die halben Beine geht, einen ledernen Gurt, an welchem ein Dolch hängt, und einen Mantel von schwarz und weißgestreiften, Barakan. Im Winter tragen sie Westen von Schafpelzen, davon sie die rauche Seite bey guten Wetter in- wendig tragen, wenn es aber regnet, heraus- kehren. Auf die Weise läuft der Regen von der Wolle ab, ohne durchzudringen, den nas- sen Pelz schütteln sie ab, und die Weste ist in einem Augenblick trocken. Bey der großen Hitze im Sommer ziehen sie über ihre gewöhn- liche Kleidung noch Röcke von weisser Leinwand, die sehr weit und wie unsre Hemden gemacht sind.
Ihr Turban besteht aus einer kleinen Mütze von rothem Tuche, mit weissem Nesseltuche um- wunden, daran das eine Ende wie eine Schleife geknüpft ist, das andre längere aber, der Son- nenhitze wegen, um den Hals gemacht wird. Die Bedouinen tragen keine grüne Farbe, wie die Perser, die deßwegen von allen Muselmän- nern verachtet werden, sondern nur die Nach- kommen des Mohammeds genießen dieses Vor- rechts. -- Wenn sie auf einen Angriff aus- gehen, sind ihre Waffen der Bogen, die Lanze, Säbel, und ein mit Fischhaut überzogener Schild. Sie kennen den Gebrauch des Schieß- gewehrs nicht, und fürchten sich sehr dafür. Ihre Art zu kriegen, gleicht der Persianischen; sie schlagen sich nemlich selten auf freyem Felde, und fallen nicht leicht den Feind an, ohne des
Sieges
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die halben Beine geht, einen ledernen Gurt, an welchem ein Dolch haͤngt, und einen Mantel von ſchwarz und weißgeſtreiften, Barakan. Im Winter tragen ſie Weſten von Schafpelzen, davon ſie die rauche Seite bey guten Wetter in- wendig tragen, wenn es aber regnet, heraus- kehren. Auf die Weiſe laͤuft der Regen von der Wolle ab, ohne durchzudringen, den naſ- ſen Pelz ſchuͤtteln ſie ab, und die Weſte iſt in einem Augenblick trocken. Bey der großen Hitze im Sommer ziehen ſie uͤber ihre gewoͤhn- liche Kleidung noch Roͤcke von weiſſer Leinwand, die ſehr weit und wie unſre Hemden gemacht ſind.
Ihr Turban beſteht aus einer kleinen Muͤtze von rothem Tuche, mit weiſſem Neſſeltuche um- wunden, daran das eine Ende wie eine Schleife geknuͤpft iſt, das andre laͤngere aber, der Son- nenhitze wegen, um den Hals gemacht wird. Die Bedouinen tragen keine gruͤne Farbe, wie die Perſer, die deßwegen von allen Muſelmaͤn- nern verachtet werden, ſondern nur die Nach- kommen des Mohammeds genießen dieſes Vor- rechts. — Wenn ſie auf einen Angriff aus- gehen, ſind ihre Waffen der Bogen, die Lanze, Saͤbel, und ein mit Fiſchhaut uͤberzogener Schild. Sie kennen den Gebrauch des Schieß- gewehrs nicht, und fuͤrchten ſich ſehr dafuͤr. Ihre Art zu kriegen, gleicht der Perſianiſchen; ſie ſchlagen ſich nemlich ſelten auf freyem Felde, und fallen nicht leicht den Feind an, ohne des
Sieges
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die halben Beine geht, einen ledernen Gurt, an
welchem ein Dolch haͤngt, und einen Mantel
von ſchwarz und weißgeſtreiften, Barakan.
Im Winter tragen ſie Weſten von Schafpelzen,
davon ſie die rauche Seite bey guten Wetter in-
wendig tragen, wenn es aber regnet, heraus-
kehren. Auf die Weiſe laͤuft der Regen von
der Wolle ab, ohne durchzudringen, den naſ-
ſen Pelz ſchuͤtteln ſie ab, und die Weſte iſt in
einem Augenblick trocken. Bey der großen
Hitze im Sommer ziehen ſie uͤber ihre gewoͤhn-
liche Kleidung noch Roͤcke von weiſſer Leinwand,
die ſehr weit und wie unſre Hemden gemacht
ſind.
Ihr Turban beſteht aus einer kleinen Muͤtze
von rothem Tuche, mit weiſſem Neſſeltuche um-
wunden, daran das eine Ende wie eine Schleife
geknuͤpft iſt, das andre laͤngere aber, der Son-
nenhitze wegen, um den Hals gemacht wird.
Die Bedouinen tragen keine gruͤne Farbe, wie
die Perſer, die deßwegen von allen Muſelmaͤn-
nern verachtet werden, ſondern nur die Nach-
kommen des Mohammeds genießen dieſes Vor-
rechts. — Wenn ſie auf einen Angriff aus-
gehen, ſind ihre Waffen der Bogen, die Lanze,
Saͤbel, und ein mit Fiſchhaut uͤberzogener
Schild. Sie kennen den Gebrauch des Schieß-
gewehrs nicht, und fuͤrchten ſich ſehr dafuͤr.
Ihre Art zu kriegen, gleicht der Perſianiſchen;
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/291>, abgerufen am 21.11.2024.
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