Vorsteher wählen; das Kloster aber und die Pa- gode, wird nach und nach errichtet, so wie sich Mönche melden, es zu bewohnen; jede Zelle wird bey der Ankunft dessen, der sie einnehmen soll, gebauet. Was die Würde eines San- krats, oder Abts anlangt; so ernennt ihn nur der König allein dazu. Sie ist mit Verwal- tung gewisser Klöster verknüpft, die wegen ihres Reichthums und weitläuftigen Gerichtsbarkeit berühmt sind. Der General, oder der Oberste aller Talapoinen, die im Königreiche sind, hält sich bey Hofe auf, das heist, er ist der Supe- rior des Klosters, und der Pagode, im Palla- ste. Uebrigens hat er über die andern Präla- ten nur eine Art von Erzbischöflichen Vorzuge, die der unumschränkten Gewalt, die ein jeder Sankrat in seinem Bezirk hat, keinen Abbruch thut. Wenn dieser Orden nur ein einziges Oberhaupt hätte, oder mit vereinigten Kräften oder nach einerley Meynung handelte, würde er sonder Zweifel sehr mächtig seyn. Man sucht sie aber lieber bey ihrer Unabhängigkeit zu erhal- ten, die im Grunde wenigern Bedenklichkeiten ausgesetzt ist, als die von den catholischen re- gulären Aebten. Denn weil die Talapoinen an kein Gelübde gebunden sind, können sie, so bald sie des Zwangs des Klosterlebens überdrüßig sind, oder sich die Tyranney und Verfolgung ihrer Superioren nicht mehr gefallen lassen wol- len, wieder in den weltlichen Stand treten. So lange sie aber im Kloster sind, müßen sie,
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Vorſteher waͤhlen; das Kloſter aber und die Pa- gode, wird nach und nach errichtet, ſo wie ſich Moͤnche melden, es zu bewohnen; jede Zelle wird bey der Ankunft deſſen, der ſie einnehmen ſoll, gebauet. Was die Wuͤrde eines San- krats, oder Abts anlangt; ſo ernennt ihn nur der Koͤnig allein dazu. Sie iſt mit Verwal- tung gewiſſer Kloͤſter verknuͤpft, die wegen ihres Reichthums und weitlaͤuftigen Gerichtsbarkeit beruͤhmt ſind. Der General, oder der Oberſte aller Talapoinen, die im Koͤnigreiche ſind, haͤlt ſich bey Hofe auf, das heiſt, er iſt der Supe- rior des Kloſters, und der Pagode, im Palla- ſte. Uebrigens hat er uͤber die andern Praͤla- ten nur eine Art von Erzbiſchoͤflichen Vorzuge, die der unumſchraͤnkten Gewalt, die ein jeder Sankrat in ſeinem Bezirk hat, keinen Abbruch thut. Wenn dieſer Orden nur ein einziges Oberhaupt haͤtte, oder mit vereinigten Kraͤften oder nach einerley Meynung handelte, wuͤrde er ſonder Zweifel ſehr maͤchtig ſeyn. Man ſucht ſie aber lieber bey ihrer Unabhaͤngigkeit zu erhal- ten, die im Grunde wenigern Bedenklichkeiten ausgeſetzt iſt, als die von den catholiſchen re- gulaͤren Aebten. Denn weil die Talapoinen an kein Geluͤbde gebunden ſind, koͤnnen ſie, ſo bald ſie des Zwangs des Kloſterlebens uͤberdruͤßig ſind, oder ſich die Tyranney und Verfolgung ihrer Superioren nicht mehr gefallen laſſen wol- len, wieder in den weltlichen Stand treten. So lange ſie aber im Kloſter ſind, muͤßen ſie,
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Vorſteher waͤhlen; das Kloſter aber und die Pa-
gode, wird nach und nach errichtet, ſo wie ſich
Moͤnche melden, es zu bewohnen; jede Zelle
wird bey der Ankunft deſſen, der ſie einnehmen
ſoll, gebauet. Was die Wuͤrde eines San-
krats, oder Abts anlangt; ſo ernennt ihn nur
der Koͤnig allein dazu. Sie iſt mit Verwal-
tung gewiſſer Kloͤſter verknuͤpft, die wegen ihres
Reichthums und weitlaͤuftigen Gerichtsbarkeit
beruͤhmt ſind. Der General, oder der Oberſte
aller Talapoinen, die im Koͤnigreiche ſind, haͤlt
ſich bey Hofe auf, das heiſt, er iſt der Supe-
rior des Kloſters, und der Pagode, im Palla-
ſte. Uebrigens hat er uͤber die andern Praͤla-
ten nur eine Art von Erzbiſchoͤflichen Vorzuge,
die der unumſchraͤnkten Gewalt, die ein jeder
Sankrat in ſeinem Bezirk hat, keinen Abbruch
thut. Wenn dieſer Orden nur ein einziges
Oberhaupt haͤtte, oder mit vereinigten Kraͤften
oder nach einerley Meynung handelte, wuͤrde
er ſonder Zweifel ſehr maͤchtig ſeyn. Man ſucht
ſie aber lieber bey ihrer Unabhaͤngigkeit zu erhal-
ten, die im Grunde wenigern Bedenklichkeiten
ausgeſetzt iſt, als die von den catholiſchen re-
gulaͤren Aebten. Denn weil die Talapoinen an
kein Geluͤbde gebunden ſind, koͤnnen ſie, ſo bald
ſie des Zwangs des Kloſterlebens uͤberdruͤßig
ſind, oder ſich die Tyranney und Verfolgung
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len, wieder in den weltlichen Stand treten.
So lange ſie aber im Kloſter ſind, muͤßen ſie,
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/379>, abgerufen am 22.11.2024.
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