ohngeachtet sind ihre gemauerten Häuser von schlechter Dauer, weil es am Grunde fehlt. Sie legen nicht einmal bey ihren Festungswer- ken den geringsten Grund. -- Die Siamer können auch Metalle schmelzen, und in Forme gießen. Sie überziehen ihre Götzenbilder sehr artig mit einem dünnen Bleche von Golde, Sil- ber oder Kupfer, ob sie gleich inwendig nichts anders sind, als ungeheure Klumpen von Zie- gelsteinen und Kalk.
Ihre Goldschmiede sind ziemlich arbeitsam, und machen gute Drath- und damascirte Ar- beit; sie können aber die feinen Steine weder polieren, noch zurüsten. Sie vergolden schön, und die Art, wie sie es machen, hat etwas merk- würdiges. Ehe sie das Gold auftragen, ma- chen sie von Gummi einen dreyfachen Grund, wovon sie die beyden letzten nur halb trocknen lassen, damit das Goldblätchen besser daran hält. Sie polieren jeden aufgetragenen Grund mit dem Pinsel. An kostbareren Sachen, tra- gen sie noch einen andern doppelten Grund von Gummi auf, legen auf jeden ein Goldblätchen, und polieren es allemal mit einem Pinsel. Die- se letzte Vergoldung hat einen schönen Glanz, und behält seine Schönheit viele Jahre hindurch. Der Gummi welchen sie brauchen, heißt Che- ran. Man findet ihn in den benachbarten Wäldern von Cambria: er ist dunkelgrau, nimmt aber alle Farben, die man will (die weisse ausgenommen) an: er riecht wie Caßia.
Man
ohngeachtet ſind ihre gemauerten Haͤuſer von ſchlechter Dauer, weil es am Grunde fehlt. Sie legen nicht einmal bey ihren Feſtungswer- ken den geringſten Grund. — Die Siamer koͤnnen auch Metalle ſchmelzen, und in Forme gießen. Sie uͤberziehen ihre Goͤtzenbilder ſehr artig mit einem duͤnnen Bleche von Golde, Sil- ber oder Kupfer, ob ſie gleich inwendig nichts anders ſind, als ungeheure Klumpen von Zie- gelſteinen und Kalk.
Ihre Goldſchmiede ſind ziemlich arbeitſam, und machen gute Drath- und damaſcirte Ar- beit; ſie koͤnnen aber die feinen Steine weder polieren, noch zuruͤſten. Sie vergolden ſchoͤn, und die Art, wie ſie es machen, hat etwas merk- wuͤrdiges. Ehe ſie das Gold auftragen, ma- chen ſie von Gummi einen dreyfachen Grund, wovon ſie die beyden letzten nur halb trocknen laſſen, damit das Goldblaͤtchen beſſer daran haͤlt. Sie polieren jeden aufgetragenen Grund mit dem Pinſel. An koſtbareren Sachen, tra- gen ſie noch einen andern doppelten Grund von Gummi auf, legen auf jeden ein Goldblaͤtchen, und polieren es allemal mit einem Pinſel. Die- ſe letzte Vergoldung hat einen ſchoͤnen Glanz, und behaͤlt ſeine Schoͤnheit viele Jahre hindurch. Der Gummi welchen ſie brauchen, heißt Che- ran. Man findet ihn in den benachbarten Waͤldern von Cambria: er iſt dunkelgrau, nimmt aber alle Farben, die man will (die weiſſe ausgenommen) an: er riecht wie Caßia.
Man
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ohngeachtet ſind ihre gemauerten Haͤuſer von
ſchlechter Dauer, weil es am Grunde fehlt.
Sie legen nicht einmal bey ihren Feſtungswer-
ken den geringſten Grund. — Die Siamer
koͤnnen auch Metalle ſchmelzen, und in Forme
gießen. Sie uͤberziehen ihre Goͤtzenbilder ſehr
artig mit einem duͤnnen Bleche von Golde, Sil-
ber oder Kupfer, ob ſie gleich inwendig nichts
anders ſind, als ungeheure Klumpen von Zie-
gelſteinen und Kalk.
Ihre Goldſchmiede ſind ziemlich arbeitſam,
und machen gute Drath- und damaſcirte Ar-
beit; ſie koͤnnen aber die feinen Steine weder
polieren, noch zuruͤſten. Sie vergolden ſchoͤn,
und die Art, wie ſie es machen, hat etwas merk-
wuͤrdiges. Ehe ſie das Gold auftragen, ma-
chen ſie von Gummi einen dreyfachen Grund,
wovon ſie die beyden letzten nur halb trocknen
laſſen, damit das Goldblaͤtchen beſſer daran
haͤlt. Sie polieren jeden aufgetragenen Grund
mit dem Pinſel. An koſtbareren Sachen, tra-
gen ſie noch einen andern doppelten Grund von
Gummi auf, legen auf jeden ein Goldblaͤtchen,
und polieren es allemal mit einem Pinſel. Die-
ſe letzte Vergoldung hat einen ſchoͤnen Glanz,
und behaͤlt ſeine Schoͤnheit viele Jahre hindurch.
Der Gummi welchen ſie brauchen, heißt Che-
ran. Man findet ihn in den benachbarten
Waͤldern von Cambria: er iſt dunkelgrau,
nimmt aber alle Farben, die man will (die
weiſſe ausgenommen) an: er riecht wie Caßia.
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/344>, abgerufen am 22.11.2024.
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