Wir wenden uns nun zu der zweyten Reli- gionssecte, welche in Japan herrscht. Dieß ist die Secte des Budso. Von dem Stifter die- ser Secte, der Buds oder Xaca heißt, haben wir bereits im vorhergehenden geredet, und be- gnügen uns damit, den Leser nur mit den wich- tigsten Lehren desselben bekannt zu machen. -- Einige japanische Geschichtschreiber wollen versi- chern, daß die Lehre des Buds ohngefähr sech- zig Jahr vor Christi Geburt eingeführt sey. Von dieser Zeit an bis in das fünf hundert und funfzigste Jahr, soll sie nicht viel Aufsehens gemacht haben. Allein von dieser Zeit, rechnet man, soll sie so tiefe Wurzel gefaßt haben, daß sie nunmehr die blühenste von ganz Japan ist. Ein ansehnlicher Theil der Sintoisten hat viele Lehren dieser Secte angenommen, dadurch die große Spaltung der Sintoisten in zwey Sec- ten, wovon bereits oben geredt, entstanden ist. Die wesentlichste Punkte der Budsoistischen Religion wollen wir hier aus einem bekannten und allgemein geschätzten Reisebeschreiber über- setzt mittheilen:
1) Die Seelen der Menschen und Thiere sind unsterblich: sie haben ursprünglich einerley Wesen, und sind nur durch die verschiedenen Körper, die sie beleben, von einander verschieden.
2) So bald die Seelen der Menschen vom Körper getrennt sind; so werden sie in einem andern Leben, je nachdem sie schlimm oder gut gehandelt haben, gestraft oder belohnt.
3) Der
Wir wenden uns nun zu der zweyten Reli- gionsſecte, welche in Japan herrſcht. Dieß iſt die Secte des Budſo. Von dem Stifter die- ſer Secte, der Buds oder Xaca heißt, haben wir bereits im vorhergehenden geredet, und be- gnuͤgen uns damit, den Leſer nur mit den wich- tigſten Lehren deſſelben bekannt zu machen. — Einige japaniſche Geſchichtſchreiber wollen verſi- chern, daß die Lehre des Buds ohngefaͤhr ſech- zig Jahr vor Chriſti Geburt eingefuͤhrt ſey. Von dieſer Zeit an bis in das fuͤnf hundert und funfzigſte Jahr, ſoll ſie nicht viel Aufſehens gemacht haben. Allein von dieſer Zeit, rechnet man, ſoll ſie ſo tiefe Wurzel gefaßt haben, daß ſie nunmehr die bluͤhenſte von ganz Japan iſt. Ein anſehnlicher Theil der Sintoiſten hat viele Lehren dieſer Secte angenommen, dadurch die große Spaltung der Sintoiſten in zwey Sec- ten, wovon bereits oben geredt, entſtanden iſt. Die weſentlichſte Punkte der Budſoiſtiſchen Religion wollen wir hier aus einem bekannten und allgemein geſchaͤtzten Reiſebeſchreiber uͤber- ſetzt mittheilen:
1) Die Seelen der Menſchen und Thiere ſind unſterblich: ſie haben urſpruͤnglich einerley Weſen, und ſind nur durch die verſchiedenen Koͤrper, die ſie beleben, von einander verſchieden.
2) So bald die Seelen der Menſchen vom Koͤrper getrennt ſind; ſo werden ſie in einem andern Leben, je nachdem ſie ſchlimm oder gut gehandelt haben, geſtraft oder belohnt.
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Wir wenden uns nun zu der zweyten Reli-
gionsſecte, welche in Japan herrſcht. Dieß iſt
die Secte des Budſo. Von dem Stifter die-
ſer Secte, der Buds oder Xaca heißt, haben
wir bereits im vorhergehenden geredet, und be-
gnuͤgen uns damit, den Leſer nur mit den wich-
tigſten Lehren deſſelben bekannt zu machen. —
Einige japaniſche Geſchichtſchreiber wollen verſi-
chern, daß die Lehre des Buds ohngefaͤhr ſech-
zig Jahr vor Chriſti Geburt eingefuͤhrt ſey.
Von dieſer Zeit an bis in das fuͤnf hundert
und funfzigſte Jahr, ſoll ſie nicht viel Aufſehens
gemacht haben. Allein von dieſer Zeit, rechnet
man, ſoll ſie ſo tiefe Wurzel gefaßt haben, daß
ſie nunmehr die bluͤhenſte von ganz Japan iſt.
Ein anſehnlicher Theil der Sintoiſten hat viele
Lehren dieſer Secte angenommen, dadurch die
große Spaltung der Sintoiſten in zwey Sec-
ten, wovon bereits oben geredt, entſtanden iſt.
Die weſentlichſte Punkte der Budſoiſtiſchen
Religion wollen wir hier aus einem bekannten
und allgemein geſchaͤtzten Reiſebeſchreiber uͤber-
ſetzt mittheilen:
1) Die Seelen der Menſchen und Thiere
ſind unſterblich: ſie haben urſpruͤnglich einerley
Weſen, und ſind nur durch die verſchiedenen
Koͤrper, die ſie beleben, von einander verſchieden.
2) So bald die Seelen der Menſchen vom
Koͤrper getrennt ſind; ſo werden ſie in einem
andern Leben, je nachdem ſie ſchlimm oder gut
gehandelt haben, geſtraft oder belohnt.
3) Der
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/52>, abgerufen am 21.11.2024.
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