Seite, die ihm in seinen mannichfachen Ge- schäften Beystand leisten.
Die Braminen setzen noch zu den vielen Er- dichtungen hinzu, daß Brama anfangs fünf Köpfe gehabt. Und da in seinem Bildniß nur vier Köpfe zu sehen sind; so geben sie vor, er habe den fünften in einem Streite mit den Ischu- ren verlohren. Der Streit zwischen diesen bey- den Göttern wird verschiedentlich erzählt, und da wir uns mit Recensirung der mancherley Er- zehlungen nicht abgeben müssen, wenn wir un- serm Plane wollen getreu bleiben; so wird uns der Leser hiervon dispensiren.
Fragt man, wo Brama seine Wohnung habe, so sagen sie uns, daß er in Brama Lo- kon oder Logum residire, welches unter allen Welten die höchste, und dem Himmel die näch- ste ist, in welcher Gott selbst wohnet. Sie meynen auch, daß er nach einer gewissen Reihe von Jahren sterben, und wieder auferstehen werde. -- Die Hindistaner schreiben dem Brama zwey Weiber zu. Die eine heist Sa- rasvati, welches seine eigne Tochter soll gewe- sen seyn, daher ist das Sprichwort bey ihnen: du mußt es nicht machen wie Brama. Die andere heißt Qviatri. Diese war unfruchtbar. Von der ersten wird ein Sohn, Namens Des- va, angegeben. Und aus dem Blute, das aus seinem Halse floß, wie ihm sein fünfter Kopf abgerissen wurde, enstand sein Sohn,
Soga-
Seite, die ihm in ſeinen mannichfachen Ge- ſchaͤften Beyſtand leiſten.
Die Braminen ſetzen noch zu den vielen Er- dichtungen hinzu, daß Brama anfangs fuͤnf Koͤpfe gehabt. Und da in ſeinem Bildniß nur vier Koͤpfe zu ſehen ſind; ſo geben ſie vor, er habe den fuͤnften in einem Streite mit den Iſchu- ren verlohren. Der Streit zwiſchen dieſen bey- den Goͤttern wird verſchiedentlich erzaͤhlt, und da wir uns mit Recenſirung der mancherley Er- zehlungen nicht abgeben muͤſſen, wenn wir un- ſerm Plane wollen getreu bleiben; ſo wird uns der Leſer hiervon diſpenſiren.
Fragt man, wo Brama ſeine Wohnung habe, ſo ſagen ſie uns, daß er in Brama Lo- kon oder Logum reſidire, welches unter allen Welten die hoͤchſte, und dem Himmel die naͤch- ſte iſt, in welcher Gott ſelbſt wohnet. Sie meynen auch, daß er nach einer gewiſſen Reihe von Jahren ſterben, und wieder auferſtehen werde. — Die Hindiſtaner ſchreiben dem Brama zwey Weiber zu. Die eine heiſt Sa- raſvati, welches ſeine eigne Tochter ſoll gewe- ſen ſeyn, daher iſt das Sprichwort bey ihnen: du mußt es nicht machen wie Brama. Die andere heißt Qviatri. Dieſe war unfruchtbar. Von der erſten wird ein Sohn, Namens Deſ- va, angegeben. Und aus dem Blute, das aus ſeinem Halſe floß, wie ihm ſein fuͤnfter Kopf abgeriſſen wurde, enſtand ſein Sohn,
Soga-
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Seite, die ihm in ſeinen mannichfachen Ge-
ſchaͤften Beyſtand leiſten.
Die Braminen ſetzen noch zu den vielen Er-
dichtungen hinzu, daß Brama anfangs fuͤnf
Koͤpfe gehabt. Und da in ſeinem Bildniß nur
vier Koͤpfe zu ſehen ſind; ſo geben ſie vor, er habe
den fuͤnften in einem Streite mit den Iſchu-
ren verlohren. Der Streit zwiſchen dieſen bey-
den Goͤttern wird verſchiedentlich erzaͤhlt, und
da wir uns mit Recenſirung der mancherley Er-
zehlungen nicht abgeben muͤſſen, wenn wir un-
ſerm Plane wollen getreu bleiben; ſo wird uns
der Leſer hiervon diſpenſiren.
Fragt man, wo Brama ſeine Wohnung
habe, ſo ſagen ſie uns, daß er in Brama Lo-
kon oder Logum reſidire, welches unter allen
Welten die hoͤchſte, und dem Himmel die naͤch-
ſte iſt, in welcher Gott ſelbſt wohnet. Sie
meynen auch, daß er nach einer gewiſſen Reihe
von Jahren ſterben, und wieder auferſtehen
werde. — Die Hindiſtaner ſchreiben dem
Brama zwey Weiber zu. Die eine heiſt Sa-
raſvati, welches ſeine eigne Tochter ſoll gewe-
ſen ſeyn, daher iſt das Sprichwort bey ihnen:
du mußt es nicht machen wie Brama. Die
andere heißt Qviatri. Dieſe war unfruchtbar.
Von der erſten wird ein Sohn, Namens Deſ-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/487>, abgerufen am 22.11.2024.
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