Sie haben Seripus, oder weite Schuhe, von ordentlichem rothen vergoldeten Leder, sie gehen sowohl im Winter als Sommer darinn barfuß. Sie tragen sie wie wir unsre Pantof- feln, ohne sie an den Fuß fest zu machen, um sie bald nehmen zu können, wenn sie gehen wol- len, oder um sie gleich auszuziehen, wenn sie wieder in ihre Zimmer kommen, wo sie sonst ihre schönen Teppiche und Bedeckungen des Bo- dens beflecken würden.
Ihr Kopf ist beschoren und mit einem Tur- bane bedeckt, der dem türkischen gleicht. Er ist von feinem weissen baumwollenen Zeuge, mit goldenen oder seidenen Streifen. Sie wis- sen ihn alle um den Kopf zu winden und zu befestigen, obgleich diese Zeuge oftmals einige Ellen lang sind. Ihre Gürtel sind gewöhnlich von rother Seide mit goldenen oder weissen Streifen und großen Quasten, die ihnen an der rechten Hüfte herunter hängen. Unter dem er- sten Gürtel haben sie noch einen, von weissen baumwollenen Zeuge, der kleiner, und um den Leib gewickelt ist. -- Wenn sie ausgehen und Regen oder Wind befürchten, so legen sie über ihre Kleider eine Binde von seidenem Zeuge, die sie über die Achseln schlagen, und sich um den Hals wickeln. Die Vornehmen und alle die, welche bey Hofe erscheinen, zeigen ihre Pracht in den Kleidern. Die gemeinen Bür- ger und Handwerksleute, sind, wie bereits ge- sagt, sehr sittsam gekleidet.
Die
Sie haben Seripus, oder weite Schuhe, von ordentlichem rothen vergoldeten Leder, ſie gehen ſowohl im Winter als Sommer darinn barfuß. Sie tragen ſie wie wir unſre Pantof- feln, ohne ſie an den Fuß feſt zu machen, um ſie bald nehmen zu koͤnnen, wenn ſie gehen wol- len, oder um ſie gleich auszuziehen, wenn ſie wieder in ihre Zimmer kommen, wo ſie ſonſt ihre ſchoͤnen Teppiche und Bedeckungen des Bo- dens beflecken wuͤrden.
Ihr Kopf iſt beſchoren und mit einem Tur- bane bedeckt, der dem tuͤrkiſchen gleicht. Er iſt von feinem weiſſen baumwollenen Zeuge, mit goldenen oder ſeidenen Streifen. Sie wiſ- ſen ihn alle um den Kopf zu winden und zu befeſtigen, obgleich dieſe Zeuge oftmals einige Ellen lang ſind. Ihre Guͤrtel ſind gewoͤhnlich von rother Seide mit goldenen oder weiſſen Streifen und großen Quaſten, die ihnen an der rechten Huͤfte herunter haͤngen. Unter dem er- ſten Guͤrtel haben ſie noch einen, von weiſſen baumwollenen Zeuge, der kleiner, und um den Leib gewickelt iſt. — Wenn ſie ausgehen und Regen oder Wind befuͤrchten, ſo legen ſie uͤber ihre Kleider eine Binde von ſeidenem Zeuge, die ſie uͤber die Achſeln ſchlagen, und ſich um den Hals wickeln. Die Vornehmen und alle die, welche bey Hofe erſcheinen, zeigen ihre Pracht in den Kleidern. Die gemeinen Buͤr- ger und Handwerksleute, ſind, wie bereits ge- ſagt, ſehr ſittſam gekleidet.
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Sie haben Seripus, oder weite Schuhe,
von ordentlichem rothen vergoldeten Leder, ſie
gehen ſowohl im Winter als Sommer darinn
barfuß. Sie tragen ſie wie wir unſre Pantof-
feln, ohne ſie an den Fuß feſt zu machen, um
ſie bald nehmen zu koͤnnen, wenn ſie gehen wol-
len, oder um ſie gleich auszuziehen, wenn ſie
wieder in ihre Zimmer kommen, wo ſie ſonſt
ihre ſchoͤnen Teppiche und Bedeckungen des Bo-
dens beflecken wuͤrden.
Ihr Kopf iſt beſchoren und mit einem Tur-
bane bedeckt, der dem tuͤrkiſchen gleicht. Er
iſt von feinem weiſſen baumwollenen Zeuge,
mit goldenen oder ſeidenen Streifen. Sie wiſ-
ſen ihn alle um den Kopf zu winden und zu
befeſtigen, obgleich dieſe Zeuge oftmals einige
Ellen lang ſind. Ihre Guͤrtel ſind gewoͤhnlich
von rother Seide mit goldenen oder weiſſen
Streifen und großen Quaſten, die ihnen an der
rechten Huͤfte herunter haͤngen. Unter dem er-
ſten Guͤrtel haben ſie noch einen, von weiſſen
baumwollenen Zeuge, der kleiner, und um den
Leib gewickelt iſt. — Wenn ſie ausgehen und
Regen oder Wind befuͤrchten, ſo legen ſie uͤber
ihre Kleider eine Binde von ſeidenem Zeuge,
die ſie uͤber die Achſeln ſchlagen, und ſich um
den Hals wickeln. Die Vornehmen und alle
die, welche bey Hofe erſcheinen, zeigen ihre
Pracht in den Kleidern. Die gemeinen Buͤr-
ger und Handwerksleute, ſind, wie bereits ge-
ſagt, ſehr ſittſam gekleidet.
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/406>, abgerufen am 22.11.2024.
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