Sogatrakavaschen, der nicht weniger als fünf hundert Köpfe und tausend Hände hatte. Brama soll auch von Gott die Macht erhalten haben, so viel Kinder zu zeugen, als ihm be- liebe. Unter diesen war Kassiopa, der Vater der guten und bösen Engel.
Vistnou. Der Name Vistnou, Vist- num oder Wishtnum, scheint mit dem Na- men Beshen, einerley zu seyn. Es werden ihm, so wie dem Brama, verschiedene Namen beygelegt. -- Dieser Vistnou hat, nach dem Bericht der Malabaren, gleichfalls seinen Ur- sprung vom Quivelinga. Das Ansehen in welcher er stehet, ist sehr groß, und seine An- hänger schreiben ihm eine unendliche Ausdeh- nung zu, und sagen, daß er allen Raum er- fülle. Dennoch behaupten sie, daß er in dem Milchmeere (wovon unten ein mehrers) woh- ne. Zu seinem Bette machen sie eine Schlan- ge, Annatan, welche fünf Köpfe hat. Zwey davon dienen ihm statt des Küssens, einer statt des Polsters, und auf zween ruhen seine Hän- de. Aus dieser Ursache tödten sie auch nie die Schlangen, ungeachtet sie ihnen oft viel Scha- den verursachen. Die Anbeter des Vistnou, lassen es nicht dabey bewenden, ihn für den Erhalter der Welt zu halten, sondern sie legen ihm auch vieles bey, was sonst dem Brama zukommt. Denn sie meynen, Vistnou theile die Menschen in Reiche, Arme und Mittlere ein: nicht genug, er habe sogar den Brama er-
schaffen.
Sogatrakavaſchen, der nicht weniger als fuͤnf hundert Koͤpfe und tauſend Haͤnde hatte. Brama ſoll auch von Gott die Macht erhalten haben, ſo viel Kinder zu zeugen, als ihm be- liebe. Unter dieſen war Kaſſiopa, der Vater der guten und boͤſen Engel.
Viſtnou. Der Name Viſtnou, Viſt- num oder Wiſhtnum, ſcheint mit dem Na- men Beſhen, einerley zu ſeyn. Es werden ihm, ſo wie dem Brama, verſchiedene Namen beygelegt. — Dieſer Viſtnou hat, nach dem Bericht der Malabaren, gleichfalls ſeinen Ur- ſprung vom Quivelinga. Das Anſehen in welcher er ſtehet, iſt ſehr groß, und ſeine An- haͤnger ſchreiben ihm eine unendliche Ausdeh- nung zu, und ſagen, daß er allen Raum er- fuͤlle. Dennoch behaupten ſie, daß er in dem Milchmeere (wovon unten ein mehrers) woh- ne. Zu ſeinem Bette machen ſie eine Schlan- ge, Annatan, welche fuͤnf Koͤpfe hat. Zwey davon dienen ihm ſtatt des Kuͤſſens, einer ſtatt des Polſters, und auf zween ruhen ſeine Haͤn- de. Aus dieſer Urſache toͤdten ſie auch nie die Schlangen, ungeachtet ſie ihnen oft viel Scha- den verurſachen. Die Anbeter des Viſtnou, laſſen es nicht dabey bewenden, ihn fuͤr den Erhalter der Welt zu halten, ſondern ſie legen ihm auch vieles bey, was ſonſt dem Brama zukommt. Denn ſie meynen, Viſtnou theile die Menſchen in Reiche, Arme und Mittlere ein: nicht genug, er habe ſogar den Brama er-
ſchaffen.
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Sogatrakavaſchen, der nicht weniger als fuͤnf
hundert Koͤpfe und tauſend Haͤnde hatte.
Brama ſoll auch von Gott die Macht erhalten
haben, ſo viel Kinder zu zeugen, als ihm be-
liebe. Unter dieſen war Kaſſiopa, der Vater
der guten und boͤſen Engel.
Viſtnou. Der Name Viſtnou, Viſt-
num oder Wiſhtnum, ſcheint mit dem Na-
men Beſhen, einerley zu ſeyn. Es werden
ihm, ſo wie dem Brama, verſchiedene Namen
beygelegt. — Dieſer Viſtnou hat, nach dem
Bericht der Malabaren, gleichfalls ſeinen Ur-
ſprung vom Quivelinga. Das Anſehen in
welcher er ſtehet, iſt ſehr groß, und ſeine An-
haͤnger ſchreiben ihm eine unendliche Ausdeh-
nung zu, und ſagen, daß er allen Raum er-
fuͤlle. Dennoch behaupten ſie, daß er in dem
Milchmeere (wovon unten ein mehrers) woh-
ne. Zu ſeinem Bette machen ſie eine Schlan-
ge, Annatan, welche fuͤnf Koͤpfe hat. Zwey
davon dienen ihm ſtatt des Kuͤſſens, einer ſtatt
des Polſters, und auf zween ruhen ſeine Haͤn-
de. Aus dieſer Urſache toͤdten ſie auch nie die
Schlangen, ungeachtet ſie ihnen oft viel Scha-
den verurſachen. Die Anbeter des Viſtnou,
laſſen es nicht dabey bewenden, ihn fuͤr den
Erhalter der Welt zu halten, ſondern ſie legen
ihm auch vieles bey, was ſonſt dem Brama
zukommt. Denn ſie meynen, Viſtnou theile
die Menſchen in Reiche, Arme und Mittlere
ein: nicht genug, er habe ſogar den Brama er-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/488>, abgerufen am 22.11.2024.
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