Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

sten Häuser von Ziegelsteinen erbauet, und ha-
ben hohe mit Ziegeln gedeckte Dächer. Die
Häuser auf den Dörfern sind durchgängig
schlecht und elend. Sie stoßen alle an einan-
der. Die Mauren einiger ihrer Häuser sind
von Erde gemacht, worunter Stroh gemischt
ist. Sie errichten dieselben sogleich, wenn das
Regenwetter vorbey ist. Da sie nun also Zeit
haben, durch und durch trocken zu werden, so
stehen sie nachgehends feste, und leiden wenig
vom Wetter. Selbst die bekannte Stadt Dehli
hat viele schlechte und sehr ärmliche Häuser. In
dieser Stadt sind die schönen, mittelmäßigen
und schlechten untereinander gemengt. Diese
letztern sind blos von Leimen und Stroh ge-
macht. In denselben wohnen gemeiniglich die
gemeinen Reuter des Kaysers, ihre Bediente,
und die Marketender, die dem Hofe und der
Armee nachfolgen. Diese Strohhäuser gera-
then manchmal in Brand, und es ist nichts un-
gewöhnliches, wenn einige tausend Stücke auf
einmal abbrennen.

Die Häuser von der zweyten Gattung wer-
den von den Mansepdaren oder kleinen Omrahs,
den Gesetzgelehrten, von vielen großen Kauf-
leuten, und von vielen andern Privatpersonen
bewohnt. Doch sind nur wenige derselben von
ganzen Ziegelsteinen, oder von andern Steinen
erbaut, und die Anzahl derjenigen, die nur
aus Erde bestehen, und mit Stroh bedeckt sind,
ist nicht geringe. Dem ungeachtet sind sie

durch-

ſten Haͤuſer von Ziegelſteinen erbauet, und ha-
ben hohe mit Ziegeln gedeckte Daͤcher. Die
Haͤuſer auf den Doͤrfern ſind durchgaͤngig
ſchlecht und elend. Sie ſtoßen alle an einan-
der. Die Mauren einiger ihrer Haͤuſer ſind
von Erde gemacht, worunter Stroh gemiſcht
iſt. Sie errichten dieſelben ſogleich, wenn das
Regenwetter vorbey iſt. Da ſie nun alſo Zeit
haben, durch und durch trocken zu werden, ſo
ſtehen ſie nachgehends feſte, und leiden wenig
vom Wetter. Selbſt die bekannte Stadt Dehli
hat viele ſchlechte und ſehr aͤrmliche Haͤuſer. In
dieſer Stadt ſind die ſchoͤnen, mittelmaͤßigen
und ſchlechten untereinander gemengt. Dieſe
letztern ſind blos von Leimen und Stroh ge-
macht. In denſelben wohnen gemeiniglich die
gemeinen Reuter des Kayſers, ihre Bediente,
und die Marketender, die dem Hofe und der
Armee nachfolgen. Dieſe Strohhaͤuſer gera-
then manchmal in Brand, und es iſt nichts un-
gewoͤhnliches, wenn einige tauſend Stuͤcke auf
einmal abbrennen.

Die Haͤuſer von der zweyten Gattung wer-
den von den Manſepdaren oder kleinen Omrahs,
den Geſetzgelehrten, von vielen großen Kauf-
leuten, und von vielen andern Privatperſonen
bewohnt. Doch ſind nur wenige derſelben von
ganzen Ziegelſteinen, oder von andern Steinen
erbaut, und die Anzahl derjenigen, die nur
aus Erde beſtehen, und mit Stroh bedeckt ſind,
iſt nicht geringe. Dem ungeachtet ſind ſie

durch-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0438" n="412"/>
&#x017F;ten Ha&#x0364;u&#x017F;er von Ziegel&#x017F;teinen erbauet, und ha-<lb/>
ben hohe mit Ziegeln gedeckte Da&#x0364;cher. Die<lb/>
Ha&#x0364;u&#x017F;er auf den Do&#x0364;rfern &#x017F;ind durchga&#x0364;ngig<lb/>
&#x017F;chlecht und elend. Sie &#x017F;toßen alle an einan-<lb/>
der. Die Mauren einiger ihrer Ha&#x0364;u&#x017F;er &#x017F;ind<lb/>
von Erde gemacht, worunter Stroh gemi&#x017F;cht<lb/>
i&#x017F;t. Sie errichten die&#x017F;elben &#x017F;ogleich, wenn das<lb/>
Regenwetter vorbey i&#x017F;t. Da &#x017F;ie nun al&#x017F;o Zeit<lb/>
haben, durch und durch trocken zu werden, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;tehen &#x017F;ie nachgehends fe&#x017F;te, und leiden wenig<lb/>
vom Wetter. Selb&#x017F;t die bekannte Stadt <hi rendition="#fr">Dehli</hi><lb/>
hat viele &#x017F;chlechte und &#x017F;ehr a&#x0364;rmliche Ha&#x0364;u&#x017F;er. In<lb/>
die&#x017F;er Stadt &#x017F;ind die &#x017F;cho&#x0364;nen, mittelma&#x0364;ßigen<lb/>
und &#x017F;chlechten untereinander gemengt. Die&#x017F;e<lb/>
letztern &#x017F;ind blos von Leimen und Stroh ge-<lb/>
macht. In den&#x017F;elben wohnen gemeiniglich die<lb/>
gemeinen Reuter des Kay&#x017F;ers, ihre Bediente,<lb/>
und die Marketender, die dem Hofe und der<lb/>
Armee nachfolgen. Die&#x017F;e Strohha&#x0364;u&#x017F;er gera-<lb/>
then manchmal in Brand, und es i&#x017F;t nichts un-<lb/>
gewo&#x0364;hnliches, wenn einige tau&#x017F;end Stu&#x0364;cke auf<lb/>
einmal abbrennen.</p><lb/>
          <p>Die Ha&#x0364;u&#x017F;er von der zweyten Gattung wer-<lb/>
den von den Man&#x017F;epdaren oder kleinen Omrahs,<lb/>
den Ge&#x017F;etzgelehrten, von vielen großen Kauf-<lb/>
leuten, und von vielen andern Privatper&#x017F;onen<lb/>
bewohnt. Doch &#x017F;ind nur wenige der&#x017F;elben von<lb/>
ganzen Ziegel&#x017F;teinen, oder von andern Steinen<lb/>
erbaut, und die Anzahl derjenigen, die nur<lb/>
aus Erde be&#x017F;tehen, und mit Stroh bedeckt &#x017F;ind,<lb/>
i&#x017F;t nicht geringe. Dem ungeachtet &#x017F;ind &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">durch-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[412/0438] ſten Haͤuſer von Ziegelſteinen erbauet, und ha- ben hohe mit Ziegeln gedeckte Daͤcher. Die Haͤuſer auf den Doͤrfern ſind durchgaͤngig ſchlecht und elend. Sie ſtoßen alle an einan- der. Die Mauren einiger ihrer Haͤuſer ſind von Erde gemacht, worunter Stroh gemiſcht iſt. Sie errichten dieſelben ſogleich, wenn das Regenwetter vorbey iſt. Da ſie nun alſo Zeit haben, durch und durch trocken zu werden, ſo ſtehen ſie nachgehends feſte, und leiden wenig vom Wetter. Selbſt die bekannte Stadt Dehli hat viele ſchlechte und ſehr aͤrmliche Haͤuſer. In dieſer Stadt ſind die ſchoͤnen, mittelmaͤßigen und ſchlechten untereinander gemengt. Dieſe letztern ſind blos von Leimen und Stroh ge- macht. In denſelben wohnen gemeiniglich die gemeinen Reuter des Kayſers, ihre Bediente, und die Marketender, die dem Hofe und der Armee nachfolgen. Dieſe Strohhaͤuſer gera- then manchmal in Brand, und es iſt nichts un- gewoͤhnliches, wenn einige tauſend Stuͤcke auf einmal abbrennen. Die Haͤuſer von der zweyten Gattung wer- den von den Manſepdaren oder kleinen Omrahs, den Geſetzgelehrten, von vielen großen Kauf- leuten, und von vielen andern Privatperſonen bewohnt. Doch ſind nur wenige derſelben von ganzen Ziegelſteinen, oder von andern Steinen erbaut, und die Anzahl derjenigen, die nur aus Erde beſtehen, und mit Stroh bedeckt ſind, iſt nicht geringe. Dem ungeachtet ſind ſie durch-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/438
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/438>, abgerufen am 22.11.2024.