tet hat, gleichsam ausgeschrieben ist. Das heißt, man glaubt, daß einer seine Kunst nicht ausüben könne, wenn er nicht dazu von seinem Meister die Erlaubniß erhalten hat. Zu diesen rechnet man folgende drey:
a)Ism allah, d. i. die Wissenschaft des Namens Gottes. Sie behauptet: Gott sey das Schloß, und Mohammed der Schlüssel zu dieser Wissenschaft, und deswegen könne keiner, als nur ein Mahommedaner, sie lernen. Man soll dadurch erfahren können, was in weitentle- genen Ländern vorgeht. Denn derjenige, wel- cher diese Kunst versteht, soll eine so genaue Bekanntschaft mit den Geniis erhalten können, daß diese völlig zu seinem Befehle stehen, und ihm Nachricht bringen. Man soll ferner durch diese Wissenschaft Wind und Wetter regieren, Schlangenbisse, Krüppel, Lahme und Blinde, heilen können. Einige der grössesten moham- medanischen Heiligen sollen es durch ihre gottes- fürchtige Lebensart darinn so weit gebracht ha- ben, daß sie alle Mittage ihr Gebet in der Ka- ba zu Mecca verrichtet haben, ohne die übrige Zeit des Tages aus ihren Häusern gekommen zu seyn.
Man trift unter den Mahommedanern Leu- te an, die sich, ohne etwas zu essen oder zu trinken, eine lange Zeit an einen dunkeln Ort einsperren, und einige kleine Gebete so lange mit einer starker Stimme hersagen, und immer wiederholen, bis sie in eine Ohnmacht fallen.
Wenn
tet hat, gleichſam ausgeſchrieben iſt. Das heißt, man glaubt, daß einer ſeine Kunſt nicht ausuͤben koͤnne, wenn er nicht dazu von ſeinem Meiſter die Erlaubniß erhalten hat. Zu dieſen rechnet man folgende drey:
a)Ism alláh, d. i. die Wiſſenſchaft des Namens Gottes. Sie behauptet: Gott ſey das Schloß, und Mohammed der Schluͤſſel zu dieſer Wiſſenſchaft, und deswegen koͤnne keiner, als nur ein Mahommedaner, ſie lernen. Man ſoll dadurch erfahren koͤnnen, was in weitentle- genen Laͤndern vorgeht. Denn derjenige, wel- cher dieſe Kunſt verſteht, ſoll eine ſo genaue Bekanntſchaft mit den Geniis erhalten koͤnnen, daß dieſe voͤllig zu ſeinem Befehle ſtehen, und ihm Nachricht bringen. Man ſoll ferner durch dieſe Wiſſenſchaft Wind und Wetter regieren, Schlangenbiſſe, Kruͤppel, Lahme und Blinde, heilen koͤnnen. Einige der groͤſſeſten moham- medaniſchen Heiligen ſollen es durch ihre gottes- fuͤrchtige Lebensart darinn ſo weit gebracht ha- ben, daß ſie alle Mittage ihr Gebet in der Ka- ba zu Mecca verrichtet haben, ohne die uͤbrige Zeit des Tages aus ihren Haͤuſern gekommen zu ſeyn.
Man trift unter den Mahommedanern Leu- te an, die ſich, ohne etwas zu eſſen oder zu trinken, eine lange Zeit an einen dunkeln Ort einſperren, und einige kleine Gebete ſo lange mit einer ſtarker Stimme herſagen, und immer wiederholen, bis ſie in eine Ohnmacht fallen.
Wenn
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tet hat, gleichſam ausgeſchrieben iſt. Das
heißt, man glaubt, daß einer ſeine Kunſt nicht
ausuͤben koͤnne, wenn er nicht dazu von ſeinem
Meiſter die Erlaubniß erhalten hat. Zu dieſen
rechnet man folgende drey:
a) Ism alláh, d. i. die Wiſſenſchaft des
Namens Gottes. Sie behauptet: Gott ſey
das Schloß, und Mohammed der Schluͤſſel zu
dieſer Wiſſenſchaft, und deswegen koͤnne keiner,
als nur ein Mahommedaner, ſie lernen. Man
ſoll dadurch erfahren koͤnnen, was in weitentle-
genen Laͤndern vorgeht. Denn derjenige, wel-
cher dieſe Kunſt verſteht, ſoll eine ſo genaue
Bekanntſchaft mit den Geniis erhalten koͤnnen,
daß dieſe voͤllig zu ſeinem Befehle ſtehen, und
ihm Nachricht bringen. Man ſoll ferner durch
dieſe Wiſſenſchaft Wind und Wetter regieren,
Schlangenbiſſe, Kruͤppel, Lahme und Blinde,
heilen koͤnnen. Einige der groͤſſeſten moham-
medaniſchen Heiligen ſollen es durch ihre gottes-
fuͤrchtige Lebensart darinn ſo weit gebracht ha-
ben, daß ſie alle Mittage ihr Gebet in der Ka-
ba zu Mecca verrichtet haben, ohne die uͤbrige
Zeit des Tages aus ihren Haͤuſern gekommen
zu ſeyn.
Man trift unter den Mahommedanern Leu-
te an, die ſich, ohne etwas zu eſſen oder zu
trinken, eine lange Zeit an einen dunkeln Ort
einſperren, und einige kleine Gebete ſo lange
mit einer ſtarker Stimme herſagen, und immer
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/270>, abgerufen am 21.11.2024.
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