mir wiſſend iſt, dergleichen Narrheiten und
Poſſen nicht mehr beſtritten! —
Q 2
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[243/0269] ſie bisweilen von andern ſchlauen Kaufleuten deſto leichter betrogen. Aber auch nicht alle Perſer ſind gleich aberglaͤubiſch. Die Araber haben verſchiedene geheime Wiſſenſchaften, wovon niemand Gebrauch machen darf, wenn er nicht von einem großen Meiſter aus der Zunft, dem er waͤhrend einer gewiſſen Zeit den Teppich zum Gebet ausgebrei- tet *) *) Jahrhunderte, und noch ſpaͤter, nach Chriſti Geburt, ihre Vertheidiger gefunden. Ein ge- wiſſer Schriftſteller, deſſen eigentlichen Namen man nicht weiß, und ohngefaͤhr im zwoͤlften Jahrhunderte gelebt, hat unter dem Namen Ovidius ein Buch unter dem Titel: De Vetula, herausgegeben, worinn er die Beſchaffenheit und Schickſale der Religion von dem Geſtirne herleitete, und die Juͤdiſche, von der Vereini- gung des Jupiters mit dem Saturn; die Chal- daͤiſch-perſiſche, von der Conjunction des Jupi- ters mit dem Mars; die Roͤmiſche von der Verknuͤpfung des Jupiters mit der Venus; die Chriſtliche von der Verbindung des Jupiters mit dem Goͤtterboten Mercurius, abſtammen ließ. — Dieß iſt eine abſurde Hypotheſe. Wollte man den Einfluß der Geſtirne auf die freyen Handlungen der Menſchen annehmen, ſo wuͤrde dadurch die voͤllige Freyheit des menſchlichen Willens, und folglich auch alle Moralitaͤt der menſchlichen Verrichtungen, die ohne dieſe Freyheit nicht beſtehen kann, aufge- hoben werden. In unſern Zeiten findet man, ſo viel mir wiſſend iſt, dergleichen Narrheiten und Poſſen nicht mehr beſtritten! — Q 2

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Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/269>, abgerufen am 21.11.2024.