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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

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Rückt der Feind gerade auf sie los, und sie wol-
len ihn zurückhalten, so schießen sie tiefer als es
seyn sollte, damit er es sich selbst zuzuschreiben
habe, wenn er näher anrückt und todt geschos-
sen wird.

Jeder Siamer ist bekanntermaßen ein Sol-
dat, und muß sechs Monate dienen, wenn es
der Fürst verlangt. Ihre Nachbaren beobach-
ten eben den Gebrauch, daher auch die indischen
Armeen gemeiniglich sehr stark zu seyn pflegen.
Ein Fürst, der nur über zwey Millionen Unter-
thanen zu gebieten hat, kann, wenn es die Noth
erfodert, vier bis fünfmal hunderttausend Sol-
daten ins Feld stellen. Die Armeen versam-
meln sich mit unglaublicher Geschwindigkeit,
und sind dem Staate gar nicht lästig, weil ein
jeder für seinen Unterhalt sorgen muß. Die
Kriegesrüstungen sind bey ihnen bey weiten
nicht so beschwerlich, wie bey uns. Ein Korb
mit Reis, ein hohles Bambusrohr mit Was-
ser, ein lederner Schild, ein Säbel, und eine
Flinte, machen die Bagage eines Soldaten
aus.

Der König hält außer dieser sehr angesehe-
nen Militz noch eine Schaar fremder Truppen,
welche einen Theil seiner Wache ausmachen,
wovon einige zu Fuße, andere zu Pferde dienen.
Diese Leibwache besteht aus Laos und Meen,
benachbarte Völker von Siam; aus Moham-
medanern aus dem Hindistanischen gebürtig,
Leute, die sehr wohl aussehen, aber ganz unge-

mein
Y

Ruͤckt der Feind gerade auf ſie los, und ſie wol-
len ihn zuruͤckhalten, ſo ſchießen ſie tiefer als es
ſeyn ſollte, damit er es ſich ſelbſt zuzuſchreiben
habe, wenn er naͤher anruͤckt und todt geſchoſ-
ſen wird.

Jeder Siamer iſt bekanntermaßen ein Sol-
dat, und muß ſechs Monate dienen, wenn es
der Fuͤrſt verlangt. Ihre Nachbaren beobach-
ten eben den Gebrauch, daher auch die indiſchen
Armeen gemeiniglich ſehr ſtark zu ſeyn pflegen.
Ein Fuͤrſt, der nur uͤber zwey Millionen Unter-
thanen zu gebieten hat, kann, wenn es die Noth
erfodert, vier bis fuͤnfmal hunderttauſend Sol-
daten ins Feld ſtellen. Die Armeen verſam-
meln ſich mit unglaublicher Geſchwindigkeit,
und ſind dem Staate gar nicht laͤſtig, weil ein
jeder fuͤr ſeinen Unterhalt ſorgen muß. Die
Kriegesruͤſtungen ſind bey ihnen bey weiten
nicht ſo beſchwerlich, wie bey uns. Ein Korb
mit Reis, ein hohles Bambusrohr mit Waſ-
ſer, ein lederner Schild, ein Saͤbel, und eine
Flinte, machen die Bagage eines Soldaten
aus.

Der Koͤnig haͤlt außer dieſer ſehr angeſehe-
nen Militz noch eine Schaar fremder Truppen,
welche einen Theil ſeiner Wache ausmachen,
wovon einige zu Fuße, andere zu Pferde dienen.
Dieſe Leibwache beſteht aus Laos und Meen,
benachbarte Voͤlker von Siam; aus Moham-
medanern aus dem Hindiſtaniſchen gebuͤrtig,
Leute, die ſehr wohl ausſehen, aber ganz unge-

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[337/0363] Ruͤckt der Feind gerade auf ſie los, und ſie wol- len ihn zuruͤckhalten, ſo ſchießen ſie tiefer als es ſeyn ſollte, damit er es ſich ſelbſt zuzuſchreiben habe, wenn er naͤher anruͤckt und todt geſchoſ- ſen wird. Jeder Siamer iſt bekanntermaßen ein Sol- dat, und muß ſechs Monate dienen, wenn es der Fuͤrſt verlangt. Ihre Nachbaren beobach- ten eben den Gebrauch, daher auch die indiſchen Armeen gemeiniglich ſehr ſtark zu ſeyn pflegen. Ein Fuͤrſt, der nur uͤber zwey Millionen Unter- thanen zu gebieten hat, kann, wenn es die Noth erfodert, vier bis fuͤnfmal hunderttauſend Sol- daten ins Feld ſtellen. Die Armeen verſam- meln ſich mit unglaublicher Geſchwindigkeit, und ſind dem Staate gar nicht laͤſtig, weil ein jeder fuͤr ſeinen Unterhalt ſorgen muß. Die Kriegesruͤſtungen ſind bey ihnen bey weiten nicht ſo beſchwerlich, wie bey uns. Ein Korb mit Reis, ein hohles Bambusrohr mit Waſ- ſer, ein lederner Schild, ein Saͤbel, und eine Flinte, machen die Bagage eines Soldaten aus. Der Koͤnig haͤlt außer dieſer ſehr angeſehe- nen Militz noch eine Schaar fremder Truppen, welche einen Theil ſeiner Wache ausmachen, wovon einige zu Fuße, andere zu Pferde dienen. Dieſe Leibwache beſteht aus Laos und Meen, benachbarte Voͤlker von Siam; aus Moham- medanern aus dem Hindiſtaniſchen gebuͤrtig, Leute, die ſehr wohl ausſehen, aber ganz unge- mein Y

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Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/363>, abgerufen am 22.11.2024.