Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite
5) Das fünfte gebietet die Gutthätigkeit
gegen die Armen in Essen, Trinken und
Gelde, nachdem es ihr Bedürfniß und
des Gebers Vermögen mit sich bringt.
6) Das sechste verbietet die Unterdrückung,
Beleidigung und Ueberwältigung der
Armen.
7) Das siebente befiehlt die Feyer gewisser
Festtage ohne alle Ausschweifungen.
8) Das achte verbietet alles Stehlen, es
sey so geringe als es wolle, oder die Ent-
wendung desjenigen, was einem anver-
traut worden. Dagegen gebietet es, mit
dem Lohn, den ein andrer für die Arbeit
giebt, zufrieden zu seyn, weil niemand
zum Eigenthum eines andern ein Recht
hat.

Ein jeder Stamm hat von diesen acht Ge-
boten -- zwey erhalten. Die Braminen nah-
men das erste und zweyte Gebot, weil ein gros-
ser Theil ihrer Religion darinn besteht, keine
Kreaturen zu tödten. Den Kaufleuten sind die-
se Gebote gleichfalls auferlegt, weil sie den
Braminen am nächsten kommen. Das dritte
und vierte Gebot, welches die Andacht befiehlt,
und allen Betrug im Handel und Wandel ver-
bietet, geht blos die Shudderi an. Das
fünfte und sechste Gebot geht die Kutteri an,
weil diejenigen, welche Macht besitzen, sich der
Ueberwältigung am ehesten schuldig machen
können. Das siebente und achte Gebot bezieht

sich
F f
5) Das fuͤnfte gebietet die Gutthaͤtigkeit
gegen die Armen in Eſſen, Trinken und
Gelde, nachdem es ihr Beduͤrfniß und
des Gebers Vermoͤgen mit ſich bringt.
6) Das ſechſte verbietet die Unterdruͤckung,
Beleidigung und Ueberwaͤltigung der
Armen.
7) Das ſiebente befiehlt die Feyer gewiſſer
Feſttage ohne alle Ausſchweifungen.
8) Das achte verbietet alles Stehlen, es
ſey ſo geringe als es wolle, oder die Ent-
wendung desjenigen, was einem anver-
traut worden. Dagegen gebietet es, mit
dem Lohn, den ein andrer fuͤr die Arbeit
giebt, zufrieden zu ſeyn, weil niemand
zum Eigenthum eines andern ein Recht
hat.

Ein jeder Stamm hat von dieſen acht Ge-
boten — zwey erhalten. Die Braminen nah-
men das erſte und zweyte Gebot, weil ein groſ-
ſer Theil ihrer Religion darinn beſteht, keine
Kreaturen zu toͤdten. Den Kaufleuten ſind die-
ſe Gebote gleichfalls auferlegt, weil ſie den
Braminen am naͤchſten kommen. Das dritte
und vierte Gebot, welches die Andacht befiehlt,
und allen Betrug im Handel und Wandel ver-
bietet, geht blos die Shudderi an. Das
fuͤnfte und ſechſte Gebot geht die Kutteri an,
weil diejenigen, welche Macht beſitzen, ſich der
Ueberwaͤltigung am eheſten ſchuldig machen
koͤnnen. Das ſiebente und achte Gebot bezieht

ſich
F f
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0475" n="449"/>
          <list>
            <item>5) Das <hi rendition="#fr">fu&#x0364;nfte</hi> gebietet die Guttha&#x0364;tigkeit<lb/>
gegen die Armen in E&#x017F;&#x017F;en, Trinken und<lb/>
Gelde, nachdem es ihr Bedu&#x0364;rfniß und<lb/>
des Gebers Vermo&#x0364;gen mit &#x017F;ich bringt.</item><lb/>
            <item>6) Das <hi rendition="#fr">&#x017F;ech&#x017F;te</hi> verbietet die Unterdru&#x0364;ckung,<lb/>
Beleidigung und Ueberwa&#x0364;ltigung der<lb/>
Armen.</item><lb/>
            <item>7) Das <hi rendition="#fr">&#x017F;iebente</hi> befiehlt die Feyer gewi&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Fe&#x017F;ttage ohne alle Aus&#x017F;chweifungen.</item><lb/>
            <item>8) Das <hi rendition="#fr">achte</hi> verbietet alles Stehlen, es<lb/>
&#x017F;ey &#x017F;o geringe als es wolle, oder die Ent-<lb/>
wendung desjenigen, was einem anver-<lb/>
traut worden. Dagegen gebietet es, mit<lb/>
dem Lohn, den ein andrer fu&#x0364;r die Arbeit<lb/>
giebt, zufrieden zu &#x017F;eyn, weil niemand<lb/>
zum Eigenthum eines andern ein Recht<lb/>
hat.</item>
          </list><lb/>
          <p>Ein jeder Stamm hat von die&#x017F;en acht Ge-<lb/>
boten &#x2014; zwey erhalten. Die Braminen nah-<lb/>
men das er&#x017F;te und zweyte Gebot, weil ein gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er Theil ihrer Religion darinn be&#x017F;teht, keine<lb/>
Kreaturen zu to&#x0364;dten. Den Kaufleuten &#x017F;ind die-<lb/>
&#x017F;e Gebote gleichfalls auferlegt, weil &#x017F;ie den<lb/>
Braminen am na&#x0364;ch&#x017F;ten kommen. Das dritte<lb/>
und vierte Gebot, welches die Andacht befiehlt,<lb/>
und allen Betrug im Handel und Wandel ver-<lb/>
bietet, geht blos die <hi rendition="#fr">Shudderi</hi> an. Das<lb/>
fu&#x0364;nfte und &#x017F;ech&#x017F;te Gebot geht die <hi rendition="#fr">Kutteri</hi> an,<lb/>
weil diejenigen, welche Macht be&#x017F;itzen, &#x017F;ich der<lb/>
Ueberwa&#x0364;ltigung am ehe&#x017F;ten &#x017F;chuldig machen<lb/>
ko&#x0364;nnen. Das &#x017F;iebente und achte Gebot bezieht<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ich</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[449/0475] 5) Das fuͤnfte gebietet die Gutthaͤtigkeit gegen die Armen in Eſſen, Trinken und Gelde, nachdem es ihr Beduͤrfniß und des Gebers Vermoͤgen mit ſich bringt. 6) Das ſechſte verbietet die Unterdruͤckung, Beleidigung und Ueberwaͤltigung der Armen. 7) Das ſiebente befiehlt die Feyer gewiſſer Feſttage ohne alle Ausſchweifungen. 8) Das achte verbietet alles Stehlen, es ſey ſo geringe als es wolle, oder die Ent- wendung desjenigen, was einem anver- traut worden. Dagegen gebietet es, mit dem Lohn, den ein andrer fuͤr die Arbeit giebt, zufrieden zu ſeyn, weil niemand zum Eigenthum eines andern ein Recht hat. Ein jeder Stamm hat von dieſen acht Ge- boten — zwey erhalten. Die Braminen nah- men das erſte und zweyte Gebot, weil ein groſ- ſer Theil ihrer Religion darinn beſteht, keine Kreaturen zu toͤdten. Den Kaufleuten ſind die- ſe Gebote gleichfalls auferlegt, weil ſie den Braminen am naͤchſten kommen. Das dritte und vierte Gebot, welches die Andacht befiehlt, und allen Betrug im Handel und Wandel ver- bietet, geht blos die Shudderi an. Das fuͤnfte und ſechſte Gebot geht die Kutteri an, weil diejenigen, welche Macht beſitzen, ſich der Ueberwaͤltigung am eheſten ſchuldig machen koͤnnen. Das ſiebente und achte Gebot bezieht ſich F f

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/475
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/475>, abgerufen am 22.11.2024.