Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

Die mohamedanischen Weiber und Jung-
fern haben ordentlich um den Leib ein großes
Stück des feinsten baumwollenen Zeuges, das
sich bey dem Gürtel anhebt, wo es nach unten
zu, drey oder viermal umgewickelt wird, und
ihnen bis auf die Füße herunter hängt. Unter
diesem Tuche tragen sie eine Art Beinkleider
von weissen Zeuge. In ihren Häusern gehen
sie meistens über den Gürtel blos, sowohl als
mit dem Kopfe und den Füßen. -- Wenn sie
aber ausgehen, oder sich nur an ihren Thüren
sehen lassen, so bedecken sie sich die Achseln mit
einer Kleidung, über die sie noch eine Binde
legen. Diese beyden Kleidungen, welche sehr
weit, und nirgends angeheftet, noch zugemacht
sind, schweben auf ihren Achseln, und man
siehet oft den grösten Theil ihrer Brust und ih-
rer Arme entblößt. Die Reichen zieren ihre
Arme und Füße mit Gold und Silber; die Ge-
ringeren mit Glas und Metall. Sie haben
oft die Arme bis unter den Ellbogen beladen,
aber dieser kostbare Schmuck, scheinet ihnen
beschwerlich zu seyn, und ist auch in den Augen
eines Fremden keine Zierath.

Den Frauenspersonen werden insgesammt
in der Jugend die Ohrläppichen durchbohrt,
und diese werden mit der Zeit, vermittelst der
Sachen, die sie in die Löcher hängen, um sie
auszudähnen, so groß, daß sie Ringe tragen,
welche so breit, als Brühenschüsseln sind, und
an dem äuseren Umfange eine Höhlung haben,

wo

Die mohamedaniſchen Weiber und Jung-
fern haben ordentlich um den Leib ein großes
Stuͤck des feinſten baumwollenen Zeuges, das
ſich bey dem Guͤrtel anhebt, wo es nach unten
zu, drey oder viermal umgewickelt wird, und
ihnen bis auf die Fuͤße herunter haͤngt. Unter
dieſem Tuche tragen ſie eine Art Beinkleider
von weiſſen Zeuge. In ihren Haͤuſern gehen
ſie meiſtens uͤber den Guͤrtel blos, ſowohl als
mit dem Kopfe und den Fuͤßen. — Wenn ſie
aber ausgehen, oder ſich nur an ihren Thuͤren
ſehen laſſen, ſo bedecken ſie ſich die Achſeln mit
einer Kleidung, uͤber die ſie noch eine Binde
legen. Dieſe beyden Kleidungen, welche ſehr
weit, und nirgends angeheftet, noch zugemacht
ſind, ſchweben auf ihren Achſeln, und man
ſiehet oft den groͤſten Theil ihrer Bruſt und ih-
rer Arme entbloͤßt. Die Reichen zieren ihre
Arme und Fuͤße mit Gold und Silber; die Ge-
ringeren mit Glas und Metall. Sie haben
oft die Arme bis unter den Ellbogen beladen,
aber dieſer koſtbare Schmuck, ſcheinet ihnen
beſchwerlich zu ſeyn, und iſt auch in den Augen
eines Fremden keine Zierath.

Den Frauensperſonen werden insgeſammt
in der Jugend die Ohrlaͤppichen durchbohrt,
und dieſe werden mit der Zeit, vermittelſt der
Sachen, die ſie in die Loͤcher haͤngen, um ſie
auszudaͤhnen, ſo groß, daß ſie Ringe tragen,
welche ſo breit, als Bruͤhenſchuͤſſeln ſind, und
an dem aͤuſeren Umfange eine Hoͤhlung haben,

wo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0407" n="381"/>
          <p>Die mohamedani&#x017F;chen Weiber und Jung-<lb/>
fern haben ordentlich um den Leib ein großes<lb/>
Stu&#x0364;ck des fein&#x017F;ten baumwollenen Zeuges, das<lb/>
&#x017F;ich bey dem Gu&#x0364;rtel anhebt, wo es nach unten<lb/>
zu, drey oder viermal umgewickelt wird, und<lb/>
ihnen bis auf die Fu&#x0364;ße herunter ha&#x0364;ngt. Unter<lb/>
die&#x017F;em Tuche tragen &#x017F;ie eine Art Beinkleider<lb/>
von wei&#x017F;&#x017F;en Zeuge. In ihren Ha&#x0364;u&#x017F;ern gehen<lb/>
&#x017F;ie mei&#x017F;tens u&#x0364;ber den Gu&#x0364;rtel blos, &#x017F;owohl als<lb/>
mit dem Kopfe und den Fu&#x0364;ßen. &#x2014; Wenn &#x017F;ie<lb/>
aber ausgehen, oder &#x017F;ich nur an ihren Thu&#x0364;ren<lb/>
&#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o bedecken &#x017F;ie &#x017F;ich die Ach&#x017F;eln mit<lb/>
einer Kleidung, u&#x0364;ber die &#x017F;ie noch eine Binde<lb/>
legen. Die&#x017F;e beyden Kleidungen, welche &#x017F;ehr<lb/>
weit, und nirgends angeheftet, noch zugemacht<lb/>
&#x017F;ind, &#x017F;chweben auf ihren Ach&#x017F;eln, und man<lb/>
&#x017F;iehet oft den gro&#x0364;&#x017F;ten Theil ihrer Bru&#x017F;t und ih-<lb/>
rer Arme entblo&#x0364;ßt. Die Reichen zieren ihre<lb/>
Arme und Fu&#x0364;ße mit Gold und Silber; die Ge-<lb/>
ringeren mit Glas und Metall. Sie haben<lb/>
oft die Arme bis unter den Ellbogen beladen,<lb/>
aber die&#x017F;er ko&#x017F;tbare Schmuck, &#x017F;cheinet ihnen<lb/>
be&#x017F;chwerlich zu &#x017F;eyn, und i&#x017F;t auch in den Augen<lb/>
eines Fremden keine Zierath.</p><lb/>
          <p>Den Frauensper&#x017F;onen werden insge&#x017F;ammt<lb/>
in der Jugend die Ohrla&#x0364;ppichen durchbohrt,<lb/>
und die&#x017F;e werden mit der Zeit, vermittel&#x017F;t der<lb/>
Sachen, die &#x017F;ie in die Lo&#x0364;cher ha&#x0364;ngen, um &#x017F;ie<lb/>
auszuda&#x0364;hnen, &#x017F;o groß, daß &#x017F;ie Ringe tragen,<lb/>
welche &#x017F;o breit, als Bru&#x0364;hen&#x017F;chu&#x0364;&#x017F;&#x017F;eln &#x017F;ind, und<lb/>
an dem a&#x0364;u&#x017F;eren Umfange eine Ho&#x0364;hlung haben,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wo</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[381/0407] Die mohamedaniſchen Weiber und Jung- fern haben ordentlich um den Leib ein großes Stuͤck des feinſten baumwollenen Zeuges, das ſich bey dem Guͤrtel anhebt, wo es nach unten zu, drey oder viermal umgewickelt wird, und ihnen bis auf die Fuͤße herunter haͤngt. Unter dieſem Tuche tragen ſie eine Art Beinkleider von weiſſen Zeuge. In ihren Haͤuſern gehen ſie meiſtens uͤber den Guͤrtel blos, ſowohl als mit dem Kopfe und den Fuͤßen. — Wenn ſie aber ausgehen, oder ſich nur an ihren Thuͤren ſehen laſſen, ſo bedecken ſie ſich die Achſeln mit einer Kleidung, uͤber die ſie noch eine Binde legen. Dieſe beyden Kleidungen, welche ſehr weit, und nirgends angeheftet, noch zugemacht ſind, ſchweben auf ihren Achſeln, und man ſiehet oft den groͤſten Theil ihrer Bruſt und ih- rer Arme entbloͤßt. Die Reichen zieren ihre Arme und Fuͤße mit Gold und Silber; die Ge- ringeren mit Glas und Metall. Sie haben oft die Arme bis unter den Ellbogen beladen, aber dieſer koſtbare Schmuck, ſcheinet ihnen beſchwerlich zu ſeyn, und iſt auch in den Augen eines Fremden keine Zierath. Den Frauensperſonen werden insgeſammt in der Jugend die Ohrlaͤppichen durchbohrt, und dieſe werden mit der Zeit, vermittelſt der Sachen, die ſie in die Loͤcher haͤngen, um ſie auszudaͤhnen, ſo groß, daß ſie Ringe tragen, welche ſo breit, als Bruͤhenſchuͤſſeln ſind, und an dem aͤuſeren Umfange eine Hoͤhlung haben, wo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/407
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/407>, abgerufen am 18.06.2024.