bekannt. Sie läßt sich leicht zahm machen, und die Morgenländer lieben sie, weil sie from ist, und viel niedliches an sich hat. Wollen die Be- douinen die Schönheit eines Frauenzimmers her- ausstreichen; so sagen sie: sie habe Augen, wie eine wilde Ziege. Wenn sie auch ihre jungen Geliebten oder ihre jungen Weiber, mit wenigen Worten loben wollen, so vergleichen sie sie mit diesem wilden Thiere. Es hat große schwarze Augen, und insonderheit bemerkt man an ihm eine gewisse unschuldige Furcht- samkeit, die der Schamhaftigkeit und der Schüchternheit eines jungen Frauenzimmers ähnlich ist. --
Karten und Würfel sind ihnen unbekannte Dinge. Ihr gewöhnliches Spiel ist das Schach- spiel, Dame und Mangala. Letzteres ist eine hölzerne Tafel, worinn zwölf Hohlungen sind: man setzt kleine Steine hinein, und spielt damit grade oder ungrade.
Der Zeitvertreib der Weiber besteht in Be- suchen, Schwatzen, Singen und -- Tanzen. Da sie von der Musik gar wenig verstehen, ist ihr Gesang einförmig, schläfrig, und eher ge- schickt, einen zum gähnen zu bringen, als auf- zumuntern. Ihre Instrumente bestehen in klei- nen Trommeln, in hölzernen Klappern und in Flöten von Holz und Rohr; sie spielen darauf beym Singen und Tanzen. Sie tanzen aber
selten
bekannt. Sie laͤßt ſich leicht zahm machen, und die Morgenlaͤnder lieben ſie, weil ſie from iſt, und viel niedliches an ſich hat. Wollen die Be- douinen die Schoͤnheit eines Frauenzimmers her- ausſtreichen; ſo ſagen ſie: ſie habe Augen, wie eine wilde Ziege. Wenn ſie auch ihre jungen Geliebten oder ihre jungen Weiber, mit wenigen Worten loben wollen, ſo vergleichen ſie ſie mit dieſem wilden Thiere. Es hat große ſchwarze Augen, und inſonderheit bemerkt man an ihm eine gewiſſe unſchuldige Furcht- ſamkeit, die der Schamhaftigkeit und der Schuͤchternheit eines jungen Frauenzimmers aͤhnlich iſt. —
Karten und Wuͤrfel ſind ihnen unbekannte Dinge. Ihr gewoͤhnliches Spiel iſt das Schach- ſpiel, Dame und Mangala. Letzteres iſt eine hoͤlzerne Tafel, worinn zwoͤlf Hohlungen ſind: man ſetzt kleine Steine hinein, und ſpielt damit grade oder ungrade.
Der Zeitvertreib der Weiber beſteht in Be- ſuchen, Schwatzen, Singen und — Tanzen. Da ſie von der Muſik gar wenig verſtehen, iſt ihr Geſang einfoͤrmig, ſchlaͤfrig, und eher ge- ſchickt, einen zum gaͤhnen zu bringen, als auf- zumuntern. Ihre Inſtrumente beſtehen in klei- nen Trommeln, in hoͤlzernen Klappern und in Floͤten von Holz und Rohr; ſie ſpielen darauf beym Singen und Tanzen. Sie tanzen aber
ſelten
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bekannt. Sie laͤßt ſich leicht zahm machen, und
die Morgenlaͤnder lieben ſie, weil ſie from iſt,
und viel niedliches an ſich hat. Wollen die Be-
douinen die Schoͤnheit eines Frauenzimmers her-
ausſtreichen; ſo ſagen ſie: ſie habe Augen,
wie eine wilde Ziege. Wenn ſie auch ihre
jungen Geliebten oder ihre jungen Weiber, mit
wenigen Worten loben wollen, ſo vergleichen ſie
ſie mit dieſem wilden Thiere. Es hat große
ſchwarze Augen, und inſonderheit bemerkt
man an ihm eine gewiſſe unſchuldige Furcht-
ſamkeit, die der Schamhaftigkeit und der
Schuͤchternheit eines jungen Frauenzimmers
aͤhnlich iſt. —
Karten und Wuͤrfel ſind ihnen unbekannte
Dinge. Ihr gewoͤhnliches Spiel iſt das Schach-
ſpiel, Dame und Mangala. Letzteres iſt eine
hoͤlzerne Tafel, worinn zwoͤlf Hohlungen ſind:
man ſetzt kleine Steine hinein, und ſpielt damit
grade oder ungrade.
Der Zeitvertreib der Weiber beſteht in Be-
ſuchen, Schwatzen, Singen und — Tanzen.
Da ſie von der Muſik gar wenig verſtehen, iſt
ihr Geſang einfoͤrmig, ſchlaͤfrig, und eher ge-
ſchickt, einen zum gaͤhnen zu bringen, als auf-
zumuntern. Ihre Inſtrumente beſtehen in klei-
nen Trommeln, in hoͤlzernen Klappern und in
Floͤten von Holz und Rohr; ſie ſpielen darauf
beym Singen und Tanzen. Sie tanzen aber
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/298>, abgerufen am 22.11.2024.
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