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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

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Nicht ein jeder hindistanischer Stamm ißt
und trinkt, was ihm vorkommt. Denn einige
Stämme als die Kutteri und Wise essen das
Fleisch von den Thieren; hingegen rühren die
Braminen und Shudderi, d. i. die Kaufleute,
nie Fleischspeisen an, sondern begnügen sich mit
dem Genuß der Gewäsche, Milchspeisen, Früchte
und süßen Speisen. Zwey unter diesen India-
nern sehr gewöhnliche Speisen sind Dye und
Kuheri. Diese letztere wird von einer kleinen
runden Erbse gemacht, die mit Reis zugleich
gekocht wird; und obgleich diese Zubereitung
gar nicht sonderlich schmecken soll, so stärkt sie
doch sehr. Die erste Speise, nemlich der Dye
besteht aus dick gewordener süßer Milch, die
mit abgekochtem Reis und Zucker vermischt ist.
Man behauptet, daß diese Speise sehr geschickt
sey, die Heftigkeit der Fieber und des Durch-
laufs zu vermindern, welches beydes sehr ge-
meine Krankheiten in Hindistan sind. Das ge-
wöhnliche Getränke der Baniyanen besteht in
Regenwasser. Dieß Wasser wird in einer ge-
wissen Jahrszeit aufgefangen, und in gewissen
dazu gemachten Gefäßen aufbewahrt. Quell-
und Flußwasser trinken sie nur selten und im
äußersten Nothfalle.

Von starken Getränken sind sie auch keine
Freunde, indessen sollen sie doch dem Thee- und
Kaffeetrinken sehr ergeben seyn. Besonders
sollen sie den Kaffee so kochen und zubereiten
können, daß sich oben ein gelbliches Oel zeigt,

das

Nicht ein jeder hindiſtaniſcher Stamm ißt
und trinkt, was ihm vorkommt. Denn einige
Staͤmme als die Kutteri und Wiſe eſſen das
Fleiſch von den Thieren; hingegen ruͤhren die
Braminen und Shudderi, d. i. die Kaufleute,
nie Fleiſchſpeiſen an, ſondern begnuͤgen ſich mit
dem Genuß der Gewaͤſche, Milchſpeiſen, Fruͤchte
und ſuͤßen Speiſen. Zwey unter dieſen India-
nern ſehr gewoͤhnliche Speiſen ſind Dye und
Kuheri. Dieſe letztere wird von einer kleinen
runden Erbſe gemacht, die mit Reis zugleich
gekocht wird; und obgleich dieſe Zubereitung
gar nicht ſonderlich ſchmecken ſoll, ſo ſtaͤrkt ſie
doch ſehr. Die erſte Speiſe, nemlich der Dye
beſteht aus dick gewordener ſuͤßer Milch, die
mit abgekochtem Reis und Zucker vermiſcht iſt.
Man behauptet, daß dieſe Speiſe ſehr geſchickt
ſey, die Heftigkeit der Fieber und des Durch-
laufs zu vermindern, welches beydes ſehr ge-
meine Krankheiten in Hindiſtan ſind. Das ge-
woͤhnliche Getraͤnke der Baniyanen beſteht in
Regenwaſſer. Dieß Waſſer wird in einer ge-
wiſſen Jahrszeit aufgefangen, und in gewiſſen
dazu gemachten Gefaͤßen aufbewahrt. Quell-
und Flußwaſſer trinken ſie nur ſelten und im
aͤußerſten Nothfalle.

Von ſtarken Getraͤnken ſind ſie auch keine
Freunde, indeſſen ſollen ſie doch dem Thee- und
Kaffeetrinken ſehr ergeben ſeyn. Beſonders
ſollen ſie den Kaffee ſo kochen und zubereiten
koͤnnen, daß ſich oben ein gelbliches Oel zeigt,

das
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[384/0410] Nicht ein jeder hindiſtaniſcher Stamm ißt und trinkt, was ihm vorkommt. Denn einige Staͤmme als die Kutteri und Wiſe eſſen das Fleiſch von den Thieren; hingegen ruͤhren die Braminen und Shudderi, d. i. die Kaufleute, nie Fleiſchſpeiſen an, ſondern begnuͤgen ſich mit dem Genuß der Gewaͤſche, Milchſpeiſen, Fruͤchte und ſuͤßen Speiſen. Zwey unter dieſen India- nern ſehr gewoͤhnliche Speiſen ſind Dye und Kuheri. Dieſe letztere wird von einer kleinen runden Erbſe gemacht, die mit Reis zugleich gekocht wird; und obgleich dieſe Zubereitung gar nicht ſonderlich ſchmecken ſoll, ſo ſtaͤrkt ſie doch ſehr. Die erſte Speiſe, nemlich der Dye beſteht aus dick gewordener ſuͤßer Milch, die mit abgekochtem Reis und Zucker vermiſcht iſt. Man behauptet, daß dieſe Speiſe ſehr geſchickt ſey, die Heftigkeit der Fieber und des Durch- laufs zu vermindern, welches beydes ſehr ge- meine Krankheiten in Hindiſtan ſind. Das ge- woͤhnliche Getraͤnke der Baniyanen beſteht in Regenwaſſer. Dieß Waſſer wird in einer ge- wiſſen Jahrszeit aufgefangen, und in gewiſſen dazu gemachten Gefaͤßen aufbewahrt. Quell- und Flußwaſſer trinken ſie nur ſelten und im aͤußerſten Nothfalle. Von ſtarken Getraͤnken ſind ſie auch keine Freunde, indeſſen ſollen ſie doch dem Thee- und Kaffeetrinken ſehr ergeben ſeyn. Beſonders ſollen ſie den Kaffee ſo kochen und zubereiten koͤnnen, daß ſich oben ein gelbliches Oel zeigt, das

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Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/410>, abgerufen am 22.11.2024.