lige oder Götter. Ihr vorzüglichstes Geschäft ist für die Erhaltung der Menschen, und für die Regierung der Welt in alle Ewigkeit Sorge zu tragen. Sie sind in sieben Ordnungen abge- theilt, davon immer eine vollkommner und ed- ler als die andere ist, und davon jede ihren eig- nen Himmel bewohnt. Jeder Theil der Welt, die Sterne, Erde, Städte, Berge, Wälder, Winde, Regen u. s. w. haben einem von die- sen Geistern zum Regierer. Da sie beständig genau Achtung geben, was die Menschen vor- nehmen, damit sie diejenigen von ihren Hand- lungen, welche einer Vergeltung würdig sind, künftig angeben können; -- so wenden sich die Siamer an die Engel, und stellen sich vor, sie hätten alles Gute, was ihnen wiederfahre, den- selben zu danken. An würkliche Teufel glauben sie nicht, ausgenommen an die Seelen der Bö- sewichter, welche ihrer Meynung nach aus der Hölle, worinn sie aufbehalten würden, loskom- men, einige Zeit in der Welt herum irren, und ihre Freude daran haben, wenn sie jemanden schaden können. Unter die Zahl dieser bösen Geister, rechnen sie die todt gebohrnen Kinder, die Kindbetterinnen und diejenigen, welche im Zweykampf umkommen.
Dieß ist ohngefähr das wichtigste, was man von der Religion der Siamer zu sagen im Stan- de ist. In ein genaues Detail uns einzulassen, halten wir für überflüßig, zumal da unsre Rei- sebeschreiber noch immer (so deucht es uns) man-
che
lige oder Goͤtter. Ihr vorzuͤglichſtes Geſchaͤft iſt fuͤr die Erhaltung der Menſchen, und fuͤr die Regierung der Welt in alle Ewigkeit Sorge zu tragen. Sie ſind in ſieben Ordnungen abge- theilt, davon immer eine vollkommner und ed- ler als die andere iſt, und davon jede ihren eig- nen Himmel bewohnt. Jeder Theil der Welt, die Sterne, Erde, Staͤdte, Berge, Waͤlder, Winde, Regen u. ſ. w. haben einem von die- ſen Geiſtern zum Regierer. Da ſie beſtaͤndig genau Achtung geben, was die Menſchen vor- nehmen, damit ſie diejenigen von ihren Hand- lungen, welche einer Vergeltung wuͤrdig ſind, kuͤnftig angeben koͤnnen; — ſo wenden ſich die Siamer an die Engel, und ſtellen ſich vor, ſie haͤtten alles Gute, was ihnen wiederfahre, den- ſelben zu danken. An wuͤrkliche Teufel glauben ſie nicht, ausgenommen an die Seelen der Boͤ- ſewichter, welche ihrer Meynung nach aus der Hoͤlle, worinn ſie aufbehalten wuͤrden, loskom- men, einige Zeit in der Welt herum irren, und ihre Freude daran haben, wenn ſie jemanden ſchaden koͤnnen. Unter die Zahl dieſer boͤſen Geiſter, rechnen ſie die todt gebohrnen Kinder, die Kindbetterinnen und diejenigen, welche im Zweykampf umkommen.
Dieß iſt ohngefaͤhr das wichtigſte, was man von der Religion der Siamer zu ſagen im Stan- de iſt. In ein genaues Detail uns einzulaſſen, halten wir fuͤr uͤberfluͤßig, zumal da unſre Rei- ſebeſchreiber noch immer (ſo deucht es uns) man-
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lige oder Goͤtter. Ihr vorzuͤglichſtes Geſchaͤft
iſt fuͤr die Erhaltung der Menſchen, und fuͤr
die Regierung der Welt in alle Ewigkeit Sorge
zu tragen. Sie ſind in ſieben Ordnungen abge-
theilt, davon immer eine vollkommner und ed-
ler als die andere iſt, und davon jede ihren eig-
nen Himmel bewohnt. Jeder Theil der Welt,
die Sterne, Erde, Staͤdte, Berge, Waͤlder,
Winde, Regen u. ſ. w. haben einem von die-
ſen Geiſtern zum Regierer. Da ſie beſtaͤndig
genau Achtung geben, was die Menſchen vor-
nehmen, damit ſie diejenigen von ihren Hand-
lungen, welche einer Vergeltung wuͤrdig ſind,
kuͤnftig angeben koͤnnen; — ſo wenden ſich die
Siamer an die Engel, und ſtellen ſich vor, ſie
haͤtten alles Gute, was ihnen wiederfahre, den-
ſelben zu danken. An wuͤrkliche Teufel glauben
ſie nicht, ausgenommen an die Seelen der Boͤ-
ſewichter, welche ihrer Meynung nach aus der
Hoͤlle, worinn ſie aufbehalten wuͤrden, loskom-
men, einige Zeit in der Welt herum irren, und
ihre Freude daran haben, wenn ſie jemanden
ſchaden koͤnnen. Unter die Zahl dieſer boͤſen
Geiſter, rechnen ſie die todt gebohrnen Kinder,
die Kindbetterinnen und diejenigen, welche im
Zweykampf umkommen.
Dieß iſt ohngefaͤhr das wichtigſte, was man
von der Religion der Siamer zu ſagen im Stan-
de iſt. In ein genaues Detail uns einzulaſſen,
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/374>, abgerufen am 22.11.2024.
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