ländischen, wenn sie sehen, daß dieselben mit einem Kuß gegrüßt werden, oder mit einer Mannsperson in einem Garten spaziren gehen. Ob sie gleich nur mit Wasser gekochte Gewächse essen, so lassen sie doch einen solchen Gestank zurück, daß es sich sowohl in den Straßen als auch außerhalb ihrer Städte, bey den Flüssen und Graben sehr schlecht Athem holen läßt. Dem allen ohngeachtet, kann man doch die Hindistaner weder einer Unflätherey, noch einer Faulheit beschuldigen. Denn außerdem, daß sie sich jederzeit zur Zeit ihrer Andacht waschen, essen und trinken sie auch niemals etwas, ohne sich vorher mit Wasser gereinigt zu haben, wel- ches sie über ihren ganzen Leib, von Kopf bis zu den Füßen gießen. Sie leiden auch nicht, daß sich an irgend einem Theile ihrer Leiber Un- flath befinde, und schaffen die Haare auf der Brust, unter dem Arm, und an der Schaam, vermittelst gewisser Salben und Pflaster, weg. Sie scheeren ihre Köpfe und Bärte beständig, sie schneiden ihre Nägel ordentlich ab, sie spülen ihren Mund immer aus, und reiben ihre Zähne, daher sie so weiß aussehen als Helfenbein.
Das Leben der Hindistaner ist eine ununter- brochene Emsigkeit. Sie sind es, die das Feld bauen, pflanzen, säen, und das Vieh aufziehen. Sie sind es, welche die für- treflichen Zeuge machen, die wir aus diesem Theile der Welt herholen und nicht wenig damit großthun.
Nicht
laͤndiſchen, wenn ſie ſehen, daß dieſelben mit einem Kuß gegruͤßt werden, oder mit einer Mannsperſon in einem Garten ſpaziren gehen. Ob ſie gleich nur mit Waſſer gekochte Gewaͤchſe eſſen, ſo laſſen ſie doch einen ſolchen Geſtank zuruͤck, daß es ſich ſowohl in den Straßen als auch außerhalb ihrer Staͤdte, bey den Fluͤſſen und Graben ſehr ſchlecht Athem holen laͤßt. Dem allen ohngeachtet, kann man doch die Hindiſtaner weder einer Unflaͤtherey, noch einer Faulheit beſchuldigen. Denn außerdem, daß ſie ſich jederzeit zur Zeit ihrer Andacht waſchen, eſſen und trinken ſie auch niemals etwas, ohne ſich vorher mit Waſſer gereinigt zu haben, wel- ches ſie uͤber ihren ganzen Leib, von Kopf bis zu den Fuͤßen gießen. Sie leiden auch nicht, daß ſich an irgend einem Theile ihrer Leiber Un- flath befinde, und ſchaffen die Haare auf der Bruſt, unter dem Arm, und an der Schaam, vermittelſt gewiſſer Salben und Pflaſter, weg. Sie ſcheeren ihre Koͤpfe und Baͤrte beſtaͤndig, ſie ſchneiden ihre Naͤgel ordentlich ab, ſie ſpuͤlen ihren Mund immer aus, und reiben ihre Zaͤhne, daher ſie ſo weiß ausſehen als Helfenbein.
Das Leben der Hindiſtaner iſt eine ununter- brochene Emſigkeit. Sie ſind es, die das Feld bauen, pflanzen, ſaͤen, und das Vieh aufziehen. Sie ſind es, welche die fuͤr- treflichen Zeuge machen, die wir aus dieſem Theile der Welt herholen und nicht wenig damit großthun.
Nicht
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0409"n="383"/>
laͤndiſchen, wenn ſie ſehen, daß dieſelben mit<lb/>
einem Kuß gegruͤßt werden, oder mit einer<lb/>
Mannsperſon in einem Garten ſpaziren gehen.<lb/>
Ob ſie gleich nur mit Waſſer gekochte Gewaͤchſe<lb/>
eſſen, ſo laſſen ſie doch einen ſolchen Geſtank<lb/>
zuruͤck, daß es ſich ſowohl in den Straßen als<lb/>
auch außerhalb ihrer Staͤdte, bey den Fluͤſſen<lb/>
und Graben ſehr ſchlecht Athem holen laͤßt.<lb/>
Dem allen ohngeachtet, kann man doch die<lb/>
Hindiſtaner weder einer Unflaͤtherey, noch einer<lb/>
Faulheit beſchuldigen. Denn außerdem, daß<lb/>ſie ſich jederzeit zur Zeit ihrer Andacht waſchen,<lb/>
eſſen und trinken ſie auch niemals etwas, ohne<lb/>ſich vorher mit Waſſer gereinigt zu haben, wel-<lb/>
ches ſie uͤber ihren ganzen Leib, von Kopf bis<lb/>
zu den Fuͤßen gießen. Sie leiden auch nicht,<lb/>
daß ſich an irgend einem Theile ihrer Leiber Un-<lb/>
flath befinde, und ſchaffen die Haare auf der<lb/>
Bruſt, unter dem Arm, und an der Schaam,<lb/>
vermittelſt gewiſſer Salben und Pflaſter, weg.<lb/>
Sie ſcheeren ihre Koͤpfe und Baͤrte beſtaͤndig,<lb/>ſie ſchneiden ihre Naͤgel ordentlich ab, ſie ſpuͤlen<lb/>
ihren Mund immer aus, und reiben ihre Zaͤhne,<lb/>
daher ſie ſo weiß ausſehen als Helfenbein.</p><lb/><p>Das Leben der Hindiſtaner iſt eine ununter-<lb/>
brochene Emſigkeit. Sie ſind es, die das<lb/>
Feld bauen, pflanzen, ſaͤen, und das Vieh<lb/>
aufziehen. Sie ſind es, welche die fuͤr-<lb/>
treflichen Zeuge machen, die wir aus dieſem<lb/>
Theile der Welt herholen und nicht wenig damit<lb/>
großthun.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Nicht</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[383/0409]
laͤndiſchen, wenn ſie ſehen, daß dieſelben mit
einem Kuß gegruͤßt werden, oder mit einer
Mannsperſon in einem Garten ſpaziren gehen.
Ob ſie gleich nur mit Waſſer gekochte Gewaͤchſe
eſſen, ſo laſſen ſie doch einen ſolchen Geſtank
zuruͤck, daß es ſich ſowohl in den Straßen als
auch außerhalb ihrer Staͤdte, bey den Fluͤſſen
und Graben ſehr ſchlecht Athem holen laͤßt.
Dem allen ohngeachtet, kann man doch die
Hindiſtaner weder einer Unflaͤtherey, noch einer
Faulheit beſchuldigen. Denn außerdem, daß
ſie ſich jederzeit zur Zeit ihrer Andacht waſchen,
eſſen und trinken ſie auch niemals etwas, ohne
ſich vorher mit Waſſer gereinigt zu haben, wel-
ches ſie uͤber ihren ganzen Leib, von Kopf bis
zu den Fuͤßen gießen. Sie leiden auch nicht,
daß ſich an irgend einem Theile ihrer Leiber Un-
flath befinde, und ſchaffen die Haare auf der
Bruſt, unter dem Arm, und an der Schaam,
vermittelſt gewiſſer Salben und Pflaſter, weg.
Sie ſcheeren ihre Koͤpfe und Baͤrte beſtaͤndig,
ſie ſchneiden ihre Naͤgel ordentlich ab, ſie ſpuͤlen
ihren Mund immer aus, und reiben ihre Zaͤhne,
daher ſie ſo weiß ausſehen als Helfenbein.
Das Leben der Hindiſtaner iſt eine ununter-
brochene Emſigkeit. Sie ſind es, die das
Feld bauen, pflanzen, ſaͤen, und das Vieh
aufziehen. Sie ſind es, welche die fuͤr-
treflichen Zeuge machen, die wir aus dieſem
Theile der Welt herholen und nicht wenig damit
großthun.
Nicht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/409>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.