sten Häuser von Ziegelsteinen erbauet, und ha- ben hohe mit Ziegeln gedeckte Dächer. Die Häuser auf den Dörfern sind durchgängig schlecht und elend. Sie stoßen alle an einan- der. Die Mauren einiger ihrer Häuser sind von Erde gemacht, worunter Stroh gemischt ist. Sie errichten dieselben sogleich, wenn das Regenwetter vorbey ist. Da sie nun also Zeit haben, durch und durch trocken zu werden, so stehen sie nachgehends feste, und leiden wenig vom Wetter. Selbst die bekannte Stadt Dehli hat viele schlechte und sehr ärmliche Häuser. In dieser Stadt sind die schönen, mittelmäßigen und schlechten untereinander gemengt. Diese letztern sind blos von Leimen und Stroh ge- macht. In denselben wohnen gemeiniglich die gemeinen Reuter des Kaysers, ihre Bediente, und die Marketender, die dem Hofe und der Armee nachfolgen. Diese Strohhäuser gera- then manchmal in Brand, und es ist nichts un- gewöhnliches, wenn einige tausend Stücke auf einmal abbrennen.
Die Häuser von der zweyten Gattung wer- den von den Mansepdaren oder kleinen Omrahs, den Gesetzgelehrten, von vielen großen Kauf- leuten, und von vielen andern Privatpersonen bewohnt. Doch sind nur wenige derselben von ganzen Ziegelsteinen, oder von andern Steinen erbaut, und die Anzahl derjenigen, die nur aus Erde bestehen, und mit Stroh bedeckt sind, ist nicht geringe. Dem ungeachtet sind sie
durch-
ſten Haͤuſer von Ziegelſteinen erbauet, und ha- ben hohe mit Ziegeln gedeckte Daͤcher. Die Haͤuſer auf den Doͤrfern ſind durchgaͤngig ſchlecht und elend. Sie ſtoßen alle an einan- der. Die Mauren einiger ihrer Haͤuſer ſind von Erde gemacht, worunter Stroh gemiſcht iſt. Sie errichten dieſelben ſogleich, wenn das Regenwetter vorbey iſt. Da ſie nun alſo Zeit haben, durch und durch trocken zu werden, ſo ſtehen ſie nachgehends feſte, und leiden wenig vom Wetter. Selbſt die bekannte Stadt Dehli hat viele ſchlechte und ſehr aͤrmliche Haͤuſer. In dieſer Stadt ſind die ſchoͤnen, mittelmaͤßigen und ſchlechten untereinander gemengt. Dieſe letztern ſind blos von Leimen und Stroh ge- macht. In denſelben wohnen gemeiniglich die gemeinen Reuter des Kayſers, ihre Bediente, und die Marketender, die dem Hofe und der Armee nachfolgen. Dieſe Strohhaͤuſer gera- then manchmal in Brand, und es iſt nichts un- gewoͤhnliches, wenn einige tauſend Stuͤcke auf einmal abbrennen.
Die Haͤuſer von der zweyten Gattung wer- den von den Manſepdaren oder kleinen Omrahs, den Geſetzgelehrten, von vielen großen Kauf- leuten, und von vielen andern Privatperſonen bewohnt. Doch ſind nur wenige derſelben von ganzen Ziegelſteinen, oder von andern Steinen erbaut, und die Anzahl derjenigen, die nur aus Erde beſtehen, und mit Stroh bedeckt ſind, iſt nicht geringe. Dem ungeachtet ſind ſie
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ſten Haͤuſer von Ziegelſteinen erbauet, und ha-
ben hohe mit Ziegeln gedeckte Daͤcher. Die
Haͤuſer auf den Doͤrfern ſind durchgaͤngig
ſchlecht und elend. Sie ſtoßen alle an einan-
der. Die Mauren einiger ihrer Haͤuſer ſind
von Erde gemacht, worunter Stroh gemiſcht
iſt. Sie errichten dieſelben ſogleich, wenn das
Regenwetter vorbey iſt. Da ſie nun alſo Zeit
haben, durch und durch trocken zu werden, ſo
ſtehen ſie nachgehends feſte, und leiden wenig
vom Wetter. Selbſt die bekannte Stadt Dehli
hat viele ſchlechte und ſehr aͤrmliche Haͤuſer. In
dieſer Stadt ſind die ſchoͤnen, mittelmaͤßigen
und ſchlechten untereinander gemengt. Dieſe
letztern ſind blos von Leimen und Stroh ge-
macht. In denſelben wohnen gemeiniglich die
gemeinen Reuter des Kayſers, ihre Bediente,
und die Marketender, die dem Hofe und der
Armee nachfolgen. Dieſe Strohhaͤuſer gera-
then manchmal in Brand, und es iſt nichts un-
gewoͤhnliches, wenn einige tauſend Stuͤcke auf
einmal abbrennen.
Die Haͤuſer von der zweyten Gattung wer-
den von den Manſepdaren oder kleinen Omrahs,
den Geſetzgelehrten, von vielen großen Kauf-
leuten, und von vielen andern Privatperſonen
bewohnt. Doch ſind nur wenige derſelben von
ganzen Ziegelſteinen, oder von andern Steinen
erbaut, und die Anzahl derjenigen, die nur
aus Erde beſtehen, und mit Stroh bedeckt ſind,
iſt nicht geringe. Dem ungeachtet ſind ſie
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/438>, abgerufen am 22.11.2024.
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