finden in des Lords Auszuge nichts von den ausschweifenden Geschlechtsregistern und roman- haften Abendtheuren der hindistanischen Götter. Es hat also das Ansehen, als wenn die erste Religion der Hindistaner von aller Abgötterey frey gewesen. (Man sehe hierüber Lords Descript. of the Banian religion, ap. Church. Collect. 326. ch. 11.)
Diese vorläufigen Nachrichten, welche wir von den alten Grundsätzen der Religion Hindi- stans gegeben haben, können uns der Arbeit überheben, uns in eine weitläuftige Beschrei- bung der hindistanischen Religion, wie sie heu- tiges Tages in Indien gelehrt und ausgeübt wird, einzulaßen. Wir wollen hier nur die vornehmsten Zusätze anführen, die durch der Priester Betrug, die der Erweiterung in Reli- gionssachen nicht satt werden können, noch wei- ter hinzugefügt worden.
Daß die heiligen Bücher der Hindistaner den Glauben an einen einigen Gott lehren und fodern, sicht man aus dem Auszuge aus dem Shaster, den wir vorhin mitgetheilt haben, und es giebt unter den Braminen eine besondere Sekte (von der weiter unten), die nicht mehr als einen Gott annimmt. Die übrigen die sich mit der Förderung der Religion des Pöbels, oder der Vielgötterey, beschäftigen, erkennen dennoch nur einen allerhöchsten Gott. Diesem legen sie unzählige Namen bey. Fast eine jede Sekte hat
ihre
finden in des Lords Auszuge nichts von den ausſchweifenden Geſchlechtsregiſtern und roman- haften Abendtheuren der hindiſtaniſchen Goͤtter. Es hat alſo das Anſehen, als wenn die erſte Religion der Hindiſtaner von aller Abgoͤtterey frey geweſen. (Man ſehe hieruͤber Lords Deſcript. of the Banian religion, ap. Church. Collect. 326. ch. 11.)
Dieſe vorlaͤufigen Nachrichten, welche wir von den alten Grundſaͤtzen der Religion Hindi- ſtans gegeben haben, koͤnnen uns der Arbeit uͤberheben, uns in eine weitlaͤuftige Beſchrei- bung der hindiſtaniſchen Religion, wie ſie heu- tiges Tages in Indien gelehrt und ausgeuͤbt wird, einzulaßen. Wir wollen hier nur die vornehmſten Zuſaͤtze anfuͤhren, die durch der Prieſter Betrug, die der Erweiterung in Reli- gionsſachen nicht ſatt werden koͤnnen, noch wei- ter hinzugefuͤgt worden.
Daß die heiligen Buͤcher der Hindiſtaner den Glauben an einen einigen Gott lehren und fodern, ſicht man aus dem Auszuge aus dem Shaſter, den wir vorhin mitgetheilt haben, und es giebt unter den Braminen eine beſondere Sekte (von der weiter unten), die nicht mehr als einen Gott annimmt. Die uͤbrigen die ſich mit der Foͤrderung der Religion des Poͤbels, oder der Vielgoͤtterey, beſchaͤftigen, erkennen dennoch nur einen allerhoͤchſten Gott. Dieſem legen ſie unzaͤhlige Namen bey. Faſt eine jede Sekte hat
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[456/0482]
finden in des Lords Auszuge nichts von den
ausſchweifenden Geſchlechtsregiſtern und roman-
haften Abendtheuren der hindiſtaniſchen Goͤtter.
Es hat alſo das Anſehen, als wenn die erſte
Religion der Hindiſtaner von aller Abgoͤtterey
frey geweſen. (Man ſehe hieruͤber Lords
Deſcript. of the Banian religion, ap. Church.
Collect. 326. ch. 11.)
Dieſe vorlaͤufigen Nachrichten, welche wir
von den alten Grundſaͤtzen der Religion Hindi-
ſtans gegeben haben, koͤnnen uns der Arbeit
uͤberheben, uns in eine weitlaͤuftige Beſchrei-
bung der hindiſtaniſchen Religion, wie ſie heu-
tiges Tages in Indien gelehrt und ausgeuͤbt
wird, einzulaßen. Wir wollen hier nur die
vornehmſten Zuſaͤtze anfuͤhren, die durch der
Prieſter Betrug, die der Erweiterung in Reli-
gionsſachen nicht ſatt werden koͤnnen, noch wei-
ter hinzugefuͤgt worden.
Daß die heiligen Buͤcher der Hindiſtaner
den Glauben an einen einigen Gott lehren und
fodern, ſicht man aus dem Auszuge aus dem
Shaſter, den wir vorhin mitgetheilt haben,
und es giebt unter den Braminen eine beſondere
Sekte (von der weiter unten), die nicht mehr als
einen Gott annimmt. Die uͤbrigen die ſich mit
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/482>, abgerufen am 22.11.2024.
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