Hindistan liefert noch außer den vorhin ge- nannten Waaren, Diamanten, Indigo, Bi- sam, Lack u. s. w. womit es auswärtige Län- der versieht.
Viertes Kapitel.
Von der Macht und dem Reichthum des Großmogols.
Die erstaunliche Menge von Soldaten, die von diesem Monarchen beständig gehal- ten werden, macht sie weit furchtbarer als alle übrige indianische Fürsten. Man stellt sich in Europa fälschlich vor, ihre Heere wären mehr der Menge, als der Tapferkeit wegen schrecklich. Nicht Muth, sondern Kriegeskunst und Ge- schicklichkeit, sich der Waffen zu bedienen, man- geln dieser Mannschaft. An der Kriegeszucht und Fertigkeit würde sie der unsern sehr wei- chen; aber sie übertrift darinnen alle Indianer, und die meisten auch an Tapferkeit. Ohne auf die tartarischen Eroberer zurückzugehen die man als der Mogolen Vorfahren ansehen kann, so ist gewiß, daß Ekbar und Aurengzeb, nur durch die Tapferkeit ihrer Völker, die Gränzen ihres Reichs so weit erstreckt haben, und daß
der
Hindiſtan liefert noch außer den vorhin ge- nannten Waaren, Diamanten, Indigo, Bi- ſam, Lack u. ſ. w. womit es auswaͤrtige Laͤn- der verſieht.
Viertes Kapitel.
Von der Macht und dem Reichthum des Großmogols.
Die erſtaunliche Menge von Soldaten, die von dieſem Monarchen beſtaͤndig gehal- ten werden, macht ſie weit furchtbarer als alle uͤbrige indianiſche Fuͤrſten. Man ſtellt ſich in Europa faͤlſchlich vor, ihre Heere waͤren mehr der Menge, als der Tapferkeit wegen ſchrecklich. Nicht Muth, ſondern Kriegeskunſt und Ge- ſchicklichkeit, ſich der Waffen zu bedienen, man- geln dieſer Mannſchaft. An der Kriegeszucht und Fertigkeit wuͤrde ſie der unſern ſehr wei- chen; aber ſie uͤbertrift darinnen alle Indianer, und die meiſten auch an Tapferkeit. Ohne auf die tartariſchen Eroberer zuruͤckzugehen die man als der Mogolen Vorfahren anſehen kann, ſo iſt gewiß, daß Ekbar und Aurengzeb, nur durch die Tapferkeit ihrer Voͤlker, die Graͤnzen ihres Reichs ſo weit erſtreckt haben, und daß
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Hindiſtan liefert noch außer den vorhin ge-
nannten Waaren, Diamanten, Indigo, Bi-
ſam, Lack u. ſ. w. womit es auswaͤrtige Laͤn-
der verſieht.
Viertes Kapitel.
Von der Macht und dem Reichthum
des Großmogols.
Die erſtaunliche Menge von Soldaten, die
von dieſem Monarchen beſtaͤndig gehal-
ten werden, macht ſie weit furchtbarer als alle
uͤbrige indianiſche Fuͤrſten. Man ſtellt ſich in
Europa faͤlſchlich vor, ihre Heere waͤren mehr
der Menge, als der Tapferkeit wegen ſchrecklich.
Nicht Muth, ſondern Kriegeskunſt und Ge-
ſchicklichkeit, ſich der Waffen zu bedienen, man-
geln dieſer Mannſchaft. An der Kriegeszucht
und Fertigkeit wuͤrde ſie der unſern ſehr wei-
chen; aber ſie uͤbertrift darinnen alle Indianer,
und die meiſten auch an Tapferkeit. Ohne auf
die tartariſchen Eroberer zuruͤckzugehen die man
als der Mogolen Vorfahren anſehen kann, ſo
iſt gewiß, daß Ekbar und Aurengzeb, nur
durch die Tapferkeit ihrer Voͤlker, die Graͤnzen
ihres Reichs ſo weit erſtreckt haben, und daß
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/442>, abgerufen am 22.11.2024.
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