keit des Predigers zufrieden sind; so bezeugen sie ihren Beyfall, und rufen: Recht gut, gnädiger Herr. Das Volk sitzt dem Predi- ger gegen über auf den Fersen, mit gefalteten Händen, und hört andächtig zu. Einem Mönche, der den Predigtstuhl öfters besteigt, kann es nicht leicht fehl schlagen, reich zu werden.
Wenn die Talapoins einerseits viele Vor- rechte genießen; so sind sie auf der andern Sei- te an sehr gezwungene Gebräuche gebunden. Es ist hier nicht von dem Gelübde der Keusch- heit die Rede, wovon sich die Mönche in Euro- pa viel leichter loszumachen wissen, weil die Uebertreter nicht verbrannt werden. Die Tala- poins sind einer unendlichen Menge anderer Pflichten unterworfen, die, ob sie schon größe- stentheils geringfügig sind, doch wegen der zu beobachtenden ungemeinen Aufmerksamkeit, da- mit sie nichts versehen, beschwerlich werden. Diese Mönche begehen eine grobe Sünde, wenn sie ein Loch in die Erde machen, und sie sündi- gen von neuen, wenn sie es nicht wieder zuma- chen. Eine andere eben so große Sünde ist es, ein Thier oder Wurm zu tödten, das Fortkom- men eines Baumes zu verhindern.
Es ist hier schicklich, einige strenge Ordens- regeln der Talapoins aus dem La Loubere her- zusetzen:
Ein
keit des Predigers zufrieden ſind; ſo bezeugen ſie ihren Beyfall, und rufen: Recht gut, gnaͤdiger Herr. Das Volk ſitzt dem Predi- ger gegen uͤber auf den Ferſen, mit gefalteten Haͤnden, und hoͤrt andaͤchtig zu. Einem Moͤnche, der den Predigtſtuhl oͤfters beſteigt, kann es nicht leicht fehl ſchlagen, reich zu werden.
Wenn die Talapoins einerſeits viele Vor- rechte genießen; ſo ſind ſie auf der andern Sei- te an ſehr gezwungene Gebraͤuche gebunden. Es iſt hier nicht von dem Geluͤbde der Keuſch- heit die Rede, wovon ſich die Moͤnche in Euro- pa viel leichter loszumachen wiſſen, weil die Uebertreter nicht verbrannt werden. Die Tala- poins ſind einer unendlichen Menge anderer Pflichten unterworfen, die, ob ſie ſchon groͤße- ſtentheils geringfuͤgig ſind, doch wegen der zu beobachtenden ungemeinen Aufmerkſamkeit, da- mit ſie nichts verſehen, beſchwerlich werden. Dieſe Moͤnche begehen eine grobe Suͤnde, wenn ſie ein Loch in die Erde machen, und ſie ſuͤndi- gen von neuen, wenn ſie es nicht wieder zuma- chen. Eine andere eben ſo große Suͤnde iſt es, ein Thier oder Wurm zu toͤdten, das Fortkom- men eines Baumes zu verhindern.
Es iſt hier ſchicklich, einige ſtrenge Ordens- regeln der Talapoins aus dem La Loubere her- zuſetzen:
Ein
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keit des Predigers zufrieden ſind; ſo bezeugen
ſie ihren Beyfall, und rufen: Recht gut,
gnaͤdiger Herr. Das Volk ſitzt dem Predi-
ger gegen uͤber auf den Ferſen, mit gefalteten
Haͤnden, und hoͤrt andaͤchtig zu. Einem
Moͤnche, der den Predigtſtuhl oͤfters beſteigt,
kann es nicht leicht fehl ſchlagen, reich zu
werden.
Wenn die Talapoins einerſeits viele Vor-
rechte genießen; ſo ſind ſie auf der andern Sei-
te an ſehr gezwungene Gebraͤuche gebunden.
Es iſt hier nicht von dem Geluͤbde der Keuſch-
heit die Rede, wovon ſich die Moͤnche in Euro-
pa viel leichter loszumachen wiſſen, weil die
Uebertreter nicht verbrannt werden. Die Tala-
poins ſind einer unendlichen Menge anderer
Pflichten unterworfen, die, ob ſie ſchon groͤße-
ſtentheils geringfuͤgig ſind, doch wegen der zu
beobachtenden ungemeinen Aufmerkſamkeit, da-
mit ſie nichts verſehen, beſchwerlich werden.
Dieſe Moͤnche begehen eine grobe Suͤnde, wenn
ſie ein Loch in die Erde machen, und ſie ſuͤndi-
gen von neuen, wenn ſie es nicht wieder zuma-
chen. Eine andere eben ſo große Suͤnde iſt es,
ein Thier oder Wurm zu toͤdten, das Fortkom-
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Es iſt hier ſchicklich, einige ſtrenge Ordens-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/382>, abgerufen am 22.11.2024.
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