Von den Seiltänzern, die in Siam das Volk belustigen, machen La Loubere und Tachard (in seiner zweyten Reise), viel Lärm, und erhe- ben sie fast über die, welche, zur Schande der Menschheit, in Europa ihr Brodt auf eine nichtswürdige Art verdienen. -- Des Win- ters ergötzen sich alle indianische Höfe, den Mo- gol ausgenommen, mit dem fliegenden Dra- chen. In Siam bindet man etwas Brennen- des daran, welches in der Luft einem Sterne gleicht. Zuweilen pflegt man auch eine goldene Münze daran zu hängen, welche demjenigen zu Theil wird, der den Drachen findet, wenn die Schnur abreißt. Der König läßt seinen Dra- chen die zween Wintermonate über, alle Nächte fliegen, und ernennt gewisse Mandarinen, wel- che die Schnur wechselsweise halten müssen.
Man findet bey den Siamern ein schwaches Bild von den alten Wettstreiten der Griechen und Römer. Sie haben Ringer und Klopf- fechter, die einander entweder mit den Ellenbo- gen, oder mit der Faust, derbe Ribbenstöße versetzen. Bey dieser letztern Art zu kämpfen, umwickeln sie die Hand einigemale mit einem Seile, anstatt der bey den Römern üblichen Handschuhe oder messingenen Ringe, welche von den Laos bey dergleichen Streiten gebraucht wer- den. -- Was das Ballonenrennen auf dem Flusse (worinn die geschicktesten Ruder den
Preis
Orten mit uͤbermaͤßiger Strenge verdammt werden.
Von den Seiltaͤnzern, die in Siam das Volk beluſtigen, machen La Loubere und Tachard (in ſeiner zweyten Reiſe), viel Laͤrm, und erhe- ben ſie faſt uͤber die, welche, zur Schande der Menſchheit, in Europa ihr Brodt auf eine nichtswuͤrdige Art verdienen. — Des Win- ters ergoͤtzen ſich alle indianiſche Hoͤfe, den Mo- gol ausgenommen, mit dem fliegenden Dra- chen. In Siam bindet man etwas Brennen- des daran, welches in der Luft einem Sterne gleicht. Zuweilen pflegt man auch eine goldene Muͤnze daran zu haͤngen, welche demjenigen zu Theil wird, der den Drachen findet, wenn die Schnur abreißt. Der Koͤnig laͤßt ſeinen Dra- chen die zween Wintermonate uͤber, alle Naͤchte fliegen, und ernennt gewiſſe Mandarinen, wel- che die Schnur wechſelsweiſe halten muͤſſen.
Man findet bey den Siamern ein ſchwaches Bild von den alten Wettſtreiten der Griechen und Roͤmer. Sie haben Ringer und Klopf- fechter, die einander entweder mit den Ellenbo- gen, oder mit der Fauſt, derbe Ribbenſtoͤße verſetzen. Bey dieſer letztern Art zu kaͤmpfen, umwickeln ſie die Hand einigemale mit einem Seile, anſtatt der bey den Roͤmern uͤblichen Handſchuhe oder meſſingenen Ringe, welche von den Laos bey dergleichen Streiten gebraucht wer- den. — Was das Ballonenrennen auf dem Fluſſe (worinn die geſchickteſten Ruder den
Preis
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0318"n="292"/>
Orten mit uͤbermaͤßiger Strenge verdammt<lb/>
werden.</p><lb/><p>Von den Seiltaͤnzern, die in Siam das<lb/>
Volk beluſtigen, machen La Loubere und Tachard<lb/>
(in ſeiner zweyten Reiſe), viel Laͤrm, und erhe-<lb/>
ben ſie faſt uͤber die, welche, zur Schande der<lb/>
Menſchheit, in Europa ihr Brodt auf eine<lb/>
nichtswuͤrdige Art verdienen. — Des Win-<lb/>
ters ergoͤtzen ſich alle indianiſche Hoͤfe, den Mo-<lb/>
gol ausgenommen, mit dem <hirendition="#fr">fliegenden Dra-<lb/>
chen.</hi> In Siam bindet man etwas Brennen-<lb/>
des daran, welches in der Luft einem Sterne<lb/>
gleicht. Zuweilen pflegt man auch eine goldene<lb/>
Muͤnze daran zu haͤngen, welche demjenigen zu<lb/>
Theil wird, der den Drachen findet, wenn die<lb/>
Schnur abreißt. Der Koͤnig laͤßt ſeinen Dra-<lb/>
chen die zween Wintermonate uͤber, alle Naͤchte<lb/>
fliegen, und ernennt gewiſſe Mandarinen, wel-<lb/>
che die Schnur wechſelsweiſe halten muͤſſen.</p><lb/><p>Man findet bey den Siamern ein ſchwaches<lb/>
Bild von den alten Wettſtreiten der Griechen<lb/>
und Roͤmer. Sie haben Ringer und Klopf-<lb/>
fechter, die einander entweder mit den Ellenbo-<lb/>
gen, oder mit der Fauſt, derbe Ribbenſtoͤße<lb/>
verſetzen. Bey dieſer letztern Art zu kaͤmpfen,<lb/>
umwickeln ſie die Hand einigemale mit einem<lb/>
Seile, anſtatt der bey den Roͤmern uͤblichen<lb/>
Handſchuhe oder meſſingenen Ringe, welche von<lb/>
den Laos bey dergleichen Streiten gebraucht wer-<lb/>
den. — Was das Ballonenrennen auf dem<lb/>
Fluſſe (worinn die geſchickteſten Ruder den<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Preis</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[292/0318]
Orten mit uͤbermaͤßiger Strenge verdammt
werden.
Von den Seiltaͤnzern, die in Siam das
Volk beluſtigen, machen La Loubere und Tachard
(in ſeiner zweyten Reiſe), viel Laͤrm, und erhe-
ben ſie faſt uͤber die, welche, zur Schande der
Menſchheit, in Europa ihr Brodt auf eine
nichtswuͤrdige Art verdienen. — Des Win-
ters ergoͤtzen ſich alle indianiſche Hoͤfe, den Mo-
gol ausgenommen, mit dem fliegenden Dra-
chen. In Siam bindet man etwas Brennen-
des daran, welches in der Luft einem Sterne
gleicht. Zuweilen pflegt man auch eine goldene
Muͤnze daran zu haͤngen, welche demjenigen zu
Theil wird, der den Drachen findet, wenn die
Schnur abreißt. Der Koͤnig laͤßt ſeinen Dra-
chen die zween Wintermonate uͤber, alle Naͤchte
fliegen, und ernennt gewiſſe Mandarinen, wel-
che die Schnur wechſelsweiſe halten muͤſſen.
Man findet bey den Siamern ein ſchwaches
Bild von den alten Wettſtreiten der Griechen
und Roͤmer. Sie haben Ringer und Klopf-
fechter, die einander entweder mit den Ellenbo-
gen, oder mit der Fauſt, derbe Ribbenſtoͤße
verſetzen. Bey dieſer letztern Art zu kaͤmpfen,
umwickeln ſie die Hand einigemale mit einem
Seile, anſtatt der bey den Roͤmern uͤblichen
Handſchuhe oder meſſingenen Ringe, welche von
den Laos bey dergleichen Streiten gebraucht wer-
den. — Was das Ballonenrennen auf dem
Fluſſe (worinn die geſchickteſten Ruder den
Preis
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/318>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.