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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

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Scheidung dauern könne? Hernach besucht der
Freyer seine Braut dreymal, und bringt ihr
ein geringes Geschenk an Betel und Obste.
Soll aus der Heyrath etwas werden, so erschei-
nen die beyden Anverwandten bey seinem drit-
ten Besuche. Hier wird alsdann ausgemacht,
wie hoch das Heyrathsgut der Braut, und das
Vermögen des Bräutigams sich belaufen soll,
und machen alles sogleich ohne weitere Ehestif-
tung, in Richtigkeit. Die neuen Eheleute
werden von ihren Anverwandten beschenkt, und
der Bräutigam tritt sogleich in alle Rechte des
Ehestandes, ohne Absicht auf die Religion,
welche mit dieser Handlung nichts zu thun hat;
ja die Talapoinen dürfen nicht einmal dabey
seyn. Doch finden sie sich nach einigen Tagen
ein, und besprengen das neue Ehepaar mit
Weihwasser, und murmeln dabey einige Ge-
bete her.

Die Hochzeit wird bey den Eltern der Braut
gefeyert. Man bauet hierzu einen besondern
Saal, in welchem man ein, nach ihrer Art,
großes Gastmahl hält. Ist eine große Hoch-
zeit, so läßt man Tänzer und andere Gauckler
kommen; allein Braut und Bräutigam tanzen
eben so wenig bey dieser Gelegenheit, als die
Anverwandten. -- Das größeste Heyraths-
gut eines siamischen Mädchens beläuft sich
nicht über fünf tausend Thaler nach unserm
Gelde, woraus man schon ziemlich sehen kann,

wie

Scheidung dauern koͤnne? Hernach beſucht der
Freyer ſeine Braut dreymal, und bringt ihr
ein geringes Geſchenk an Betel und Obſte.
Soll aus der Heyrath etwas werden, ſo erſchei-
nen die beyden Anverwandten bey ſeinem drit-
ten Beſuche. Hier wird alsdann ausgemacht,
wie hoch das Heyrathsgut der Braut, und das
Vermoͤgen des Braͤutigams ſich belaufen ſoll,
und machen alles ſogleich ohne weitere Eheſtif-
tung, in Richtigkeit. Die neuen Eheleute
werden von ihren Anverwandten beſchenkt, und
der Braͤutigam tritt ſogleich in alle Rechte des
Eheſtandes, ohne Abſicht auf die Religion,
welche mit dieſer Handlung nichts zu thun hat;
ja die Talapoinen duͤrfen nicht einmal dabey
ſeyn. Doch finden ſie ſich nach einigen Tagen
ein, und beſprengen das neue Ehepaar mit
Weihwaſſer, und murmeln dabey einige Ge-
bete her.

Die Hochzeit wird bey den Eltern der Braut
gefeyert. Man bauet hierzu einen beſondern
Saal, in welchem man ein, nach ihrer Art,
großes Gaſtmahl haͤlt. Iſt eine große Hoch-
zeit, ſo laͤßt man Taͤnzer und andere Gauckler
kommen; allein Braut und Braͤutigam tanzen
eben ſo wenig bey dieſer Gelegenheit, als die
Anverwandten. — Das groͤßeſte Heyraths-
gut eines ſiamiſchen Maͤdchens belaͤuft ſich
nicht uͤber fuͤnf tauſend Thaler nach unſerm
Gelde, woraus man ſchon ziemlich ſehen kann,

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[299/0325] Scheidung dauern koͤnne? Hernach beſucht der Freyer ſeine Braut dreymal, und bringt ihr ein geringes Geſchenk an Betel und Obſte. Soll aus der Heyrath etwas werden, ſo erſchei- nen die beyden Anverwandten bey ſeinem drit- ten Beſuche. Hier wird alsdann ausgemacht, wie hoch das Heyrathsgut der Braut, und das Vermoͤgen des Braͤutigams ſich belaufen ſoll, und machen alles ſogleich ohne weitere Eheſtif- tung, in Richtigkeit. Die neuen Eheleute werden von ihren Anverwandten beſchenkt, und der Braͤutigam tritt ſogleich in alle Rechte des Eheſtandes, ohne Abſicht auf die Religion, welche mit dieſer Handlung nichts zu thun hat; ja die Talapoinen duͤrfen nicht einmal dabey ſeyn. Doch finden ſie ſich nach einigen Tagen ein, und beſprengen das neue Ehepaar mit Weihwaſſer, und murmeln dabey einige Ge- bete her. Die Hochzeit wird bey den Eltern der Braut gefeyert. Man bauet hierzu einen beſondern Saal, in welchem man ein, nach ihrer Art, großes Gaſtmahl haͤlt. Iſt eine große Hoch- zeit, ſo laͤßt man Taͤnzer und andere Gauckler kommen; allein Braut und Braͤutigam tanzen eben ſo wenig bey dieſer Gelegenheit, als die Anverwandten. — Das groͤßeſte Heyraths- gut eines ſiamiſchen Maͤdchens belaͤuft ſich nicht uͤber fuͤnf tauſend Thaler nach unſerm Gelde, woraus man ſchon ziemlich ſehen kann, wie

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Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/325>, abgerufen am 22.11.2024.