Ein Talapoin, welcher auf das heimliche Gemach geht, ohne vorher frisches Wasser ge- schöpft zu haben, sich zu waschen, sündigt.
Schleudere im Gehen nicht mit den Armen, und blinke nicht mit den Augen, wenn du redest; wenn du ißt, so mache mit den Kinnladen kein Geräusch wie die Hunde.
Nimm die Schleppe des Kleides auf, dafern du nicht mit Arbeiten beschäftigt bist.
Betrübe dich nicht über den Tod deiner Verwandten.
Hüte dich schwerfällig zu gehen, und einen Fleischtopf anzugreifen.
Nun aber folgen wichtigere Punkte, die von der Tugend und strengen Lebensart dieser Mönche, einen hohen Begriff geben, wenn sie solche getreulich beobachten. Sie müßen alle Musik, alles Tanzen, die Schauspiele und alle Zusammenkünfte, wo man sich lustig macht, meiden; sie dürfen weder Gold noch Silber bey sich tragen; von nichts reden als was Religionssachen betrift; nur für diese arbeiten; nichts wohlriechen- des bey sich führen; keine weltlichen Lie- der singen; auf keinem Instrumente spie- len; mit ihren Untergebenen nicht in ei- nem Bette schlafen; kein Frauenzimmer ansehen; mit ihnen allein nicht reden; sich mit ihnen nicht auf eine Matte setzen,
noch
Z 3
Ein Talapoin, welcher auf das heimliche Gemach geht, ohne vorher friſches Waſſer ge- ſchoͤpft zu haben, ſich zu waſchen, ſuͤndigt.
Schleudere im Gehen nicht mit den Armen, und blinke nicht mit den Augen, wenn du redeſt; wenn du ißt, ſo mache mit den Kinnladen kein Geraͤuſch wie die Hunde.
Nimm die Schleppe des Kleides auf, dafern du nicht mit Arbeiten beſchaͤftigt biſt.
Betruͤbe dich nicht uͤber den Tod deiner Verwandten.
Huͤte dich ſchwerfaͤllig zu gehen, und einen Fleiſchtopf anzugreifen.
Nun aber folgen wichtigere Punkte, die von der Tugend und ſtrengen Lebensart dieſer Moͤnche, einen hohen Begriff geben, wenn ſie ſolche getreulich beobachten. Sie muͤßen alle Muſik, alles Tanzen, die Schauſpiele und alle Zuſammenkuͤnfte, wo man ſich luſtig macht, meiden; ſie duͤrfen weder Gold noch Silber bey ſich tragen; von nichts reden als was Religionsſachen betrift; nur fuͤr dieſe arbeiten; nichts wohlriechen- des bey ſich fuͤhren; keine weltlichen Lie- der ſingen; auf keinem Inſtrumente ſpie- len; mit ihren Untergebenen nicht in ei- nem Bette ſchlafen; kein Frauenzimmer anſehen; mit ihnen allein nicht reden; ſich mit ihnen nicht auf eine Matte ſetzen,
noch
Z 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0383"n="357"/><p>Ein Talapoin, welcher auf das heimliche<lb/>
Gemach geht, ohne vorher friſches Waſſer ge-<lb/>ſchoͤpft zu haben, ſich zu waſchen, ſuͤndigt.</p><lb/><p>Schleudere im Gehen nicht mit den Armen,<lb/>
und blinke nicht mit den Augen, wenn du redeſt;<lb/>
wenn du ißt, ſo mache mit den Kinnladen kein<lb/>
Geraͤuſch wie die Hunde.</p><lb/><p>Nimm die Schleppe des Kleides auf, dafern<lb/>
du nicht mit Arbeiten beſchaͤftigt biſt.</p><lb/><p>Betruͤbe dich nicht uͤber den Tod deiner<lb/>
Verwandten.</p><lb/><p>Huͤte dich ſchwerfaͤllig zu gehen, und einen<lb/>
Fleiſchtopf anzugreifen.</p><lb/><p>Nun aber folgen wichtigere Punkte, die<lb/>
von der Tugend und ſtrengen Lebensart dieſer<lb/>
Moͤnche, einen hohen Begriff geben, wenn ſie<lb/>ſolche getreulich beobachten. <hirendition="#fr">Sie muͤßen alle<lb/>
Muſik, alles Tanzen, die Schauſpiele und<lb/>
alle Zuſammenkuͤnfte, wo man ſich luſtig<lb/>
macht, meiden; ſie duͤrfen weder Gold<lb/>
noch Silber bey ſich tragen; von nichts<lb/>
reden als was Religionsſachen betrift;<lb/>
nur fuͤr dieſe arbeiten; nichts wohlriechen-<lb/>
des bey ſich fuͤhren; keine weltlichen Lie-<lb/>
der ſingen; auf keinem Inſtrumente ſpie-<lb/>
len; mit ihren Untergebenen nicht in ei-<lb/>
nem Bette ſchlafen; kein Frauenzimmer<lb/>
anſehen; mit ihnen allein nicht reden; ſich<lb/>
mit ihnen nicht auf eine Matte ſetzen,</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">Z 3</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">noch</hi></fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[357/0383]
Ein Talapoin, welcher auf das heimliche
Gemach geht, ohne vorher friſches Waſſer ge-
ſchoͤpft zu haben, ſich zu waſchen, ſuͤndigt.
Schleudere im Gehen nicht mit den Armen,
und blinke nicht mit den Augen, wenn du redeſt;
wenn du ißt, ſo mache mit den Kinnladen kein
Geraͤuſch wie die Hunde.
Nimm die Schleppe des Kleides auf, dafern
du nicht mit Arbeiten beſchaͤftigt biſt.
Betruͤbe dich nicht uͤber den Tod deiner
Verwandten.
Huͤte dich ſchwerfaͤllig zu gehen, und einen
Fleiſchtopf anzugreifen.
Nun aber folgen wichtigere Punkte, die
von der Tugend und ſtrengen Lebensart dieſer
Moͤnche, einen hohen Begriff geben, wenn ſie
ſolche getreulich beobachten. Sie muͤßen alle
Muſik, alles Tanzen, die Schauſpiele und
alle Zuſammenkuͤnfte, wo man ſich luſtig
macht, meiden; ſie duͤrfen weder Gold
noch Silber bey ſich tragen; von nichts
reden als was Religionsſachen betrift;
nur fuͤr dieſe arbeiten; nichts wohlriechen-
des bey ſich fuͤhren; keine weltlichen Lie-
der ſingen; auf keinem Inſtrumente ſpie-
len; mit ihren Untergebenen nicht in ei-
nem Bette ſchlafen; kein Frauenzimmer
anſehen; mit ihnen allein nicht reden; ſich
mit ihnen nicht auf eine Matte ſetzen,
noch
Z 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/383>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.