Preis davon tragen) betrift; so finden wir's nicht nöthig, weiter etwas davon zu sagen, als daß man den P. Tachard in seiner ersten Reise im vierten Buche darüber nachlesen kann!
Eine sehr gewöhnliche aber ganz sonderbare Sache ist das Ochsenrennen. Man pflegt ei- nen viereckigten Platz auszusuchen, der fünf- hundert Klaftern lang, und zwo Klaftern breit ist, und pflanzt in jede Ecke einen Pfahl, welche die Schranken bedeuten. Um diese Schranken geschiehet das Rennen. Mitten auf dem Platze bauet man ein Gerüste für die Richter; und um den Mittelpunkt, als den Ort, wo die Och- sen auslaufen, desto deutlicher zu bezeichnen, richtet man in selbigem einen sehr hohen Pfahl auf. Zuweilen läuft nur ein einziger Ochse mit einem andern in die Wette, und jeder wird von einem beyherlaufenden Kerl bey einem durch des Thiers Nasenlöcher gezogenen Stricke geleitet. Von einer gewissen Weite zur andern, stehen gewisse Läufer in Bereitschaft, welche den vori- gen mit vieler Geschicklichkeit ablösen. Gemei- niglich aber rennt ein Paar Ochsen, das an den Pflug gespannt ist, mit einem andern ange- spannten Paare in die Wette. Beyde Paare werden zwar ebenfalls von Kerlen geleitet, al- lein es ist überdieß noch einer da, welcher beyher läuft, und den Pflug beständig schwebend er- hält, weil solcher die Erde nie berühren darf. Ob nun gleich beyde Paare beständig rechts um die Schranken herum rennen, folglich nach ei-
nerley
T 3
Preis davon tragen) betrift; ſo finden wir’s nicht noͤthig, weiter etwas davon zu ſagen, als daß man den P. Tachard in ſeiner erſten Reiſe im vierten Buche daruͤber nachleſen kann!
Eine ſehr gewoͤhnliche aber ganz ſonderbare Sache iſt das Ochſenrennen. Man pflegt ei- nen viereckigten Platz auszuſuchen, der fuͤnf- hundert Klaftern lang, und zwo Klaftern breit iſt, und pflanzt in jede Ecke einen Pfahl, welche die Schranken bedeuten. Um dieſe Schranken geſchiehet das Rennen. Mitten auf dem Platze bauet man ein Geruͤſte fuͤr die Richter; und um den Mittelpunkt, als den Ort, wo die Och- ſen auslaufen, deſto deutlicher zu bezeichnen, richtet man in ſelbigem einen ſehr hohen Pfahl auf. Zuweilen laͤuft nur ein einziger Ochſe mit einem andern in die Wette, und jeder wird von einem beyherlaufenden Kerl bey einem durch des Thiers Naſenloͤcher gezogenen Stricke geleitet. Von einer gewiſſen Weite zur andern, ſtehen gewiſſe Laͤufer in Bereitſchaft, welche den vori- gen mit vieler Geſchicklichkeit abloͤſen. Gemei- niglich aber rennt ein Paar Ochſen, das an den Pflug geſpannt iſt, mit einem andern ange- ſpannten Paare in die Wette. Beyde Paare werden zwar ebenfalls von Kerlen geleitet, al- lein es iſt uͤberdieß noch einer da, welcher beyher laͤuft, und den Pflug beſtaͤndig ſchwebend er- haͤlt, weil ſolcher die Erde nie beruͤhren darf. Ob nun gleich beyde Paare beſtaͤndig rechts um die Schranken herum rennen, folglich nach ei-
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Preis davon tragen) betrift; ſo finden wir’s
nicht noͤthig, weiter etwas davon zu ſagen, als
daß man den P. Tachard in ſeiner erſten Reiſe
im vierten Buche daruͤber nachleſen kann!
Eine ſehr gewoͤhnliche aber ganz ſonderbare
Sache iſt das Ochſenrennen. Man pflegt ei-
nen viereckigten Platz auszuſuchen, der fuͤnf-
hundert Klaftern lang, und zwo Klaftern breit
iſt, und pflanzt in jede Ecke einen Pfahl, welche
die Schranken bedeuten. Um dieſe Schranken
geſchiehet das Rennen. Mitten auf dem Platze
bauet man ein Geruͤſte fuͤr die Richter; und
um den Mittelpunkt, als den Ort, wo die Och-
ſen auslaufen, deſto deutlicher zu bezeichnen,
richtet man in ſelbigem einen ſehr hohen Pfahl
auf. Zuweilen laͤuft nur ein einziger Ochſe mit
einem andern in die Wette, und jeder wird von
einem beyherlaufenden Kerl bey einem durch des
Thiers Naſenloͤcher gezogenen Stricke geleitet.
Von einer gewiſſen Weite zur andern, ſtehen
gewiſſe Laͤufer in Bereitſchaft, welche den vori-
gen mit vieler Geſchicklichkeit abloͤſen. Gemei-
niglich aber rennt ein Paar Ochſen, das an
den Pflug geſpannt iſt, mit einem andern ange-
ſpannten Paare in die Wette. Beyde Paare
werden zwar ebenfalls von Kerlen geleitet, al-
lein es iſt uͤberdieß noch einer da, welcher beyher
laͤuft, und den Pflug beſtaͤndig ſchwebend er-
haͤlt, weil ſolcher die Erde nie beruͤhren darf.
Ob nun gleich beyde Paare beſtaͤndig rechts um
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/319>, abgerufen am 22.11.2024.
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