Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

der letzte so lange ganz Osten mit dem Schrecken
seines Namens erfüllet hat.

Alle Mannschaft dieses großen Reichs, läßt
sich in drey Abtheilungen bringen. Die erste be-
stehet aus einem Kriegsheere, das immer unter-
halten wird, und sich in des Großmogols Haupt-
stadt befindet, auch alle Tage vor seinem Pal-
last die Wache führet. Die zweyte, aus einer
Mannschaft, die in allen Landschaften des
Reichs zerstreuet ist, und die dritte aus Hülfs-
völkern, welche die Vasallen des Kaysers, die
Rajahs liefern müssen.

Alle diese Mannschaft aber wird nicht auf
einerley Art unterhalten. Das ansehnlichste
Corps, sind die 4000 Leibeigene des Kaysers,
durch welche Benennung sie ihre Ergebenheit
gegen ihn anzeigen. Ihr Oberhaupt, der Da-
roga, ist ein ansehnlicher Befehlshaber, dem
man oft die Führung des Kriegesheers anver-
trauet. Alle Soldaten, die man unter eine
so erhabene Mannschaft nimmt, werden an
der Stirne bezeichnet. Aus ihnen nimmt man
die Mansepards, und andere Unterbefehlshaber,
sie nach und nach bis zur Stufe des Krieges-
omrahs zu erheben, welcher Titel unsern Gene-
rallieutenanten gleich kömmt.

Das Heer das täglich an den Thoren des
Pallastes gelagert ist, wo sich auch der Hof
aufhält, beträgt wenigstens 5000 Ritter, ohne
eine erstaunliche Menge Fußvolks zu rechnen,
damit Dehli und Agra, die beyden vornehmsten

Sitze
D d

der letzte ſo lange ganz Oſten mit dem Schrecken
ſeines Namens erfuͤllet hat.

Alle Mannſchaft dieſes großen Reichs, laͤßt
ſich in drey Abtheilungen bringen. Die erſte be-
ſtehet aus einem Kriegsheere, das immer unter-
halten wird, und ſich in des Großmogols Haupt-
ſtadt befindet, auch alle Tage vor ſeinem Pal-
laſt die Wache fuͤhret. Die zweyte, aus einer
Mannſchaft, die in allen Landſchaften des
Reichs zerſtreuet iſt, und die dritte aus Huͤlfs-
voͤlkern, welche die Vaſallen des Kayſers, die
Rajahs liefern muͤſſen.

Alle dieſe Mannſchaft aber wird nicht auf
einerley Art unterhalten. Das anſehnlichſte
Corps, ſind die 4000 Leibeigene des Kayſers,
durch welche Benennung ſie ihre Ergebenheit
gegen ihn anzeigen. Ihr Oberhaupt, der Da-
roga, iſt ein anſehnlicher Befehlshaber, dem
man oft die Fuͤhrung des Kriegesheers anver-
trauet. Alle Soldaten, die man unter eine
ſo erhabene Mannſchaft nimmt, werden an
der Stirne bezeichnet. Aus ihnen nimmt man
die Manſepards, und andere Unterbefehlshaber,
ſie nach und nach bis zur Stufe des Krieges-
omrahs zu erheben, welcher Titel unſern Gene-
rallieutenanten gleich koͤmmt.

Das Heer das taͤglich an den Thoren des
Pallaſtes gelagert iſt, wo ſich auch der Hof
aufhaͤlt, betraͤgt wenigſtens 5000 Ritter, ohne
eine erſtaunliche Menge Fußvolks zu rechnen,
damit Dehli und Agra, die beyden vornehmſten

Sitze
D d
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0443" n="417"/>
der letzte &#x017F;o lange ganz O&#x017F;ten mit dem Schrecken<lb/>
&#x017F;eines Namens erfu&#x0364;llet hat.</p><lb/>
          <p>Alle Mann&#x017F;chaft die&#x017F;es großen Reichs, la&#x0364;ßt<lb/>
&#x017F;ich in drey Abtheilungen bringen. Die er&#x017F;te be-<lb/>
&#x017F;tehet aus einem Kriegsheere, das immer unter-<lb/>
halten wird, und &#x017F;ich in des Großmogols Haupt-<lb/>
&#x017F;tadt befindet, auch alle Tage vor &#x017F;einem Pal-<lb/>
la&#x017F;t die Wache fu&#x0364;hret. Die zweyte, aus einer<lb/>
Mann&#x017F;chaft, die in allen Land&#x017F;chaften des<lb/>
Reichs zer&#x017F;treuet i&#x017F;t, und die dritte aus Hu&#x0364;lfs-<lb/>
vo&#x0364;lkern, welche die Va&#x017F;allen des Kay&#x017F;ers, die<lb/>
Rajahs liefern mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Alle die&#x017F;e Mann&#x017F;chaft aber wird nicht auf<lb/>
einerley Art unterhalten. Das an&#x017F;ehnlich&#x017F;te<lb/>
Corps, &#x017F;ind die 4000 Leibeigene des Kay&#x017F;ers,<lb/>
durch welche Benennung &#x017F;ie ihre Ergebenheit<lb/>
gegen ihn anzeigen. Ihr Oberhaupt, der <hi rendition="#fr">Da-<lb/>
roga,</hi> i&#x017F;t ein an&#x017F;ehnlicher Befehlshaber, dem<lb/>
man oft die Fu&#x0364;hrung des Kriegesheers anver-<lb/>
trauet. Alle Soldaten, die man unter eine<lb/>
&#x017F;o erhabene Mann&#x017F;chaft nimmt, werden an<lb/>
der Stirne bezeichnet. Aus ihnen nimmt man<lb/>
die Man&#x017F;epards, und andere Unterbefehlshaber,<lb/>
&#x017F;ie nach und nach bis zur Stufe des Krieges-<lb/>
omrahs zu erheben, welcher Titel un&#x017F;ern Gene-<lb/>
rallieutenanten gleich ko&#x0364;mmt.</p><lb/>
          <p>Das Heer das ta&#x0364;glich an den Thoren des<lb/>
Palla&#x017F;tes gelagert i&#x017F;t, wo &#x017F;ich auch der Hof<lb/>
aufha&#x0364;lt, betra&#x0364;gt wenig&#x017F;tens 5000 Ritter, ohne<lb/>
eine er&#x017F;taunliche Menge Fußvolks zu rechnen,<lb/>
damit Dehli und Agra, die beyden vornehm&#x017F;ten<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d</fw><fw place="bottom" type="catch">Sitze</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[417/0443] der letzte ſo lange ganz Oſten mit dem Schrecken ſeines Namens erfuͤllet hat. Alle Mannſchaft dieſes großen Reichs, laͤßt ſich in drey Abtheilungen bringen. Die erſte be- ſtehet aus einem Kriegsheere, das immer unter- halten wird, und ſich in des Großmogols Haupt- ſtadt befindet, auch alle Tage vor ſeinem Pal- laſt die Wache fuͤhret. Die zweyte, aus einer Mannſchaft, die in allen Landſchaften des Reichs zerſtreuet iſt, und die dritte aus Huͤlfs- voͤlkern, welche die Vaſallen des Kayſers, die Rajahs liefern muͤſſen. Alle dieſe Mannſchaft aber wird nicht auf einerley Art unterhalten. Das anſehnlichſte Corps, ſind die 4000 Leibeigene des Kayſers, durch welche Benennung ſie ihre Ergebenheit gegen ihn anzeigen. Ihr Oberhaupt, der Da- roga, iſt ein anſehnlicher Befehlshaber, dem man oft die Fuͤhrung des Kriegesheers anver- trauet. Alle Soldaten, die man unter eine ſo erhabene Mannſchaft nimmt, werden an der Stirne bezeichnet. Aus ihnen nimmt man die Manſepards, und andere Unterbefehlshaber, ſie nach und nach bis zur Stufe des Krieges- omrahs zu erheben, welcher Titel unſern Gene- rallieutenanten gleich koͤmmt. Das Heer das taͤglich an den Thoren des Pallaſtes gelagert iſt, wo ſich auch der Hof aufhaͤlt, betraͤgt wenigſtens 5000 Ritter, ohne eine erſtaunliche Menge Fußvolks zu rechnen, damit Dehli und Agra, die beyden vornehmſten Sitze D d

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/443
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/443>, abgerufen am 22.11.2024.